Ersetzung - nicht Absetzung
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- 09. April 2018
Die Erklärung des Kongresses „Katholische Kirche, wohin gehst Du“ bringt wie zu erwarten keine Sensation, aber doch eine Überraschung: Das von den Unterzeichnern „im Einklang mit der authentischen Lehre der Kirche“ abgelegte Zeugnis enthält nämlich nicht weniger als die Antwort auf die von den vier Kardinälen vor anderthalb Jahren eingereichten „Dubia“, auf die der Papst bis heute eine „im Einklang mit der authentischen Lehre der Kirche“ stehende Antwort verweigert.
Nicht unter Berufung auf Ränge und Ämter, die der despotisch agierende Papst ihnen ja jederzeit nehmen könnte, sondern als „getaufte und gefirmte Glieder des Volkes Gottes“, geben die Kongressteilnehmer auf die von Bergoglio offensichtlich bewußt geschürten Zweifel die einzigen Antworten, die gläubige Katholiken geben können. Nachzulesen in sechs nüchtern und klar formulierten Sätzen, die selbstverständlich keinerlei „Verdammungsurteil“ gegenüber den „zivil wiederverheirateten Geschiedenen“ enthalten, sondern lediglich feststellen, was unumgänglich ist: Daß diejenigen, die nicht bereit sind, dem eindeutigen Gebot Gottes gemäß zu leben, darum nicht zur eucharistischen Kommunion zugelassen werden können. Alles Weitere bleibt der göttlichen Gnade anheimgestellt.
Mit dieser Antwort auf die Dubi ersetzen die Kongressteilnehmer die ausgebliebene Antwort des pflichtvergessenen Inhabers des päpstlichen Lehramtes. Sie können sich dabei neben den von ihnen angeführten Aussagen des 2. Vatikanischen Konzils und des großen Lehrers John Henry Newman auch auf die logische Selbstverständlichkeit stützen, daß es nicht möglich ist, die Lehre zu ändern, ohne sie zu ändern. Auch nicht durch Tricksereien wie die nachträgliche Beförderung eines Briefes zur faktischen Unterstützung einer von anderen formulierten Auslegung eigener Aussagen in die Acta Apostilicae Sedis.
Die Urheber dieser klärenden Worte stellen sich damit nicht über den Papst, aber sie machen auf überaus praktische Weise deutlich, daß der Papst nicht über der Lehre steht. Auch unklare päpstliche Worte, anderen in den Mund gelegte Abweichungen von dem, was die Kirche immer gelehrt hat, können keine Entschuldigung dafür bieten, sich von dieser Lehre abzuwenden. Jeder Papst bleibt ihr Diener.
Die Erklärung gibt darüber hinaus einen wichtigen Anstoß, sich näher mit der Bedeutung des oft in gegensätzlicher Weise angerufenen „sensus fidelium“ zu befassen. Modernistische Theologen spielen gerne mit diesem Ausdruck, um demokratistische Elemente in Glaubens- und Sittenlehre einzufügen: Demnach wäre der rechte Glaube das, was die Leute nun mal so eben glauben. Gestern dies, heute das. Damit wird bewußt übersehen, daß ein solches Verständnis letzten Endes den „sensus infedelium“, das Sentiment der Glaubenslosen oder Glaubensschwachen, zum Maßstab macht. Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt. Der „sensus fidelium“ ist der Glaubenssinn derer, die sich vorstellen können, für ihren Glauben das Martyrium zu erleiden. Nicht derer, die vor Betreten des Tempelbergs das Kreuz ablegen, das Jesus unweit dieses Ortes auf sich genommen hat.
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Der Vortrag, den Kardinal Brandmüller auf der römischen Konferenz zum Thema „Sensus fidei fidelium“ gehalten hat, ist inzwischen hier nachzulesen.