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Gott mehr gehorchen als den Menschen

Bild: Von der Website des AutorsDieses Gebot steht im Zentrum des alten Testaments, und Jesus der Messias, seine Jünger und die Christen der frühen Zeit haben nie einen Zweifel daran gelassen, daß dieses Gebot diesen Platz auch im neuen Bund behalten sollte. „Wir können ohne den Sonntag nicht leben“ erklärten die Märtyrer von Abitene ihrem Richter – und gingen in den irdischen Tod, um das himmlische Leben zu erhalten. Unzählige andere haben es ihnen gleichgetan. Das Martyrium ist nicht die unabdingbare Verpflichtung eines jeden Christen, und der Versuch, sich ihm zu entziehen, ist keine unvergebbare Sünde – hier irrte Donatius von Karthago. Aber die Bereitwilligkeit, mit der die kirchlichen Amtsträger dem Anspruch eines größenwahnsinnig gewordenen Staates stattgeben, er allein könne über das gemeinsame Wohl aller und die höchsten Güter jedes Einzelnen befinden, muß erschrecken. Vor diesem Hintergrund zu lesen ist der kurze Nachruf auf den uns bislang völlig unbekannten britischen Rabbiners Lord Sacks, den Fr. Hunwicke am gestrigen Sonntag veröffentlicht hat.

Rabbi Lord Sacks

Die Nachricht vom plötzlichen Tod eines unserer vornehmsten Oberrabbiner hat mich tief getroffen. Lord Sacks war Engländer durch und durch. Er war ein Mann von hoher Kultur, der sich mit Leichtigkeit und Eleganz auszudrücken vermochte – eine seltene Fähigkeit. Weit über das billige Schlagwort vom „prominenten Intellektuellen“ hinaus war er ein Gelehrter.

Als einmal ein britisches Gericht sich anmaßte, eine Vorgabe des Jüdischen Gesetzes aufzuheben, das es als dem Gesetz dieses Landes untergeordnet betrachtete, formulierte er seinen Protest so: „Ein englisches Gericht hat diese Regelung als „rassistisch“ erklärt, und da es sich dabei um ein unverzichtbares Element des jüdischen Gesetzes handelt, erklärt es letzten Endes die jüdische Religion für rassistisch.“

Juden sind oft heftig dafür angegriffen worden, daß sie die Religion über die Nationalität stellen. Was für ein verdrehtes Herangehen. Gott und den Glauben an die erste Stelle zu setzen ist im Gegenteil in Imperativ, den wir mit ihnen gemeinsam haben; für uns ebenso wie für sie hat die Treue zu unserem Glauben Vorrang – und zwar immer, in guten Zeiten wie während einer Seuche – vor jeder irdischen Treue und Loyalität.

Im Stundengebet der Lateinischen Kirche lasen wir vor kurzem die Geschichte der Maccabäischen Brüder, die unter den Christen ebenso wie unter den Juden als Märtyrer angesehen werden und deren kostbare Reliquien wir im Zentrum des katholischen Rom verehren. Viele englische Priester werden gerade an diesem (Sonntag-)Vormittag bei ihrem Requiem für die Kriegsgefallenen die ebenso klare wie schonungslose Lesung aus dem II. Buch der Makkabäer vorgetragen haben.

Wie uns diese Märtyrer durch ihr kostbares Zeugnis für das Gesetz der Torah, das zu ihrer Zeit noch nicht Fleisch geworden war, gelehrt haben, steht der Glaube und der Gehorsam, in dem er sich ausdrückt und Gestalt annimmt, über allen Anordnungen weltlicher Autoritäten.

Weit, weit, darüber. Daß doch alle Katholiken das verstünden!

 O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! (Römer 11, 33)

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