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Spiel mit den Sakramenten - Spiel mit dem Feuer

Bild: Veröffentlicht auf Twitter2017 war der Amerikaner Matthew Hood zum Priester geweiht worden – so glaubten er, seine Familie und die Gläubigen seiner Einsatzorte zumindest bis Anfang dieses Monats. Dann mußte Hood beim Betrachten eines Familienvideos von seiner Taufe feststellen, daß der mit der Spendung des Sakraments beauftragte Diakon die der modernen Gemeinschaftsideologie entstammende Taufformel „Wir taufen Dich im Namen...“ verwandt hatte. Diese Formel ist, wie die Glaubenskongregation in einem unter Datum vom 24. Juni veröffentlichten Dokument festgestellt hat, nicht nur unzulässig, sondern auch unwirksam. Fr. Hood war ungetaufter „Heide“, der als solcher auch die später gespendeten Sakramente der Firmung, und der Weihe zum Diakon und zum Priester nicht empfangen konnte. Und somit war auch er selbst nicht in der Lage, die Eucharistie gültig zu feiern oder Sakramente, insbesondere auch das der Sündenvergebung, gültig und wirksam zu spenden. Was für ein Elend!

Hood, der vermutlich das Taufvideo nicht zum ersten Mal gesehen hatte und wohl durch einen nach Bekanntwerden der vatikanischen Klarstellung aufgekommenen Verdacht dazu getrieben worden war, es ein weiteres Mal anzusehen, vertraute sich sofort seinem Bischof (Exz. Allen Vigneron von Detroit) an, der unverzüglich die erforderlichen Maßnahmen einleitete: Hood wurde umgehend getauft und gefirmt, ging dann für einige Tage in Exerzitien und wurde vergangene Woche rite et recte zum Diakon und zum Priester geweiht. Seitdem ist die Diözesanverwaltung damit beschäftigt, auch andere Personen ausfindig zu machen, die in den Jahren 1986-99 von dem fraglichen Diakon mit Wasser begossen, aber nicht getauft worden waren, ebenso auch die zahlreichen „Kontaktpersonen“des ohne sein Wissen zur Sakramentenspendung unfähigen Priesters Der Diakon seinerseits hatte seine Praxis nach einer förmlichen Ermahnung 1999 korrigiert, jedoch waren offenbar bis zur jüngsten Klarstellung der Glaubenskongregation die Beteiligten davon ausgegangen, daß er bis dahin wohl rechtswidrig, aber nicht unwirksam gehandelt habe.

In einem Schreiben an die Gläubigen seiner Diözese erklärte Erzbischof Vigneron, was dieser Vorfall zu bedeuten und auch nicht zu bedeuten habe. Er schrieb unter anderem:

Die Kirche erkennt nach dem Gedanken des heiligen Thomas von Aquin an, dass Gott sich an die Sakramente gebunden hat, aber er selbst nicht durch die Sakramente gebunden ist. Dies bedeutet, dass wir zwar die Gewissheit haben können, dass Gott immer durch die Sakramente wirkt, wenn sie vom Geistlichen ordnungsgemäß gespendet werden, Gott jedoch ist insoweit nicht an die Sakramente gebunden, als er seine Gnade auf souveräne Weise erweitern kann und das auch tut. Wir können sicher sein, dass alle, die sich in gutem Glauben an Priester Hood wandten, um die Sakramente zu empfangen, nicht mit leeren Händen weggingen. Wir wissen, dass unser Herr in seiner unendlichen Liebe zu uns (auch in diesen Fällen) ein gewisses Maß an Gnade gewirkt hat. Gott wird von jenen Herzen angezogen, die ihm in Liebe offen stehen.

 Gleichzeitig sind die Sakramente, wenn sie richtig verabreicht werden, sichtbare Riten und wirksame Kanäle, durch die die heiligende Gnade Gottes zu denen fließt, die sie mit der richtigen Disposition empfangen. Die heiligende Gnade ist notwendig, damit eine Seele die Ewigkeit im Himmel verbringen kann, und eine gültige sakramentale Taufe garantiert, dass diese Gnade in die Seele gelegt wurde. Sünde ist ein Verlust der heiligmachenden Gnade, aber alle Sakramente wirken gemäß ihrem Zweck, heiligende Gnade in der Seele zu geben und zu stärken. Diese Gnade ist ein Schatz der Schätze, und wir müssen alles tun, um die Integrität der Sakramente zu schützen, durch die wir sie erhalten. Es ist die Pflicht der örtlichen Kirche, dafür zu sorgen, dass jeder, der ihr anvertraut wird, den vollen Nutzen und die Gewissheit hat, die sich aus dem gültigen Empfang der Sakramente ergeben, die uns gegeben wurden, um uns auf dem Weg zum Himmel so sicher wie möglich zu halten. (engl. auf der Website der Diözese, deutsch auf kath.net )

Bischöfliche Katechesen in dieser Klarheit und Bestimmtheit würde man sich öfter wünschen.

Als unmittelbare Nutzanwendung aus diesem hoch bedauerlichen Vorfall ergibt sich die Forderung an alle kirchlichen Vorgesetzten, insbesondere jedoch an die Bischöfe, keine „unklaren Verhältnisse“ einreißen zu lassen und ihrerseits in Zweifelsfällen alles zu unternehmen, um eine Klärung herbeizuführen. Sie müssen ihre volle Disziplinargewalt einsetzen, um alles zu verhindern, was dazu führen könnte, daß in ihrem Zuständigkeitsbereich (und auch darüber hinaus) Sakramente ungültig gespendet, d.h. nur simuliert werden. Denn so sicher wir sein können, daß der barmherzige Gott keine Seele verlorengehen lassen wird, die durch Täuschung oder Verkettung unglücklicher Umstände etwa um den Empfang einer gültigen Absolution betrogen wurde, so gewiss müssen wir befürchten, daß seine Gerechtigkeit es denen schrecklich vergelten wird, die solchen Betrug durch falsche Lehre oder allein auf die Gunst der Öffentlichkeit bedachte laxe Amtsführung begünstigt haben.

Die untaugliche Taufformel „Wir taufen Dich...“ mag im deutschen Sprachraum eher selten verwandt worden sein, aber sowohl hinsichtlich der Einsetzungsworte der Eucharistie als auch zur Lossprechung im ohnehin weitgehend außer Gebrauch gekommenen Beichtsakrament ist auch aus unseren Breiten immer wieder von haarsträubenden Zeugnissen irregeleiteter Kreativität zu hören. Dazu kommt eine vielfach von oben geförderte Verunklarung des Unterschiedes zwischen Feier des Messopfers und Wortgottesdienst. Solche Unklarheit läßt es nicht nur als „gut erfunden“ erscheinen, daß die Teilnehmer einer von der Gemeindereferentin durchgeführten „Wort-Gottes-Feier“ mit Weihrauch, Ministranten und Beinahe-Meßgewand sich anschließend darüber unterhalten, was für eine schöne Messe „unsere Frau Sowienoch“ heute gefeiert habe.

Und damit sind wir bei einem Problem, das für die Zukunft der Kirche noch weitaus mehr Störpotential und Sprengkraft enthält als wenige Einzelfälle – denn ein wirklich einmaliger Fall war es vermutlich nicht – wie der des nun glücklich getauften und geweihten hw. Herrn Matthew Hood: Das unmögliche Frauenpriestertum. Es scheint, als ob die Vertreter*innen dieser fehlgeleiteten Gleichstellungsforderung im deutschen Episkopat mehr teils lautstarke, teils verklemmte Unterstützer hätten als klare und entschiedene Vertreter der doch von Papst Johannes Paul II so eindeutig festgeschriebenen seit alters geltenden Lehre der Kirche: „Die Kirche hat nicht die Vollmacht“.

Die Lobby des Frauenpriestertums geht anscheinend davon aus, zumindest für Deutschland kurz vor der Erreichung ihres Zieles zu stehen, und agiert dementsprechend „selbstbewußt“ - in Wirklichkeit doch nur dreist und schamlos. Sollte hier einer der Bischöfe nachgeben – und es fällt einem schon der eine oder andere nord-mainische deutsche Kandidat ein – würden sich simulierte Sakramentenspendungen lawinenartig ausbreiten und innerhalb kürzester Zeit zu einer kaum heilbaren Spaltung der Gläubigen und des Leibes der Kirche führen.

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Der Titel dieses Beitrages spielt auf das wichtige Buch von Dom Nicola Bux „Mit den Sakramenten spielt man nicht“ an, das wir hier bereits kurz vorgestellt hatten. Darauf wird weiter zurückzukommen sein.

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