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50 Jahre Niedergang der Liturgie

Bild: http://www.internetmonk.com/archive/lets-discuss-open-or-closed-communionIn seinem neuesten Beitrag auf Onepeterfive lenkt Peter Kwasniewski den Blick darauf, daß die gegenwärtige Verwirrung um zentrale Wahrheiten der Lehre nicht aus heiterem Himmel über die Kirche gekommen ist. Vorausgegangen ist ein über 50-jähriger Prozesse der Entsakralisierung der Liturgie, der zusammen mit der im gleichen Zeitraum betriebenen systematischen Infragestellung wichtiger Glaubensinhalte dazu geführt hat, daß die Lehre der Kirche für viele Menschen immer weniger sichtbar und begreifbar geworden sind. Wie soll man an das Wirken der Übernatur glauben können, wenn im sichtbaren Auftreten und Handeln der Kirche überwiegend Diesseitiges zur Sprache und zum Ausdruck kommt, während das Bild der jenseitigen Welt immer schwächer und konturloser wird? Und die Eucharistie – nach der bekannten Formulierung des 2. Vatikanums immerhin „Quelle und Gipfelpunkt“ allen Tuns der Kirche – ist davon besonders betroffen.

Als ersten Schritt zur Beschädigung des überlieferten Eucharistieverständnisses benennt Kwasniewski die Handkommunion, als zweiten die Beauftragung von Laien als Kommunionspender – beides war ein betonter Bruch mit der Vergangenheit und hat enorm zur Trivialisierung des Verständnisses für den Leib des Herrn beigetragen. Als weitere Elemente nennt er die Ablösung der Liturgiesprache Latein durch die Umgangssprachen, die Ersetzung von Pfeifenorgel und Choral durch Gitarren und oft musikalisch wie theologisch völlig anspruchslose Liedchen, die Hinwendung der Altäre „zum Volk“, die den Zelebranten als Talkmaster erscheinen läßt, die Entfernung der Kommunionbänke, das Verstecken der Tabernakel und die gezielt gewöhnliche Gestaltung von Messgewändern und -gefäßen. Alles ging in die gleiche Richtung: Desakralisierung und Säkularisierung. Die Folge: Viele wissen gar nicht mehr, worum es beim eucharistischen Opfer geht und haben jeden Begriff davon verloren, daß es besonderer Voraussetzungen bedarf, um würdige den Leib des Herrn zu empfangen. Der Kommuniongang für alle ist quasi slbstverständlicher Bestandteil des Sonntagsgottesdienstes geworden, während die Vorbereitung insbesondere durch die Beichte in Vergessenheit geraten ist.

Das Ergebnis der über viele Jahrzehnte hinweggehenden Entwicklung beschreibt Kwasniewski so:

So wurde auf geradezu teuflische Weise der Grund für das letzte Stadium bereitet, in dem sämtliche Hindernisse des Kommunionempfanges theoretisch und praktisch aufgehoben werden. In einem allgemeinen Umfeld, in dem alle, die überhaupt noch die Messe besuchen, zur Kommunion gehen mußte es als grausame und unverhätnismäßige Strafe erscheinen, eine Handvoll sogenannter „wiederverheirateter Geschiedener“ für eine besondere Disziplin auszusondern: „Ihr dürft nicht zur Kommunion gehen – aber ansonsten sind alle eingeladen, die masturbierenden und der Unzucht frönenden Teenager, die künstliche Empfängnisverhütung betreibenden Ehepaare, die Familien, die schon einmal die Sonntagsmesse wegen einer Sportveranstaltung ausfallen lassen – alles ok.“

Wenn der Glaube an das eigentliche Wesen des Messopfers und der Eucharistie zerstört ist, kann es all diese Hindernisse nicht mehr geben. Und die Zerstörungen der letzten Jahre waren weitreichend und fast vollkommen – eingeleitet und befördert durch die angeblich nur formalen Veränderungen in der Gestalt der Liturgie. Kwasniewski fasst zusammen:

Die Amoriter, wie wir sie nennen könnten, sehen „die Eucharistie“ als geschwisterliche Versammlung, als soziale Begegnung, als eine Bekräftigung der menschlichen Würde, eine Feier von Gottes „unbedingter Liebe“ und was es da sonst noch an Phrasen geben mag. Im Rahmen dieser rein horizontal und oberflächlich ausgerichteten Theologie gibt es keinen Platz für Voraussetzungen oder Verbote: Jeder ist willkommen, alles ist möglich! Da die Eucharistie als Mahl für Gottes Hinwendung zum Sünder gilt, kann es keinen Grund geben, irgend jemanden aus irgend einem Grund von der Teilnahme am „Mahl des Überflusses“ auszuschließen.

Amoris Laetitia passt in den allgemeinen Zug der Zeit, der die hl. Messe ihrer transzendenten, geheimnisvollen, schrecklichen und herausfordernden Opfer-Wirklichkeit entkleidet hat und sie immer mehr in Richtung einer gewöhnlichen Mahlveranstaltung gelenkt hat, bei der ganz gewöhnliche Leute in einem ganz und gar diesseitigen Bezugsfeld ganz gewöhnliche Dinge tun. Das alles mit mit einer gezwungenen Spontaneität und einer irritierenden Banalität, die ganz und gar nicht in der Lage waren, die Massen anzuziehen, die Paul VI. vorhergesagt hatte. Was soll man denn bei einer solchen Messe sonst tun, als zu Kommunion zu gehen?

Den vollständigen Text von Peter Kwasniewski finden sie unter dem bereits eingangs gegebenen Link zu Onepeterfive. Der nicht nur für deutsche Ohren etwas irritierende Name des Portals steht übrigens für den Ersten Petrusbrief, fünftes Kapitel.

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