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Warnung vor dem Schisma

Bild: Erzdiözese Philadelphia/Screenshot des Youtube-Filemes https://www.youtube.com/watch?v=cOu_K5raN_IDie schismatischen Tendenzen in der Mehrheit des deutschen Episkopats finden jetzt auch verstärkt Aufmerksamkeit in anderen Teilen der Weltkirche. Auf durchaus ungewöhnliche Weise hat Erzbischof Chaput von Philadelphia in einem Artikel bei „First things“ vor der anscheinend unaufhaltsam in Gang gesetzten Entwicklung und ihren Folgen gewarnt. Nach einer nicht nur für amerikanische Leser hilfreichen Einführung, die einen großen Bogen von Luthers Abwendung von der katholischen Lehre vor 500 Jahren zur Gegenwart schlägt, faß der Erzbischof die öffentliche Kritik an seinen deutschen Amtsbrüdern in 6 Punkten zusammen:

Es beginnt ein langes Zitat

  1. Wenn die Eucharistie wirklich Zeichen und Wirkkraft der kirchlichen Einheit ist – bedeutet dann eine Veränderung der Zulassungsbedingungen zur Kommunion nicht faktisch eine Neubestimmung dessen, Wer und Was die Kirche ist?
  2. Ob beabsichtigt oder nicht wird der deutsche Vorschlag genau dazu führen. Er bedeutete den ersten Schritt zur Öffnung der Kommunion für alle Protestanten oder alle Getauften, denn die Ehe kann letzten Endes nicht der einzige Grund sein, Nicht-Katholiken zur Kommunion zuzulassen.
  3. Kommunion setzt einen gemeinsamen Glauben und ein gemeinsames Credo voraus; dazu gehört auch der übernatürliche Glaube an die Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie und die sieben Sakramente, wie sie seit unvordenklicher Zeit von der katholischen Kirche anerkannt werden. Indem er das zur Disposition stellt, übernimmt der deutsche Vorstoß de facto einen protestantischen Begriff vom Wesen der Kirche. Die Taufe und der Glaube an Christus scheinen auszureichen, nicht die Annahme der Geheimnisse des Glaubens, wie sie von der katholischen Tradition und den Konzilien der Kirche verstanden werden. Wird vom protestantischen Ehepartner der Glaube an die heiligen Weihen verlangt, so wie die katholische Kirche sie versteht, und wie er die logische Voraussetzung des Glaubens an die Konsekration von Brot und Wein als der Leib und das Blut Christi darstellt? Oder gehen die deutschen Bischöfe davon aus, daß das Sakrament der heiligen Weihe nicht von der apostolischen Sukzession abhängt? In diesem Fall hätten wir es noch mit einem viel tiefer gehenden Irrtum zu tun.
  4. Der deutsche Vorschlag zerreißt die lebensnotwendige Verbindung zwischen Kommunion und sakramentaler Beichte. Offenbar sieht er nicht vor, von protestantischen Ehepartnern das Bekenntnis schwerer Sünden in der Beichte vor dem Zugang zur Kommunion zu verlangen. Doch das steht im Widerspruch zur seit unvordenklichen Zeiten geübten Praxis, zum ausdrücklichen Dogma der Kirche, wie es vom Konzil von Trient und im modernen Katechismus der katholischen Kirche gelehrt wird und zum ordentlichen Lehramt. Das läuft letzten Endes auf eine Protestantisierung der katholischen Sakramententheologie hinaus.
  5. Wenn die Lehre der Kirche ignoriert und neuverhandelt werden kann, selbst wenn diese Lehre auf einem Konzil – in diesem Falle Trient – definiert worden ist, können dann alle Konzilien historisch relativiert und neu verhandelt werden? Viele moderne liberale Protestanten bezweifeln die auf dem Konzil von Nikäa festgestellte Lehre von der Gottheit Christi oder lehnen sie als historische Erblast rundweg ab. Müssen protestantische Ehepartner an die Gottheit Christi glauben? Und wenn sie an die Realpräsenz Christi im Sakrament glauben müssen, warum müssen sie dann nicht den Glauben an das Sakrament der Weihe und das Sakrament der Buße teilen? Und falls sie all das glauben – warum werden sie dann nicht aufgefordert, zum äußeren Zeichen ihrer vollen Einheit katholisch zu werden?
  6. Wenn Protestanten zur katholischen Kommunion zugelassen werden, bleibt es dann Katholiken weiterhin untersagt, an der protestantischen Kommunion teilzunehmen? Falls ja – mit welcher Begründung? Falls aber nein – bedeutet das dann nicht, daß die katholische Lehre von den heilgen Weihen und der Voraussetzungen der gültigen Eucharistie falsch ist – und daß dementsprechend die protestantische Vorstellung wahr wäre? Wenn es jedoch nicht die Absicht der Interkommunion ist, die Gleichwertigkeit der katholischen und der protestantischen Eucharistiefeier zum Ausdruck zu bringen, dann führt praktizierte Interkommunion die Gläubigen in die Irre. Wäre das nicht ein Lehrbuchbeispiel für die „Verursachung von Ärgernis“? Und würde das nicht von vielen als eine högliche Form der Täuschung oder der Verschleierung allzu strenger Lehren aus ökumenischen Rücksichten betrachtet? Doch Einheit ist nicht das Ergebnis eines Prozesses sein, , der die Substanz unserer Differenzen systematisch verschleiert.

Das Fazit, das der Erzbischof aus alledem zieht, ist vernichtend:

Der Kern des deutschen Vorschlages zur Interkommunion liegt darin, eine gemeinsame Teilnahme an der heiligen Kommunion zu ermöglichen, obwohl es keine tatsächliche kirchliche Einheit gibt. Das ist ein direkter Schlag gegen das Zentrum der Wahrheit des Eucharistiesakraments, denn die Eucharisitie ist ihrem Wesen nach der Leib Christi. Und der ‚Leib Christi‘ ist einmal die tatsächliche und wesentliche Anwesenheit Christi unter den Gestalten von Brot und Wein sowie gleicherweise die Kirche selbst, die Gemeinschaft der Gläubigen in der Einheit mit Christus als ihrem Haupt. Die Eucharistie zu empfangen ist die feierliche und öffentliche Bekundung vor Gott und in der Kirche, daß man in der Einheit sowohl mit Jesus Christus als auch mit der sichtbaren Gemeinde der Eucharistiefeier steht.

Daher besteht eine tiefe innere Verbindung zwischen dem „in Gemeinschaft stehen“ (beeing in communion) mit einer Gemeinde und dem „Empfang der Kommunion“ (receiving communion) in dieser Gemeinde. Diese Realitäten stehen in enger wechselseitiger Beziehung zueinander. (…)
Hier eine Unwahrheit in den hochfeierlichen Augenblick der begegnung mit Jesus in der Eiucharistie einzuführen, im äußeren Verhalten zu behaupten „Ich bin ein Mitglied dieser Gemeinschaft“ währnd man belegbar nicht ein Mitglied dieser Gemeinschaft ist – das ist eine Lüge und daher eine schwere Beleidigung Gottes.

Soweit Erzbischof Chaput von Philadelphia. Seine Worte sind die härteste Kritik, die bisher aus dem Munde eines Diözesanbischofs an den Plänen der Mehrheit in der deutschen Bischofskonferenz zu hören war. Und sie bilden auch eine unüberhörbare Kritik am Verhalten eines Papstes, der sich seiner Pflicht entzieht und Fragen, zu deren Beantwortung in Übereinstimmung mit der unveränderlichen Lehre der Kirche er berufen ist, als Verhandlungssache an einen runden Tisch überweist, damit niemand Anstoß nehme.

Zur Ergänzung verweisen wir hier auf eine Analyse Regina Einigs in der Tagespost, in der die Autorin den letzte Woche beendeten Katholikentag von Münster als „Generalprobe für eine Spaltung“ bezeichnet.

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