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Gefieder statt Tiara

Schmückt ungemein: Ein Heiligenschein aus TropenfedernAndrea Gagliarducci hat in seinem aktuellen Wochenkommentar über den möglichen Einfluss der Amazonas-Synode auf das nächste Konklave nachgedacht und kommt dabei zu überaus interessanten Einschätzungen. Auf deutsch nachzulesen beim Beiboot Petri.

Zwei seiner Überlegungen erscheinen uns besonders beachtens- und weiterdenkenswert. Zum einen sieht er auf der Synode eine Frontstellung zwischen „Pastoralreformer“, die der Eucharistie den höchsten Rang für das Leben der Kirche und ihrer Gläubigen zuweisen und deshalb möglichst viele Menschen weihen wollen, um die Eucharistie zu spenden. Dagegen stehen die traditionsorientierten, die in der Eucharistie eine freie Gabe Gottes sehen, die man nicht einklagen kann, sondern die sich die Gemeinden in gewisser Weise verdienen müssen – etwa dadurch, daß sie genügend Priesterberufungen hervorbringen.

Eine zweite Frontlinie sieht er zwischen denen, die an der traditionellen Lehre und Disziplin festhalten wollen – und die auf der Synode nur als Minderheit vertreten sind – und der großen Gruppe der „Fundamentalreformer“, die der Person des Papstes die Vollmacht zuschreiben, festzulegen, was in der Kirche – und wo – gelten soll, weitgehend unabhängig von jeder Tradition oder den Festlegungen seiner Vorgänger. Sie setzen, so Gagliarducci, darauf, daß der gegenwärtige Papst (und seine Nachfolger) über das Mittel der Amazonassynode der Kirche eine neuartige föderale Struktur geben, um die katholische Kirche zu einer „ ‚Vereinigung von Bischofskonferenzen‘ zu machen, die dem Papst treu, aber im Bereich der Lehre auch vollkommen autonom sind“.

Daß starke Kräfte in diese Richtung drängen, ist nicht zu übersehen. Aber in beiden Fällen ist die Position der „Rreformer von Widersprüchen gekennzeichnet, die auf keinen Fall mit der Überlieferung der Kirche zu versöhnen sind und tiefgehende und letztlich unüberbrückbare Spaltungen provozieren müssen. Hier geht es weiter

Franziskus hat es bisher vermieden, diese Widersprüche bis zu dem Punkt zuzuspitzen, an dem Abspaltungen unausweichlich werden – er operiert lieber mit versteckten Fußnoten und doppeldeutigen Formulierungen. Würde – wie Gagliarducci anzunehmen scheint – ein Nachfolger da unbefangener zu Werke gehen – obwohl jeder Blick in die Statistiken zeigt, daß die „fundamentalreformatorischen“ Gemeinschaften schon alleine deshalb kein Vorbild sein können, weil sie beschleunigt dem Aussterben zustreben?

Wie soll man sich das denn – um mit dem zweiten Punkt anzufangen – vorstellen: Bischofskonferenzen, die dem Papst treu, aber in der Lehre autonom sind? Der Papst wäre in einem solchen Gebilde wirklich nur noch „Kirchenpräsident“, dessen Stellung allein auf innerweltlichen Machtspielchen beruhte: Kompromisse, Koalitionen, Kapitulationen usw. Man sieht bei den Protestanten aller Couleur, wo das endet. Der Papst ist entweder Ausleger und Verteidiger der geoffenbarten Wahrheit – oder er ist überhaupt nicht. Franziskus hat sich hier mit seinem Eiertanz um die Zulassung öffentlicher Sünder zur Kommunion, mit dem ebenso untauglichen wie überflüssigen Versuch zu einer Änderung der Lehre durch Neufassung des Katechismus in Sachen Todesstrafe und jetzt mit der Infragestellung aller Abgrenzungen gegenüber nicht- und antichristlichen Religionen auf eine gefährlich schiefe Ebene begeben. Wenn sein Nachfolger da nicht gegensteuert, würde die Stellung dieses Nachfolgers innerhalb von Jahren eher als von Jahrzehnten auf eine Rolle wie die des Vorsitzenden der Lambeth-Konferenz bei den Anglikanern reduziert. Ein Frühstückspräsident ohne tatsächliche Autorität. Dieser Nachfolger würde zwar immer noch im Vatikan residieren, aber wäre dann wirklich nur noch der Nachfolger von Franziskus I. Bergoglio. Nachfolger Petri und Bischof von Rom wäre ein anderer – den der Herr seinem getreuen Rest im gegebenen Moment zeigen würde.

Ebenso hohes Spaltungspotential liegt im ersten der von Gagliarducci herausgestellten Punkte. Sollte das Motiv hinter dem Drang zur Frauenweihe wirklich das Bestreben sein, die Spendung der Eucharistie um jeden Preis sicher zu stellen – unsereins bezweifelt, daß das das Hauptmotiv ist – wird das gerade mit der Weihe von Priesterinnen nicht zu machen sein: Künftige „Priesterinnen“ wären eben keine, und was sie spenden könnten, wäre jedenfalls nicht das Sakrament der Eucharistie, sondern ein Bissen Brot (oder eher Maniok?) in einem Gemeinschaftsmahl, bei dem es dann auch nicht mehr darauf ankommt ob der amtierende Vorstand Federschmuck oder Mitra trägt. Wer der überlieferten Lehre treu bleibt – und ganz so wenige sind das nun auch wieder nicht – wird sich von einer „Änderung“ in diesem Punkt nicht täuschen lassen. Tatsächlich wäre die versuchte Weihe von Priesterinnen – und die von als „sakramental“ ausgegebenen Diakoninnen wäre Signal und Vorstufe – nur der Anfang eines Weges, an dessen Ende unweigerlich der Verlust zur Fähigkeit der Spendung aller Sakramente stünde, die nach überlieferter Lehre dem zum Priester geweihten Mann vorbehalten sind: Firmung, Eucharistie, Sündenvergebung, Krankensalbung und natürlich das Weihesakrament selbst. Es bleiben die zwei, die auch unter Protestanten unstrittig sind. So entsteht Ökumene?

Es ist absolut unvorstellbar, daß alle Katholiken einem solchen Kurs, würde er noch von Franziskus selbst oder einem seiner Nachfolger eingeschlagen, folgen würden. Auch wenn Art und Umfang noch nicht absehbar sind: Starke Abspaltungen wären unvermeidlich. Abspaltungen, die die Fülle der Lehre und der Sakramente erhalten - auch wenn sie dafür aus der organisatorischen Einheit mit einem Papst ausscheiden müßten, der diese Fülle nicht mehr gewährleistet. Und es ist ebenso unvorstellbar, daß all das den Protagonisten des Kurses der „Radikalreformen“ nicht klar ist. Sie haben offenbar den Glauben an den Geist Christi in der Kirche längst verloren und wollen sich der weltlichen Hülle bemächtigen, solange sie noch etwas wert ist.

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