Nur Christus ist König!
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- 23. November 2020
Das im Novus Ordo am letzten Sonntag des Kirchenjahres begangene Christkönigsfest gab den Geisteszwergen der Neukirche wieder gerne genutzte Gelegenheit, ihr von Unkenntnis der christlichen Lehre geprägtes Religionsverständnis auszubreiten. Doch der Reihe nach.
Der Christkönigssonntag ist – von heute aus gesehen erstaunlich – erst spät in den Kalender aufgenommen worden: 1925 durch Papst Pius den XI.,der als Termin den letzten Sonntag im Oktober festsetzte. Das hatte seinen Grund: Die Souveränität Christi auch in weltlichen Angelegenheiten bedurfte keiner besonderen Hervorhebung in jenem Jahrtausend, in dem die christlichen Könige des Abendlandes ihr Amt „von Gottes Gnaden“ ausübten – zumindest in der Theorie, und durchaus fest begründet im common sense ihrer Zeit. Erst nach dem Sturz der „katholischen Majestäten“ zu Ende des 1. Weltkriegs und der allgemeinen Ausrufung der Volkssouveränität bedurfte der Gedanke einer besonderen Hervorhebung.
Die Architekten der Liturgiereform verschoben das Fest auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres, an dem traditionell des Endes der irdischen Welt gedacht wurde, und verschmolzen die beiden Festgedanken: Das Ende der Welt ist der Anbruch der Königsherrschaft Christi. Dabei modifizierten sie beide auf ungute Weise: Sie verschoben das Königtum Christi aus der weltlichen Gegenwart auf den buchstäblichen St. Nimmerleinstag und ließen es als eine Sache erscheinen ließ, die erst am Ende der Zeiten relevant werde. Gleichzeitig beförderten sie aber durch die Wahl eines anderen Evangeliumstextes die schon damals starke der Säkularisierung Vorschub leistende Tendenz, den Blick der erlösungsbedürftigen Menschheit vom übernatürlichen Gnadenhandeln Christi weg und hin zum Vertrauen auf eigene Kraft und Vortrefflichkeit zu lenken.
An die Stelle von Matthäus 24, 15-35 mit seinem nachgerade klassischen Szenario des Weltenendes setzten sie die ebenfalls von Matthäus (in 25, 31-46) überlieferte Darlegung von Kriterien des Weltgerichtes und dem Lob für die Gerechten: „Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben...“ Nur wer nie gelernt hat, die hl. Schrift im Zusammenhang zu lesen und zu verstehen, sondern sie als Steinbruch zur Lieferung von Belegstellen für „zeitgemäße“ Ansichten benutzt, kann auf den Gedanken kommen, darin eine erschöpfende Aufzählung dessen zu sehen, das zur Gerechtigkeit gefordert ist. Im Blick auf den weiteren Zusammenhang würde sich sonst z.B. ebenfalls bei Matthäus (6, 31 – 33) gerade auch zu Essen und Trinken die Auskunft finden, daß die Sorge darum auch die Heiden umtreibt „Ihr aber suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.
Es war schon immer der Versucher, der den Blick und den Hunger der Menschen einseitig auf das Brot des täglichen Lebens lenkt – und dem Jesus antwortet: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. (Noch einmal Matthäus, 4, 4) Das eine ermöglicht das irdische, das andere das übernatürliche Leben – allein der krasse Materialismus bezweifelt und bestreitet, daß der Mensch aus Leib und Seele besteht.
Nur wo dieser Zusammenhang aufgelöst ist, kommt es zu so katastrophalen Fehlleistungen wie jener einer gewissen Schwester Christine Klimann (Kongregation der Helferinnen, Pastoralreferent*in und studiert in Rom Psychologie), die zur Vorbereitung auf diesen Sonntag in katholisch.de das Folgende von sich gegeben hat:
Ja wenn der Herr einst wieder kommt … welcher Art wird die Überraschung dann sein? Für die einen ist die Überraschung angenehm. Sie haben sich angestrengt in diesem Leben. Es gab viel zu tun, weil so viele bedürftig waren. Und dann erfahren sie, dass ihre Anstrengungen noch mehr Bedeutung hatten, als sie ahnten: Das Gute, das sie in ihrem Leben getan haben, haben sie IHM getan.
Für die anderen hingegen ist die Überraschung mehr als unangenehm. Sie haben sich angestrengt in diesem Leben. Die Gebote waren zu achten, Werte zu verteidigen, der Glaube war zu verkünden und der Herr anzubeten … viel zu tun. Und dann erfahren sie, dass ihre Anstrengungen ins Leere gegangen waren, denn das, worauf es ankam, war etwas ganz anderes.
Da ist nichts mehr von der Zwiespältigkeit oder vielleicht besser Zweiseitigkeit von Martha und Maria, die Jesus doch auflöst im „Aber nur eines ist notwendig – Maria hat den besseren Teil erwählt“. (Das „den guten Teil erwählt“ der neuen Einheitsübersetzung ist eine nur mit phantasiereicher Philologie bemäntelbare krasse Fehlübersetzung.) Nein, die gute Schwester Helferin ist gerade dabei, die Achter der Gebote, Verkünder des Glaubens und Anbeter des Herrn in eine modernistische Abart von Hölle zu verweisen, weil die ihrem Götzen des verabsolutierten Humanitarismus nicht gedient haben. Warum sie dazu dann doch noch einen göttlichen Weltenrichter benötigt, ist mit Logik nicht zu erklären – eher mit einer völlig auf den Hund gekommenen theologischen Bildung geistlichen Personals.
Wohin diese offenbar bewußt vermittelte Unbildung dann weiterhin führen kann, demmonstriert ein anderes Pastoralreferent*in namens Peter Otten in dieser Woche ebenfalls auf katholisch de unter der bemerkenswerten Überschrift „Wer Christus König nennt, muß auch Mißbrauchsopfer so betrachten“. Das mit dem König liest der Amateurtheologe Otten anscheinend aus dem Schlußsatz des Evangeliums heraus: „Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.“ Daß diese „Geringsten“ dadurch zu Königen würden, steht da freilich nirgendwo – und man muß schon ein reichlich vernebeltes Bild vom „königlichen Priestertum des heiligen Volkes“ (so etwa 1. Petrus 2.9 in Hinblick auf die Glaubenden und Getauften) im Hinterkopf haben, um mit Otten in diesem so fehlinterpretierten Schlußsatz „die Pointe des ganzen Evangeliums“ zu erblicken:
Jeder Mensch ist allein deswegen, weil es ihn gibt, wertvoll wie ein König oder eine Königin. Niemand darf ihn antasten. Und wer Christus einen König nennt, kann das ernsthaft doch nur tun, wenn er den Hungernden, den Verdurstenden, den Geschundenen, den Nackten, das traumatisierte Opfer sexualisierter Gewalt ohne Diskussion und Bedingung tatsächlich als König betrachtet.
Hier verwechselt jemand auf haarsträubende Weise das Evangelium mit der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und die in der Tat jedem zukommende Menschenwürde mit der Königwürde Christi, in dem und durch den alles geschaffen wurde. Dazu übersieht er noch großzügig, daß die Väter*innen des in Menschenrechtsdeklarationen niedergelegten humanitaristischen Geistes es mit den Königen nicht so hatten und diese sehr wohl auf brutalste Weise antasteten. Und diese Dummheit – oder ist es Niedertracht? - spreizt sich nicht irgendwo auf einer Klippschule der kirchlichen Erwaschsenenverbildung, sondern auf de Website der „katholischen“ Bischöfe. Ja, "Sie haben ihn entthront".