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War Johannes-Paul II. irrelevant?

Bild: Ozma1981, Wikimedia, CC BY-SA 3.0Nein, neu ist das wirklich nicht, wenn der Bund der deutschen „katholischen“ Jugend bzw. dessen „Bundesfrauenkonferenz“ jetzt wieder einmal die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern gefordert hat. Die Greise und Greisinnen von „Wir sind Kirche“ tun das seit Jahrzehnten. Bemerkenswert ist der Text dennoch: Er verzichtet auf jeden Versuch, diese Forderung gegenüber einer immerhin seit 2000 Jahren gültigen anderslautenden Theologie zu begründen. Tatsächlich ist dieser Erklärung Theologie oder jede Form des transzendenten Denkens vollständig fremd. Sie konstatiert: „Unsere Kirche kann jedoch nicht glaubwürdig die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen in der Gesellschaft fordern, wenn sie innerhalb ihrer eigenen Strukturen Frauen die gleichen Rechte wie Männern verweigert“ und erklärt so die Weiheämter zu einer Art staatsbürgerlichem Recht, dessen Inanspruchnahme sich aus einem gesellschaftlichen Begriff von Gerechtigkeit begründe. So denn auch der Slogan: „Gerechter Kirche sein – Nur mit gleichberechtigten Mädchen und Frauen hat unsere Kirche eine Zukunft.“

Ein wie auch immer gearteter Bezug auf Ordinatio Sacerdotalis von Papst Johannes Paul II. Ist unter diesen Umständen natürlich nicht erforderlich – statt dessen kritisiert die Erklärung die katholische Kirche in Kroatien, weil diese sich gegen die parlamentarische Ratifikation der Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt ausgesprochen habe. Der Europarat als höchste Instanz nicht nur der Gesetzgebung, sondern auch als Legitimator eines Geschlechtsbegriffes, der ganz wesentlich auf kulturmarxistischen Ideologemen beruht und deren politische Durchsetzung zum Ziel hat. So eine Analyse der Konvention auf kath.net.

Der BDKJ und seine Bundesfrauenkonferenz haben, so muß man schließen, ihre Verwandlung in eine rein säkulare Organisation ohne Bindung an die christliche Lehre oder das Naturrecht erfolgreich abgeschlossen. Nicht schön, aber in der Sache selbst hat das nur geringe Bedeutung - so schnell, wie hier erhofft, wird keine Synode den verlangten Kurswechsel umsetzen.

Und das ist eigentlich zu bedauern. Der offene Übergang der römischen Kirche zu einer neokatholischen Organisation, die sich so wie etwa die britischen Anglikaner zur Aufgabe ihrer apostolischen Lehren und Traditionen bekennt – und den damit verbundenen Preis zu zahlen bereit ist – könnte viele Unklarheiten beseitigen. Heute ist es dem glaubenstreuen Katholiken, den es in eine „moderne Gemeindemesse“ eines modernistischen Pfarrers verschlagen hat, oft kaum möglich, zu erkennen, ob der Vorsteher mit seinen Aktionen „tun will, was die Kirche tut“  ob also tatsächlich die Messe gefeiert und das Sakrament bewirkt wird. Stünde eine Frau am Altar, wüsste man gleich, wo man dran ist: Alles nur Theater. Oder daß das Lehramt Papst Johannes Paul II. irrelevant war, so wie das aller Päpste vor ihm – und der nach ihm selbstverständlich auch.

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Kathrin Jefferts-Schori, katholisch getauft, noch als Kind mit der Familie den Episkopalen beigetreten, war von 2006 bis 2015 als erste Frau „Presiding Bishop“ der US-Episkopalkirche. Ihre despotischer Regierungsstil führte zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, deren Kosten sich im Verlauf der Jahre auf über 22 Mio $ summierten. Zahlreichen Abweichungen vom Glaubensbekenntnis der Anglikaner provozierten ständigen Streit auf allen Ebenen und endeten schließlich damit, daß mehrere Diözesen aus dem Verbund der Episkopalkirche ausschieden und sich zu einer Anglican Church of North America zusammenschlossen. Die Mitgliederzahl der Episcopal Church of US ist in den Jahren 2000-2016 von 2,3 Millionen auf 1,7 Millionen gefallen.

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