Fragen zur Spaltersynode
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- 16. September 2019
Die überwiegende Mehrheit der deutschen Bischöfe steht offenbar unter dem von den Medien mit Fleiß beförderten Eindruck, daß die wenigen verbliebenen Kirchgänger ihrem Steuereintreibungsverbund in hellen Scharen den Rücken kehren, wenn die aktuell zur Behandlung auf dem Synodalen Weg markierten Fragen nicht umgehend und im Sinne der Progressisten beantwortet werden. Diese Fragen, besser gesagt „Forderungen“, werden schon seit Jahrzehnten von dem Verein „Wir sind Kirche“ und dessen Vorgängern vom Kirchenvolksbegehren vorgetragen, der es zwar nie zu einer nennenswerten Mitgliedschaft gebracht hat, aber doch recht repräsentativ für eine verbreitete Stimmung in vielen Gemeinden zu sein scheint. Bis vor etwa zehn Jahren haben viele Bischöfe, vermutlich eine Mehrheit, eine klar ablehnende Haltung zu den dort vorgetragenen Forderungen eingenommen. Doch dann – möglicherweise im Zusammenhang mit einer unverkennbaren Radikalisierung und Säkularisierung des Zentralkomitees – hat sich der Opportunismus durchgesetzt, und so entspricht der themenkatalog des Synodalen Weges fast 1:1 dem alten Forderungskatalog der Kirchenvolks-Begehrer:
- „Aufbau einer geschwisterlichen Kirche“ – gemeint ist Demokratisierung der Institutionen
- „Volle Gleichberechtigung der Frauen“ – einschließlich der Zulassung zu allen Weiheämtern
- „Freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht-zölibatärer Lebensform“
- „Positive Bewertung der Sexualität“ – durch eine neue an der gesellschaftlichen Realität orientierte Sexualmoral
- „Frohbotschaft statt Drohbotschaft“ - Verzicht auf die Rede von der Sünde und Ausschluß von öffentlichen Sündern von den Sakramenten.
Diese Entwicklung innerhalb von 25 Jahren von einem Katalog der Undenkbarkeiten zum offiziell und auch im Konflikt mit Rom aufgestellten „Reformprogramm“ wirft schwerwiegende Fragen zu (mindestens) drei Bereichen auf:
Die erste bezieht sich vor allem auf die nationale Ebene: Was ist in Theologie, Studium und Katechese geschehen oder nicht geschehen, daß Lehre und Ordnung der Kirche heute so umfassend zur Disposition gestellt werden können? Nicht von den Rändern, sondern vom institutionellen Zentrum der Strukturen her.
Die zweite Frage ist an Rom zu richten, und ausdrücklich nicht nur an das aktuelle Pontifikat: Wie konnten so viele Personen ins Bischofsamt berufen werden, daß heute eine klar gegen die Lehre und Ordnung der Kirche verstoßende Synodenplanung mit überwältigender Mehrheit (21:3) gegen einen orthodoxen Alternativvorschlag durchgesetzt werden kann?
Die dritte Frage berührt unser Hauptthema: Inwieweit ist die vor 50 Jahren beschlossene Liturgiereform nur Ausdruck der alle Entwicklungen überwölbenden Tendenz zur Säkularisierung – oder hat sie entscheidend dazu beigetragen, dieser Tendenz auch im katholischen Volk zum Durchbruch zu verhelfen?
Wir werden versuchen, vor allem dieser dritten Frage in diesen Wochen des 50. Jahrestages der Einführung der Liturgiereform näher nachzugehen.