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Zeugnisse der Apostasie II

Was für eine Woche. Aus Rom kommen Gerüchte – zuerst gibt es nur Gerüchte und Dementis, und dann steht es plötzlich in den Acta Apostilicae Sedis – daß der Vatikan bisher als „romtreu“ bezeichneten Untergrundbischöfe Chinas aufgefordert habe, von ihren Ämtern zurückzutreten, um den von der kommunistischen Partei ernannten Bischöfen Platz zu machen – Neue Ostpolitik. Ein anderes Gerücht besagt, Papst Franziskus wolle alle Priester der Kirche zu einem Treueid auf sein persönliches Lehramt verpflichten – abzulegen vor dem Ortsbischof oder Ordinarius; Eidverweigerer verfielen der Strafe der Suspendierung a divinis. Weder Gerücht noch fake news ist die Meldung, der Präfekt der Kleruskongregation wolle neu über verheiratete Priester nachdenken. Nun gibt es solche schon seit längerem – als Sonderregelung für Geistliche aus protestantischen Gemeinschaften, die katholisch werden und nach einer mehr oder weniger langen Vorbereitungszeit zu Priestern geweiht werden können. Sehr viele von diesen sind freilich zutiefst im traditionellen christlichen Glauben verankert und passen gar nicht so recht in aktuelle Leitbilder. Die gegenwärtige Diskussion scheint denn auch eher darauf ab zu zielen, den Zölibat grundsätzlich in Frage zu stellen oder zumindest die Tore weit für die zu öffnen, von denen größere Zeitgeistkompatibilität zu erwarten ist.

Nachdem Papst Franziskus kürzlich einen dahingehenden Anstoß gegeben hatte, haben die italienischen und die französischen Bischöfe – entsprechende Pläne waren allerdings schon seit Jahren in der Diskussion – das Vaterunser bereits pflegeleicht umformuliert. Die deutschen Bischöfe wollen es zumindest vorerst beim zum letzten Mal vor 50 Jahren modernisierten Text belassen – nicht aus grundsätzlichen Überlegungen, sondern wegen ökumenischer Rücksichten. Dieses Nicht-Eingehen auf einen päpstlichen Vorschlag, der auch bei deutschen Theologen seit langem Fürsprecher hat, erregte – in interssierten Kreisen – umso mehr Aufsehen, als die bischöfliche Website auch einen äußerst kritischen Bericht  zum rundum mißglückten Papstbesuch in Chile veröffentlichte – einschließlich eines Photos von einer weit unter den Erwartungen besuchten Nicht-Massen-Veranstaltung. Erste Absetzbewegungen von einem sinkenden Schiff? Aber in welcher Richtung?

Vermutlich ebenfalls aus ökumenischen Rücksichten signalisiert Kardinal Marx die Aussöhnung mit den Abtreibungs-Ermöglichern von Donum Vitae – naja, nach der Verleihung eines hohen päpstlichen Ordens an die weltweit führende Abtreibungpropagandistin Lilianne Ploumen – natürlich nur aus diplomatischen Gründen – war das ja auch irgendwie fällig. Eine lesenswerte Überlegung, warum es zu diesem Ekklat gekommen ist, aber bei Einhaltung des überkommenen Regelwerks nicht hätte kommen müssen, bietet Andrea Cagliaducci auf MondayVatican. Aber Lehre und Praxis der Kirche zu  Ehe und Sexualität werden halt rundum dem Diktat der Säkularreligion angepasst, da darf man nicht kleinlich sein. Nach Osnabrücks Bischof Bode schließt sich auch der einflußreiche Frankfurter Stadtdekan Zu Eltz dem lauter werdenden Chor an, der eine Segnungszeremonie für homosexuelle Paare fordert, es sei doch „viel Positives, Gutes und Richtiges“ in solchen Beziehungen. Und da sich daraus noch gewisse – nennen wir es mal Reibungen – mit dem Katechismus ergeben könnten, sollen auch da jetzt endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden.

Das Feuer großer und kleiner Apostasien lodert allerorten. Der Zug ins Schisma nimmt Fahrt auf.

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