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Wir haben die Nase voll!

Die Versenkung der heidnischen Symbole im Tiber, die erst vor wenigen Tage von Bischöfen der heiligen katholischen Kirche auf ihren Schultern vom Petersplatz in die Synodenaula getragen worden waren, kann nur ein Anfang gewesen sein. Es gab Zeiten, da hätte das gläubige Volk von Rom auch die besagten Bischöfe gleich mit versenkt – aber gut, nicht alle Traditionen sind es wert, wieder aufgenommen zu werden, und ja: die im Lauf der Geschichte, auch der Kirchengeschichte, fortschreitende Humanisierung hat auch ihre anerkennenswerten Seiten: Bischöfe versenken, das tut man einfach nicht – selbst wenn es im gegenwärtigen Codex des Kirchenrechtes nicht ausdrücklich verboten wäre.

Was man dagegen Bischöfen viel eher zumuten sollte ist die Konfrontation mit der Stimme der Gläubigen, die sich zu Recht von ihnen verraten und verkauft sehen müssen – nicht etwa, weil man ihnen gegebene Wahlversprechen gebrochen hätte, denn gottlob müssen wir unsere Bischöfe nicht wählen, sondern die verraten und verkauft, beleidigt und ausgegrenzt werden, weil sie am katholischen Glauben festhalten wollen.

Ein großartiges Beispiel dafür, wie man seinen Bischöfen (und noch ein paar von den anderen üblichen Verdächtigen gleich mit) die Meinung sagen kann und sollte, lieferte gleich zu Beginn des Medienzeitalters die EWTN-Gründerin Mother Angelica mit ihrer von heiligem Zorn erfüllten – und in ihrem Fernsehsender ausgestrahlten – Rede zu einem blasphemischen Vorfall beim Weltjugendtag von 1993 in Denver. Die Veranstalter – schon damals hatte der Gleichstellungs- und Genderwahn so manches frömmlerische Hirn infiziert – hatten die glorreiche Idee, bei einer theatralischen Inszenierung der Stationen des Kreuzwegs die Rolle des am Kreuz sterbenden Gottessohnes mit einer Frau zu besetzen. Mother Angelica erkannte sofort die Tragweite dieser Provokation und lief bei ihrer wütenden Replik vor der Fernsehkamera zu nachgerade alttestamentarischer Prophetenform auf.

Wir verlinken das in zeitgemäß schlechter Technik aufgezeichnete Video, ab der 5. Minute geht es richtig los, und verweisen zusätzlich auf einen englischsprachigen Artikel, der einige Kernaussagen transkribiert hat. Youtube bietet (unter dem Zahnrad-Menü) auch die Möglichkeit, sich ein computergeneriertes Transskript anzeigen zu lassen – nicht fehlerfrei, aber eine wertvolle Verständnishilfe. Eine Vollfassung des Textes in Schriftform ist uns nicht bekannt geworden, noch viel weniger eine deutsche Übersetzung – zu deren Anfertigung uns derzeit die Zeit fehlt.

Nur ein paar Sätze als Kostprobe:

Ich habe die Nase voll von euren Machenschaften. Ich habe die Nase voll von euren Täuschungsmanövern. Ich habe die Nase voll davon, wie ihr ständig Lücken öffnet, und dann ist da sofort ein großes Loch, und wir alle fallen rein.

Ich habe die Nase voll von der progressiven Kirche in Amerika. Und alles, was ihr jemals getan habt, geschieht hintenrum. Nichts, aber auch gar nichts – von eurer Hexerei, euren Anagrammen, von euren ‚Gebeten zur Mitte‘, von eurer ‚Spiritualität der Erde‘, von der Ersetzung des Weihwassers durch Sand. Bis hin zur Zerstörung von Kirchen oder zur Schließung von Gemeinden, die noch lebensfähig wären.

Und all das ist kein Unfall. Wir haben das jetzt für 30 Jahre geschluckt, und ich habe die Nase voll. Wir haben genug geschluckt von euren Gotteskonzepten. Ihr habt in Wirklichkeit überhaupt keinen Gott. Ihr habt kein Dogma, keine Lehre, und auch keine Autorität, denn die einzige Autorität in der Katholischen Kirche ist unser Heiliger Vater (damals Johannes Paul II) und das Lehramt – und dem seid ihr untreu geworden.

Ihr glaubt nicht an die Eucharistie, ihr glaubt nicht an die unbefleckte Empfängnis, ihr glaubt nicht an die Jungfrauengeburt, ihr glaubt nicht an Marias mächtige Fürsprache, ihr glaubt nicht an das Ordensleben, ihr glaubt nicht daran, daß die Kirche Braut Christi ist.

Und so weiter – 20 Minuten lang. Anschuldigen, alle belegbar, und immer wieder unterbrochen durch Sätze aus dem Glaubensbekenntnis.

Doch auch ohne Transkript und selbst ohne Englischkenntnisse lohnt sich das Anschauen und Anhören: Mimik und Tonfall sind genau das, mit dem unsere Bischofsdarsteller des öfteren konfrontieret werden sollten – dafür wäre es sogar sinnvoll, Frauen wie Mother Angelica Rede- und Stimmrecht bei Bischofskonferenzen zu übertragen: Dann wären wenigstens ein paar mannhafte Gestalten dort vertreten. Doch woher nehmen ohne stehlen...

Mother Angelicas zuständiger Bischof hat damals die Rede sehr ungnädig aufgenommen und versucht, die wütende Nonne und ihren Sender zum Schweigen zu bringen. Einigen Anordnungen – etwa dem Verbot, auf EWTN die überlieferte Messe zu überrtragen – hat sie sich im Gehorsam gefügt. Von ihrer Meinung hat sie keine Abstriche gemacht, und als äußeres Zeichen des Protestes sind sie und ihre Gemeinschaft zum „vorkonziliaren“ Schwesternkleid zurückgekehrt.

Was den Bischof betrifft – das war Rembert Weakland OSB, renommiert und hoch geehrt wegen seiner Rolle bei Konzeption und Durchsetzung der Liturgiereform. Die war ihm allerdings nicht weit genug gegangen: Er hätte sich mehr moderne Musik und liturgischen Tanz gewünscht. Gleichzeitig mit seiner Pensionierung 2002 wurde dann bekannt, daß er Gelder der Diözese im Umfang von fast einer halben Million Dollar unterschlagen hatte, um Schweigegeld an einen verflossenen Loverboy zu zahlen. 2019 beschloss das Bistum Milwaukee, alle zu seinen Ehren benannten Einrichtungen und Gebäude umzubenennen. Heute lebt er zurückgezogen als Privatmann irgendwo in den USA. Sic transit...

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