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Ein Bischof wird auf Linie gebracht

Bild: Aus dem genannten Artikel auf LifeSite NewsBischof Paprock von Springfield gehört, um das mal ganz einfach und in schwarz-weiß-Begriffen auszudrücken, zu den „Guten“. In den auch in der amerikanischen Bischofskonferenz strittigen Fragen wie Kommunionspendung an prominente Abtreibungsbefürworter stand er stets auf der richtigen Seite. Gegenüber den Anhängern der Tradition in Lehre und Liturgie, in seiner Diözese präsent durch die Petrusbruderschaft und die Canons Regular an jeweils zwei Messorten, vertrat er stets die von Papst Benedikt in Summorum Pontificum vertretene Linie von Toleranz und Förderung im Sinne einer gegenseitigen Bereicherung.

Nach dem Erlaß von Traditionis Custodes hat er, gestützt auf entsprechende Vorschriften des Kanonischen Rechtes, großzügig Dispensen erteilt, um eine möglichst uneingeschränkte Fortführung der Seelsorge im Sinne der Tradition zu ermöglichen. Um die den Regularkanonikern zugewiesene Kirche Sacred Heart - eine von zwei Pfarrkirchen einer durch Zusammenschlüsse entstandenen Gemeinde – für die Zelebration im überlieferten Ritus zu erhalten, hat er ihr sogar den Titel einer Pfarrkirche ausdrücklich entzogen: Damit war der Weg für die Kanoniker wieder frei. Alles in allem ein gutes Beispiel dafür, wie traditionsfreundlich eingestellte Bischöfe versuchen, ohne offene Rebellion den neuesten Angriff auf die Überlieferung zu unterlaufen.

Doch wie auf LifesiteNews berichtet wird, geht es damit jetzt in Springfield zu Ende: Der Apparat läßt die Muskeln spielen und zeigt, daß die Eigenverantwortlichkeit der Bischöfe in ihrer Diözese nur soviel gilt, wie sie bereit sind, in der Befolgung römischer Anordnungen eben diese Eigenverantwortlichkeit aufzugeben. Die Canons Regular von John Cantius mit Sitz in Chicago unterstehen kirchenrechtlich dem Regiment von Kardinal Cupich – und der hat Bischof Paprocki dazu gebracht – ob gezwungen, kann man von hier aus schwer beurteilen – die Canoniker auch in Springfield den Regeln von Chicago zu unterwerfen.

Hier geht es weiterVor allem heißt das: Keine Messe im alten Ritus am 1. Sonntag im Monat. Keine Sakramente nach den überlieferten Büchern. Und Abgabe einer ausdrücklichen Erklärung gegenüber dem Ortsbischof, daß die Zelebranten der alten Messe den Novus Ordo als die „einzige Form der lex orandi“ anerkennen. (Wie sie das machen sollen, ohne schizophren zu werden, wäre schon interessant zu wisssen.)

Damit ganz klar wird, daß diese nicht nur für die Gläubigen schmerzlichen Einschränkungen nicht Bischof Paprockis Wunsch entsprungen sind, gilt diese Maßnahme nur für die beiden von den Regularkanonikern versorgten Kirchen – in den beiden der Petrusbruderschaft anvertrauten Gemeinden bleibt alles beim alten. Man kann gespannt sein, ob und mit welchen Mitteln Cupich oder Roche versuchen, auch hier die strengeren Regeln durchzusetzen – denkbar wäre etwa die Androhung eines Abzugs der Washingtoner Regularkanoniker aus Springfiel, wenn dort „Ungehorsam gegen das Lehramt des Papstes“ geübt und geduldet würde. Denn Gehorsam gegenüber ‚Rom ist für die Kirchenreformer die höchste Tugend – seit Neuestem zumindest, und wenn es ihnen ins Konzept passt.

Aus dem Schreiben von Bischof Paprocki geht aber noch ein weiteres Detail hervor, von dem unklar bleibt, ob es nur die Gemeinden der Kanoniker – was uns wahrscheinlich zu sein scheint – oder auch die der Petrusbruderschaft betrifft: Es sei ein „katechetisches Konzept“ in Vorbereitung, „das die Gläubigen unterstützen und begleiten soll, den Wert der Wiederherstellung der Liturgie und der Lehren des II. Vatikanischen Konzils zu erkennen“. Man kann gespannt sein, wie die Teilnahme an solchen „Katechesen“ (in der DDR nannte man solche Veranstaltungen zur Förderung der Linientreue „Rotlichtbestrahlung“) sichergestellt und kontrolliert werden soll. Vielleicht durch eine Sonderseite im Impfpass, auf der durch Stempel und Unterschrift die erfolgreiche Teilnahme an der Umerziehungsmaßnahme beglaubigt wird.

Ja, es wäre zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre.

Zwei Folgerungen drängen sich auf: Während in vielen Ländern der Welt – Deutschland mit seinem synodalen Weg ist ja nur ein freilich besonders hervorstechendes Beispiel – Grundlagen der überlieferten Lehre auf ziemlich allen Gebieten in Frage gestellt und durch ein grünes Zeitgeist-Evangelium abgelöst werden, nimmt der Pontifex Maximus diese Aktivitäten bestenfalls mit einem leichten Stirnrunzeln zur Kenntnis und läßt den Dingen ansonsten ihren Lauf. Aber bei den Verteidigern der überlieferten Liturgie und Lehre kennt seine Miliz keine Gnade und keine Schwäche – das soll ausgerottet werden mit Stumpf und Stil, und zwar so schnell wie möglich. Die „Neue Kirche“ soll nichts Sichtbares mehr mit der alten gemeinsam haben.

Die zweite Einsicht: Gemeinschaften, die ihr Charisma und ihre Tätigkeit unter dem moralischen und rechtlichen Schutz eines Ortsbischofs ausüben, können sich der Wirksamkeit dieses Schutzes in keiner Weise mehr sicher sein. Schon bisher galt, daß ein neuer Bischof alle von seinem Vorgänger erteilten Genehmigungen aufheben konnte, und gelegentlich wurden Bischöfe auch schon einmal frühpensioniert, um einen gefügigeren Nachfolger zu installieren. InSpringfield wird deutlich, daß auch unterhalb der Schwelle eines Bischofswechsels Möglichkeiten bestehen, unbotmäßige Ortsordinarien auf Kurs zu bringen, zumindest partiell.

Wir können wirklich gespannt sein, welche Mittel aus diesem Instrumentenkoffer in dem bevorstehenden Maßnahmen zur „Regulierung“ der Ex-Ecclasia-Dei-Gemeinschaften eingesetzt werden. Nach gegenwärtiger Gerüchtelage ist mit den entsprechenden Dokumenten und Maßnahmen nicht vor März zu rechnen.

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