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„Aufgefahren in den Himmel“

Bild: Netzfund auf PinterestZur Einstimmung auf das Fest Christi Himmelfahrt belehrt uns Thomas Jansen auf „katholisch.de“ zu Anfang dieser Woche folgendermaßen:

Während an Ostern die Auferstehung Christi gefeiert wird, geht es an Christi Himmelfahrt um seine "Erhöhung", wie die Theologen sagen. Gemeint ist das im übertragenen Sinne: Das Fest erinnert nicht an ein historisches Ereignis aus dem Leben Jesu. Es geht nicht darum, dass er in die Wolken abhebt. Die Himmelfahrt illustriert vielmehr eine theologische Aussage: Jesus hat Teil an der Herrschaft Gottes und ist ihm so nahe wie kein anderer.“

In der Tonart geht es dann weiter – kaum ein Stehsatz aus der Mottenkiste protestantischer historisch-kritischer Bibellektüre des 19. Jh. (und damit also des aktuellen Standes deutschkatholischer Universitätstheologie) bleibt unrecycelt. Dabei darf natürlich auch der Hinweis nicht fehlen, die ganze Erzählung finde sich ja nur in einem von vier Evangelien und trage alle Zeichen einer nachträglichen Einfügung. Geschenkt. Stünde das in der FAZ, als deren Redakteur Jansen derzeit angestellt ist, würde man derlei mit Kopfschütteln über den Niveauverlust des Blattes zur Kenntnis nehmen. Auf der von den deutschen Bischöfen mit vielen Millionen jährlich alimentierten Seite mit dem anspruchsvollen Titel ist mehr als Kopfschütteln angebracht.

Das umso mehr, als Autor Jansen dort auch schon mal ein Jahr lang als Chef vom Dienst gejobbt hat – man muß also befürchten, daß der Mann dem Geist des Hauses (fast hätten wir geschrieben „genius“) noch näher steht als die ohnehin schon geringe geographische Entfernung zwischen Bonn und Frankfurt vermuten läßt.

Das ist keine bloße Unterstellung. Im Text findet sich die vermutlich von der Redaktion hinzugefügte Zwischenüberschrift „Keine Himmelfahrt in der Alten Kirche“ die  suggeriert, die ganze Vorstellung sei eine spätere Erfindung des finsteren Mittelalters. Jansens Text selbst behauptet nur, es habe im Frühchristentum kein eigenes Fest der Himmelfahrt gegeben – das sei erst im Laufe des 4. Jahrhunderts bezeugt. So macht man man aus einer möglicherweise korrekten Aussage über das Fest eine Tatsachenbehauptung über die frühe Theologie – Fakenews vom feinsten und mit Bischöflichem (Geld)Segen. Was das „bezeugt“ hinsichtlich des Festes betrifft, mag das durchaus seine Richtigkeit haben – bis zum 4. Jahrhundert sind die „Zeugnisse“ aus der Zeit der Christenverfolgungen insgesamt spärlich. Doch schon in den frühesten Glaubensbekenntnissen der soeben befreiten Kirche steht das „aufgefahren in den Himmel“ an prominenter Stelle. Es gehört ganz ohne Zweifel zum ältesten Glaubensgut der Kirche und ist seit jeher verpflichtender Glaubensinhalt für alle Katholiken.  Hier geht es weiter

Richtig ärgerlich wird das Erklärstück Jansens, wenn der Hobby-Theologe sich zur Begründung seiner „Weg-Erklärung“ des Festgedankens auch noch auf den Katechismus beruft. Dort hat er zwar (in Abschnitt 660) gelesen, daß daß die Herrlichkeit des Auferstandenen in der Zwischenzeit von Auferstehung und Himmelfahrt „noch nicht so hell erstrahlte wie nach dieser“ – aber völlig übersehen, daß dieser Auferstandene (nach Abschnitt 659) immer noch einen menschlichen Leib besitzt, der allerdings auf Dauer mit neuen übernatürlichen Eigenschaften ausgestattet ist.

In seinem Bestreben, die Himmelfahrt nach aktueller theologischer Auffassung zu „einer Art Abschluß der Auferstehung“ zu machen, „übersieht“ er dann auch die im Katechismus (661) prominent hervorgehobene Verbindung mit der Menschwerdung: Christus ist vom Vater ausgegangen, er ist Mensch geworden, hat Fleisch angenommen von seiner menschlichen Mutter und mit seiner so erworbenen Menschennatur kehrt er nun zum Vater zurück. Die Himmelfahrt ist nicht der Abschluß der Auferstehung, sondern Vollendung der heislgeschichtlich so entscheidenden „inkarnatorischen Phase“ im heilsgeschichtlichen Wirken der zweiten Person des dreieinigen Gottes.

Die Festerklärung des Schott zum heutigen Tag bringt das sehr schön zum Ausdruck, wenn es dort in einer „vorkonziliaren“ Ausgabe heißt: „Christus zog mit seiner verklärten Menschheit, begleitet von den Erstlingen der Erlösung, den Vätern aus der Vorhölle, als König ein in die blendende Gottesherrlichkeit. (…) An seinem Triumphzug nahm die ganze menschliche Natur teil.“ Eine „nachkonziliare“ Ausgabe von 1975 ist da übrigens kaum weniger eindeutig: „Christus... ist beim Vater als der Menschgewordene und Gekreuzigte, als unser Priester und Fürbitter. Unsere Menschennatur ist hineingenommen in die große Lebensbewegung des dreifaltigen Gottes: Vom Vater zum Sohn, vom Sohn zum Vater, in der Glut des heiligen Geistes.“

Statt dessen bietet uns der FAZ-Journalist im Zentralorgan der deutschen Bischöfe als theologische Aussage ein zweifelhaftes „Jesus hat Teil an der Herrschaft Gottes und ist ihm so nahe wie kein anderer“ – als ob Jesus der Christus vielleicht bloß Mensch gewesen wäre, Gott irgendwie näher vielleicht als andere, aber doch nicht eins und wesensgleich mit dem Einen Gott, wie es die Kirche in ihrem Glaubensbekenntnis seit Nikäa und Konstantinopel lehrt. Offenbar ist der Autor bei seiner Katechismuslektüre nicht einmal bis zu Abschnitt 663 gekommen, der diese Lehre aufgreift und mit Johannes von Damaskus ausführt:

„Unter der Rechten des Vaters verstehen wir die Herrlichkeit und die Ehre der Gottheit, in welcher der Sohn Gottes als Gott wesensgleich mit dem Vater von Ewigkeit her existiert und in der er nun, nachdem er in den letzten Zeiten Fleisch geworden, auch dem Leibe nach sitzt, da sein Fleisch mitverherrlicht ist.“

Das geht über die von Jansen gerade noch konzedierte Deutung des Himmelfahrtsberichts „im übertragenen Sinne“ denn doch deutlich hinaus. Für die modernen Theologen von DBK, ZDK und FAZ mag das ärgerlich sein – aber so steht es nun mal im Katechismus, dem von 1993.

Jansens mißglücktes Erklärstück sagt so zwar wenig über den katholischen Glauben, aber einiges über die Mißdeutungen und Entstellungen, denen dieser Glaube gegenwärtig ausgesetzt ist – nicht zuletzt seitens derer, die doch zu dessen Hütern und Verkündern berufen wären. Er sagt viel über deren allgemeines Unverständnis gegenüber allem, was irgendwie mit dem übernatürlichen zu tun hat. Insbesondere aber über die daraus hervorgehende Tendenz, Christus, wahren Gott und wahren Menschen, aus der Union der Dreifaltigkeit herauszulösen und ihn auf „unseren Bruder“ zu reduzieren, der schließlich von Gott in Gnaden aufgenommen worden sei – so wie es letztlich die Bestimmung aller Menschen wäre.

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