Kultur von Tod und Hölle
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- 15. Dezember 2020
Die Namen der Personen, die in diesem Blogeintrag von Fr. Hunwicke eine schaurige Rolle spielen, sind in Deutschland weniger bekannt – das Thema, zur dessen Illustration Hochwürden sie erwähnt, sehr wohl.
Große Trauer Herrscht bei den Freunden und Angehörigen des Boulevards über den Tod einer der ihren, einer Frau, die unter dem Namen Barbara Windsor aufzutreten pflegte. Sie hat mir niemals etwas zuleide getan, und ich habe keinen Grund, ihr böse zu sein. Aber sie schlief mit zahlreichen Männern, darunter auch Mördern aus dem Milieu des Londoner East Ends, und sie hatte fünf Abtreibungen.
Ich bin ein Sünder der wahrscheinlich die Gnaden, die mir von Gott gewährt worden sind, noch mehr mißbraucht hat, als sie die ihren. Und ich kann nicht wissen, was sich zwischen Gott und ihr vor ihrem letzten Atemzug abgespielt hat.
Aber ist sie wirklich vorbildlich?
Vor einigen Jahren hat sich die Moormörderin (es geht um fünffachen Kindermord aus sexuellen Motiven, s. diesen Wikipedia-Eintrag) Myra Hindley mit der Kirche ausgesöhnt. Aus irgendeinemn Grund hat das die Medienfuzzis sehr empört. Ich erinnere mich daran, daß einer von ihnen schrieb, wie anmaßend die Vorstellung wäre, daß durch das Gemurmel eines Mannes mit einem violetten Band um den Hals Sünden so bösartig wie die, die Hindley begangen hatte, abgewaschen werden könnten. Er war der Ansicht – ich zitiere – sie solle für ewig in der Hölle schmoren.
Tatsächlich gibt es Leute, sensible und nachdenkliche Leute, die nicht glauben, daß ein liebender Gott überhaupt irgendjemanden auf ewig in die Hölle verdammen können, die dann aber andererseits, wenn man ihnen nur die richtigen Fragen stellt, gerne eine Reihe Menschen nennen, die ganz bestimmt in der Hölle sind – die doch ein liebender Gott niemals zulassen könne.
Solche Ansichten wie die über Hindly wurden nicht etwa von muffigen alten Moralisten geäußert. Wir muffigen alten Moralisten glaubten stets und glauben auch heute, daß Sünde eine schreckliche Beleidigung Gottes darstellt, und daß dennoch jede Sünde, so schrecklich sie auch sein mag, mit ein wenig Wasser und ein paar Worten bei der Taufe abgewaschen werden kann, ebenso durch das leise gesprochene Geständnis und die Absolution im Beichtstuhl.
Mein Verdacht ist, daß für den Boulevard und die Medienfuzzies die Sünden, die sie vergnügt selbst begehen oder doch begehen könnten, kein großes Thema darstellen und auch keiner Taufe oder Absolution bedürfen, ja, daß es von schlechtem Geschmack zeugt, so etwas überhaupt als Sünde zu bezeichnen – doch die Sünden einer Hindley oder eines Hitler können nie vergeben werden.
In meinen Augen war Barbara Windsor nicht mehr und nicht weniger eine Art „Nationalheiligtum“ wie die fünf Kinder, die sie umgebracht hat, und ich bete darum, daß der Herr ihrer Seele gnädig sei.