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Gipfel und Quelle - oder Sumpf

Bild: Von der Website Kloster MehrerauDie Liturgie ist, wie Sacrosanctum Concilium in einer überaus wirkungsvoll gewordenen Wendung in Artikel 10 feststellt, der „Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt.“ Und zwar nicht nur Liturgie allgemein und in jeder Form, sondern vor allem "die Feier der Eucharistie, die Teilnahme am Opfer und am Genuß des „Herrenmahles“. Das ist, wie alles, was das II. Vatikanum an Richtigem gesagt hat, auch keine Neuerung, eher eine Selbstverständlichkeit. „Wir können ohne den Sonntag (d.h. Die hl. Messe) nicht leben“ erklärten die Märtyrer von Abitine im frühen 4. Jahrhundert ihren Verfolgern. Im abendländischen Mönchstum wurde schon früh aus der sonntäglichen die tägliche Feier der hl. Messe.

Es ist denn auch kein Zufall, daß die zusammenfassende Darstellung der Regel des hl. Benedikt auf der Website der Zisterzienserabtei Mehrerau kurz und bündig schreibt: „Die tägliche gemeinsame Feier der Liturgie in der heiligen Eucharistie und im Stundengebet legt Zeugnis dafür ab, dass Gott die lebendige Mitte des klösterlichen Lebens ist.“ So ist es, und seit alters her gilt diese Regel selbstverständlich nicht nur für die Mönche, sondern auch für die Nonnen, die nach der Regel des hl. Benedikt leben.

Umso irritierender ist es, wenn ausgerechnet der neue Abt von Mehrerau, Vinzenz Wohlwend, die seiner Aufsicht unterstehenden Zisterzienserinnen ermutigt „in der heutigen Zeit Liturgieformen zu finden, die ihrer Spiritualität entsprechen“, und „eigenständig“ Liturgie zu feiern. Weiter im Interview mit kath.ch: „Das heißt, dass sie einen spirituellen und religiösen Ausdruck in ihren Gottesdiensten finden, in denen sie nicht jeden Tag zwingend einen Priester brauchen, solange die Regeln der katholischen Kirche so sind, wie sie sind.“

Der letzte Satz ist leicht entschlüsselbar als Code dafür, daß der Hw. Pater Abt meint, die Regeln könnten irgendwann geändert und dann auch Frauen zu „Priesterinnen“ geweiht werden, die dann auch eine ihrer besonderen Spiritualität entsprechende Messe feiern. Bis dahin aber können sie ruhig auf die tägliche hl. Messe verzichten und lieber daran arbeiten, eben diese „besondere Spiritualität“ in der Liturgie zu verwirklichen. Wir lernen: Nicht mehr die Vergegenwärtigung des Erlösungsopfers Christi ist „Gipfel und Quelle“ des geistigen Lebens, sondern die Verwirklichung der je besonderen, in diesem Falle also weiblich/feministischen, Spiritualität. Und den Gedanken der Emanzipation nicht zu vergessen, wie eine zum Interview gestellte Zuschrift belegt: „Stellt euch vor : alle Männerklöster bräuchten eine Ordensfrau, um Liturgien zu feiern.....“.

Die zahllosen Klosterschließungen der Jahre seit dem Konzil lassen vermuten daß das abendländische Klosterleben – soweit der Einfluß dieses Konzils reicht – vor dem Untergang steht. Zeitgeisterscheinungen wie die des neuen Abtes von Mehrerau lassen wenig Bedauern darüber aufkommen. Nicht der Habit macht den Mönch, und wenn es keine Mönche (und Nonnen) mehr gibt...

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