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Das "neue Normal" heißt Wahnsinn - zum Abschied von 2020

Viel Gutes läßt sich über das zu Ende gehende Jahr nun wirklich nicht sagen, aber eines ist immerhin festzuhalten: Wir gehen mit klarerem Blick aus 2020 heraus, als wir hineingegangen sind. Die Grautöne werden weniger; schwarz (viel) und weiß (wenig) treten deutlicher auseinander als je zuvor. Für den allgemeingesellschaftlichen Bereich gilt: Wo die Gottlosigkeit von der Gewohnheit zum Programm wird, verlieren die Menschen zunehmend Vernunft und Verstand, und wenn dann noch eine „Krise“ dazu kommt – d.h. eine unabweisbare Erinnerung daran, daß eben nicht alles durch Räte beschließbar und dann auch machbar ist – dann greift der nackte Wahnsinn Raum. Die Politik und deren Satelliten in Medien und Hochschulen haben sich dem weitgehend ergeben. Es lohnte gar nicht, auf den von dort kommenden Irrsinn einzugehen, wäre man nicht von den aus dieser Richtung immer diktatorischer vorgetragenen Zumutungen im eigenen Lebensbereich betroffen. Doch das soll heute hier nicht Thema sein.

Mit zur allgemeinen Gesellschaft gehört auch 2020 noch die Kirche Christi, und in ihr machen sich die oben angesprochenen Zerfallserscheinungen um so stärker bemerkbar, wie die verantwortlichen Amtsträger*innen dazu neigen, die Kirche überwiegend oder ausschließlich als Organisation der Gesamtgesellschaft zu begreifen. Insbesondere an den von nachvollziehbarer Existenzangst gebeutelten theologischen Fakultäten hat man sich der neo-poststrukturalistisch-dekonstruktivistischen Mode der benachbarten Fakultäten weitestgehend angeglichen – auf gebührend niedrigerem intellektuellen Niveau, versteht sich. Aus ihren Reihen hat Rom in den vergangenen Jahrzehnten einen Episkopat rekrutiert, der in seiner Mehrheit zu jedem Glaubensverrat bereit ist, wo es dem Organisationsinteresse dienlich sein könnte.

Pünktlich zu den Feiertagen hat der (im übrigen keinerlei Autorität über andere Bischöfe besitzende) DBK-Präses Bätzing die Frauenweihe und die kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften als Nahziele auf die Tagesordnung seiner Organisation gesetzt und angedeutet, daß man das schon schaffen werde, auch wenn Rom die dazu erforderlichen Änderungen des Katechismus (vorerst) verweigere. Kardinal Brandmüller hat ihn deshalb an den Eid erinnert, den katholischen Glauben zu wahren und zu verteidigen, den er doch als Voraussetzung zu seiner Bischofsweihe abgelegt hat. Keine Reaktion, nicht in Limburg, nicht in Bonn und auch nicht in Rom.

Das passt ins Bild. Unter der Verantwortung des im Frühjahr zum Schein für ein paar Tage zurückgetretenen langjährigen Sekretärs und bösen Geistes der DBK (150 festangestellte und zahlreiche zugeordnete Mitarbeiter) Hans Langendörfer SJ hat das unter dem irreführenden Namen „katholisch.de“ firmierende Sprachrohr der Bischöfe innerhalb eines Jahrzehnts die Entkernung des Glaubens rasant vorangetrieben: Forderungen und Wahnideen, die 2010 bestenfalls von den 150 Mitgliedern des als „lunatic fringe“ wahrgenommenen Vereins „Kirche von unten“ offen propagiert wurden, werden dort heute als Mainstream inszeniert. Wohl wahr: The lunatics are in charge of the asylum“.

In der neuen Kirche gilt der von Bätzing in den Zielen für seine erste Etappe zusammengefasste „Synodale Weg“ als Glaubensbekenntnis, und der Kölner Erzbischof Kardinal Woelki, der – wiewohl sicher kein Traditionalist – es doch erkennbar an Unterstützung dieses deutschen Sonderweges mangeln läßt, sieht sich unter zum Himmel schreienden Mißbrauch des Mißbrauchs einem auf Verlust seines Bischofsstuhls und Vernichtung seiner Person abzielenden Kesseltreiben ausgesetzt. Irgendwie ist der Mann doch noch katholisch, und so setzen neukirchliche Medien im Verein mit denen des „neuen Normal“ alle Hebel in Bewegung, um das lästige Ärgernis auszuschalten. Wäre doch gelacht, wenn man diesen Quertreiber nicht auch erlegen könnte. Der Kardinal hat direkt an den Papst appelliert und diesen damit in die ihm extrem unangenehme Situation gebracht, Position beziehen zu sollen. Wir sind gespannt.

Ist unter solchen Umständen eine Spaltung der Kirche unvermeidlich? Die einfache Frage wird der komplizierten Situation nicht gerecht. Spaltung sieht heute nicht mehr so aus, wie sie zu Zeiten Luthers aussah und anschließend für Jahrhunderte das Bild der Kirche bestimmt. Einerseits ist die Spaltung längst eingetreten – kein Katholik, der katholisch sein und bleiben will, wird Figuren wie Bätzing, Kohlgraf, Bode, Heße und wie sie alle heißen, als Lehrer und Hirten anerkennen. Sie sind als Wölfe durchschaut, da hilft auch kein frommer Augenaufschlag. Die Laien sind hier in privilegierter Lage – sie brauchen keinen Bischof und sind auch durch kein Gehorsamsversprechen an einen womöglich selbst eidbrüchigen Bischof gebunden. Und da immer mehr glaubenstreue Katholiken sich nicht mehr sicher sein können, ob diese Bischöfe und alle von ihnen geweihten Priester die Sakramente der Kirche noch spenden können und wollen, haben sie die Konsequenzen gezogen und wenden sich für ihre geistigen Bedürfnisse an Priester, bei denen sie sich sicher fühlen können. Nur ein kleinerer Teil davon verbindet das mit einem formellen Kirchenaustritt.. Sie bleiben drin – und sind doch selbst für den synodalen Weg und alles, was seine Vertreter erreichen wollen, längst unerreichbar. Der Dialog ist aufgekündigt, von beiden Seiten.

Für die Priester selbst sieht das anders aus. An den geringen und ständig weiter zurückgehenden Weihezahlen der Diözesen ist abzulesen, daß immer weniger junge Männer bereit sind, die Ungewissheiten eines Lebens unter diesen Bedingungen auf sich zu nehmen – wofür denn auch? Und die jungen Frauen? Den Vollzug des offenen Bruches, den die Frauenweihe bedeuten müßte, wird man soweit wie möglich hinausschieben – oder bis auch Rom gefallen ist, worauf zu warten freilich unsicher bleibt. Katholische Priester müssen sich auf Jahre hinaus auf eine Existenz in schwer erträglichen Grauzonen einrichten – sie bedürfen dringend unseres Gebetes.

Wenn nicht der mit dem „Synodalen Weg“ auch in der Kirche zum Durchbruch drängende Wahn nicht alle Bedenken obsolet macht, wird sich die offizielle deutsche Kirche so schnell nicht abspalten, eher wird sie bis auf kümmerliche Reste (die sich weiterhin demonstrativer gesellschaftlicher Wertschätzung erfreuen) absterben. Das Wehklagen unter denen, die ihre beruflichen Lebenshoffnungen auf diese Neukiche gesetzt haben, wird groß sein, wenn der aktuell stattfindenden „Konsolidierung“ der Pfarreien von hohen dreistelligen auf niedrige zweistellige Zahlen die logische Konsequenz folgt: Verringerung der Zahl deutscher theologischen Ausbildungsstätten und Bistümer auf jeweils drei oder vier, und alles mit Stellenplänen, die auf einen Bierdeckel passen. Aber es gibt Hoffnung: Viele Sozialfälle finden ihr Auskommen dann in einem der Gemeinnützigen Konzerne, die das ehemalige Kirchenvermögen an sich gebracht haben und nun „diskriminierungsfrei“ als Gesellschaften Öffentlichen Rechts weitergeführt werden. Die Betroffenen werden dazu vielleicht noch nicht einmal die Stelle und den Arbeitsplatz wechseln müssen. Aus Ordinariatsräten werden Regierungsräte – na und?

Ist das eine unbegründete Horrorvision oder eine realistische Prognose aus der Verlängerung aktueller Entwicklungslinien? Das kommende Jahr wird uns der Antwort darauf vielleicht näher bringen, als vielen lieb ist. Wir wünschen unseren Lesern, denen, die diese Antwort fürchten ebenso wie denen, die sie erhoffen: Kommen Sie gut rein in das neue Jahr – und vor allem kommen Sie gut wieder heraus. Und keine Hektik: Es sieht ja nur so aus, als ob alles von uns abhängen würde: SEIN ist die Welt, und alles ist durch IHN und für IHN geschaffen.

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