Der große Wahnsinn
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- 06. Oktober 2018
Die Gesellschaften des Typs „gottlose westliche Industriegesellschaft“ fallen langsam, aber sicher dem Wahnsinn anheim. Das nicht nur als Medienveranstaltung wie dieser Tage in Deutschland, wo ein paar Verrückte wie die „Sieben Sachsen mit dem Luftgewehr“ von den Verrückten der anderen Seite zum den Staat bedrohenden Umsturzversuch hochgelogen wurden. In den USA ist man uns da – wie so oft – schon ein bis zwei Schritte voraus: Seriöse Kommentatoren denken bereits darüber nach, ob die jedes Maß überschreitenden parteipolitisch organisierten Hassausbrüche gegen Richter Kavanaugh vielleicht die Vorstufe zu einem neuen Bürgerkrieg darstellen – oder ob wir nur mit einer Ausufern der öffentlichen Gesetzlosigkeit bis hin zu politischen Attentaten rechnen müssen. In einem äußerst aufschlußreichen Artikel auf Lifesite „Why Kavanaugh‘s biggest opponents are abortion activists“ () hat Jonathon van Maren versucht, einen Blick auf die tiefer im Dunkeln der Abgründe menschlicher Seele liegenden Hintergründe dieser Auseinandersetzungen zu werfen und schließt:
Einige sind besorgt, daß aus dieser Polarisierung Blutvergießen entstehen könnte. Sie vergessen, daß bereits Blut vergossen wurde, und daß das kollektive schlechte Gewissen des Mobs nun den Furor hervorgebracht hat, der sich gegen Brett Kavanaugh und alle anderen richtet, die Abtreibung für ein tragisches Übel halten. Die Abtreibungsaktivisten sind gekauft und bezahlt mit dem Blut der unschuldigen Kleinen, und es macht sie rasend, daß Brett Kavanaugh vielleicht der Mann sein könnte, dessen Stimme ihnen ihre brutale Macht über die Wehrlosen entwinden könnte.
Soviel also zu dem, was auf der Straße abläuft. Auf Ebenen, die eigentliche die „höheren“ sein sollten, sieht es nicht besser aus. Daß viele Universitäten im Genderwahn versunken sind, ist keine Überraschung mehr – obwohl Meldungen wie diese einen doch noch leicht zusammenzucken lassen: Die größte Sportorganisation kanadischer Universitäten hat ihre Statuten jetzt dahingehend geändert, daß studentische Sporttreibende künftig ohne weiteres an den Wettkämpfen des Geschlechts teilnehmen können, dem sie sich zugehörig fühlen – irgendwelche ärztliche Bescheinigungen, Hormonbehandlungen oder gar einschneidende Maßnahmen sind ausdrücklich nicht mehr erforderlich. Gefühlte „gender identity genügt“, und sei der Bartwuchs noch so stark, die Lunge männlich voluminös und das Herz doppelt so groß wie das der echten Mitbewerberinnen.
Doch derlei bleibt im anekdotischen Bereich. Wirklich zur Sache kommt ein großangelegtes Experiment eines Wissenschaftler-Teams, das in den letzten Jahren „wissenschaftliche“ Aufsätze in der selbsterfundenen Disziplin der Grievance Studies, etwa: Beschwernis-Studien verfasst hat – alle von Wortgebrauch Diktion und vor allem „Perspektive der (gerade aktuell modernen) Benachteiligten“ her her den höchsten Ansprüchen aktueller Gesellschaftswissenschaften entsprechend – und alle inhaltlich sinnlos oder kriminell-inhuman. Auch einen Abschnitt aus Hitlers „Mein Kampf“ haben sie dafür in den gängigen Soziologenjargon übersetzt.
Diese Artikel haben sie renommierten sozialwissenschaftlichen Fachzeitschriften angeboten – und zwar anders als Alan Sokal vor 20 Jahren bei seinem aufsehenerregenden Experiment an Zeitschriften, die das Instrument der „Peer Reviewe“ einsetzen – d.h. Beiträge werden vor Veröffentlichung von ausgewiesenen Fachleuten der jeweiligen Disziplin gegengelesen. Sieben dieser gemeingefährlichen Unsinnsttexte wurden anstandslos akzeptiert. Soll heißen: Die Wissenschaftsredakteure und ihre professoralen Berater erwiesen sich entweder als betrügerische Scharlatane oder – vielleicht noch schlimmer, da überindividuell: Der heute fast monopolistisch herrschende post-, neo- und sonstwas-strukturalistische Apparat von Sprache und Methoden ist definitiv ungeeignet, sinnvolle Aussagen hervorzubringen oder sinnlose zu erkennen.
Und so sehen die Ergebnisse der modernen Sozialwissenschaften zum guten Teil ja auch aus – bei weitem nicht nur beschränkt auf fake-sciences wie die Gender-Studies.
Gerne würden wir unseren Überblick über den galoppierenden Wahnsinn in Gesellschaft und Wissenschaft hier abschließen – doch es ist uns nicht vergönnt. Fr. Hunwicke macht uns auf einen bemerkenswerten Absatz im Abschlußkommunique der britischen Bischöfe von ihrem Ad-Limina-Besuch in Rom aufmerksam – in unserer Übersetzung:
(Papst Franziskus) ist in der Tat mit einer einzigartigen Gnade des Heiligen Geistes Gottes begabt. Selbst in diesen Zeiten der Unruhe ist der Heilige Vater völlig klar in Gott verankert und von Gott gesegnet. Sei Frieden ist sicher. Sein Leben ist unbeschwert und heiter. Das wissen wir, weil er uns sein Herz gezeigt hat. Es ist das Herz eines liebenden Vaters. Im Gegenzug haben wir ihn unserer tiefen Gemeinsamkeit mit ihm versichert und ihm unsere Liebe versprochen, unsere Unterstützung und unsere Gebete.“
Diese Litanei des Papolatrismus ist kein einmaliger Ausrutscher. Je eigenwilliger der gegenwärtig herrschende Mann auf dem Stuhl Petri die Lehre interpretiert, verändert und versucht, die Strukturen der Kirche umzustürzen, je stärker auch der Widerstand gegen diese Willkürherrschaft sich artikuliert, desto mehr versuchen Mitglieder des „Team Bergoglio“ und dessen Wasserträger, den Papst – genauer gesagt: diesen Papst – zu einer Art höheren Wesens zu stilisieren, dem uneingeschränkte Unterwerfung gebührt. Der amerikanische Autor James Kalb hat dazu im Chrisis Magazine einen ausführlichen Beitrag veröffentlich, der eine ganz Reihe dahingehender Aussagen zusammenstellt und kritisch beleuchtet. Überschrift: The Pope as Supreme Being.
Der große Wahn der Gegenwart, daß die Dinge nicht das sind, was sie sind und als die Gott sie gemacht und eingesetzt hat, sondern das, was wir in ihnen sehen wollen und wozu wir sie erklären, hat das Zentrum der Kirche erreicht.