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Die Causa Wucherpfennig

Screenshot von katholisch.deDie vatikanische Bildungskongregation hat die Bestätigung von Prof. Dr. Ansgar Wucherpfennig SJ als Rektor der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt verweigert, weil dieser sich in mehreren wichtigen Punkten (u.a. Schwulen“ehe“ und Frauenpristertum)  offen gegen die Lehre der Kirche ausgesprochen hat. Nun ist das Geschrei groß, und alle Lehramtsinhaber von der Münchener Vorsitzenden der Grünen Lux über den zuständigen Ortsbischof Bätzing, Jesuiten Deutschland-Chef Siebner bis zum Vorsitzenden des Zentralkomittes Sternberg werfen sich für den so ungewöhnlich zensurierten Professor in die Bresche. Der selbst kann es kaum glauben: er habe sich doch „auf die vergleichsweise liberalen Äußerungen von Papst Franziskus zum Umgang mit Schwulen und Lesben verlassen". Doch was ist schon verläßlich in Zeiten der Lehramtsausübung per Pressekonferenz im Flugzeug oder Interview mit kommunistischen Parteisoldaten.

Im Übrigen sollte sich niemand darauf verlassen, daß „der Vatikan“ bzw. die Bildungskongregation bei ihrem umstrittenen Beschluss bleibt: „Den Vatikan“ gibt es nicht mehr, verschiedene Fraktionen liefern sich dort Kämpfe bis ans Messer, im Einzelfall gibt immer Franziskus den Ausschlag, und dessen Entscheidungen werden von keiner erkennbaren Linie geprägt. Wir wollen uns auch nicht an Spekulationen beteiligen, das Team Bergolglio, erschreckt durch den amerikanischen Aufruhr in der Sache McCarrick und den gerade dort laut vorgebrachten Widerstand gegen seine Jugendsynode, habe beschlossen, den Konservativen ein paar Trostpreise zukommen zu lassen. Kann sein, oder auch nicht, und auf Trostpreise kommt es nicht an.

Auch auf den Wucherpfennig kommt es nicht an – Die Frage, wer in einer „kirchlichen“ Hochschule der Jesuiten Rektor wird, hat angesichts des Niedergangs dieses Ordens, den nur wenige seiner Mitglieder als Katholiken glaubhaft überleben konnten, keine praktische Bedeutung. Und es sind ja nicht nur die Jesuiten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen haben sich die Professoren an den für die Priesterausbildung zuständigen Fakultäten längst von der Lehre der Kirche emanzipiert und forschen und lehren, was ihnen gefällt. Dabei berufen sie sich einmal auf die „wissenschaftliche Freiheit“, und zum Anderen folgen sie der alles dominierenden Maxime des aktuellen Wissenschaftsbetriebes, der nach Neuheiten schreit wie der billige Jakob auf dem Jahrmarkt: Neue Gegenstände, Neue Aspekte, Neue Methoden – all das am besten verbunden mit einer möglichst krawallig vorgetragenen Abwertung dessen, was gestern neu war - von dem, was schon vorgestern wahr war, gar nicht zu reden.

Das ist nicht das Verfahren, mit dem man Theologie betreiben kann, wahrscheinlich noch nicht einmal dann, wenn man den Gott des „Wie es war im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen“ durch einen „Gott der Überraschungen“ ersetzen wollte. An einem Institut für vergleichende Religionswissenschaft oder moderne Spiritualität mag die postmoderne „wissenschaftliche“ Methode vielleicht mit Gewinn eingesetzt werden – für die Ausbildung von Priestern ist sie weitgehend untauglich. Das ist keine gewagte Aussage, sondern die Bekräftigung einer Tatsache, die offen vor aller Augen derer liegt, die den Mut aufbringen, die desolaten Ergebnisse der seit Jahrzehnten praktizierten Priesterausbildung ohne Beschönigen wahrzunehmen.

Die meisten deutschen Bischöfe haben diesen Mut nicht – kein Wunder, stammen sie doch selbst großenteils  aus diesen Zirkeln akademischer Inzucht. Und so muß man dem Fall Wucherpfennig dankbar sein, daß er die Frage nach der Vereinbarkeit von modernem universitärem Theologiebetrieb und katholisch-theologischer Ausbildung der Priester auf die Tagesordnung bringt – und damit die Frage nach der Sinnhaftigkeit katholisch-theologischer Fakultäten an staatlichen Hochschulen insgesamt.

Nichts zwingt die Kirche dazu, der vielfach an Wahnideen grenzenden „Theoriebildung“ moderner „Geistes- und Gesellschaftswissenschaften dadurch ihre Anerkennung auszusprechen, daß sie ihre Priester an den von diesem Ungeist beherrschten Fakultäten ausbilden läßt. Nur eines: Im aktuell geltenden Konkordat ist vereinbar, daß der Staat die Besoldung der in der Pfarrseelsorge eingesetzten Priester übernimmt – und eine der seinerzeit dafür ausgehandelten Bedingungen war die, daß die Priester ein „akademisches“ Studium mit einem dem „Staatsexamen“ gleichwertigen Abschluß beenden. Zu Zeiten einer Volkskirche mag diese symbiotische Verbindung zu rechtfertigen gewesen sein - vielleicht. Diese Zeit geht definitiv zu Ende. Die Kirche in einer kirchenfernen bis kirchenfeindlichen Gesellschaft braucht auch neue Wege der Priesterausbildung. Die Wucherpfennigs, Bätzings (Bischof Limburg), Pfeiffers (Genralvikar Essen) Marahrens (Priesterausbildung Hildesheim) und Mertes (Hoffnungsträger SJ) mögen sich um Stellen an staatlichen Fakultäten für Spiritualität des 3. Jahrtausends oder der „Kirchen des neuen Paradigmas“ bewerben; die dort schon einen Posten haben, mögen ihn behalten – für die Ausbildung von Priestern in der Kirche Christi sind sie nicht qualifiziert, davon sollten sie sich künftig fernhalten.

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