Synodalisches in und um Köln
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- 07. Juli 2022
Die Diskussion über Desiderio Desideravi – das eher untypischerweise für ein Dokument mit der Unterschrift von Franziskus durchaus bedenkenswerte Aussagen enthält – geht weiter. Hier gibt es einen laufend ergänzten Überblick. Diese Debatte findet im wesentlichen in traditionellen oder gegenüber der Tradition offenen Kreisen statt. In Hardcore-Novus-Ordo-Land begnügt man sich mit knappen Kundgebungen der Genugtuung über die tatsächlich in DD erneut bekräftigte Absage an die überlieferter Liturgie. Man kennt derlei dort ja schon seit langem und freut sich nur noch mäßig über Wiederholungen.
Unterdessen ist die zweite Häfte des Jahres 2022 angebrochen und die die Deutschsynode geht auf ihr Endstadium zu. Liturgie ist in diesen Kreisen längst kein Thema mehr, schließlich ist man schon mehrere Schritte weiter und bei der Frage angekommen, ob es denn überhaupt noch eines Priestertums bedürfe. Falls man aber doch noch „geweihtes“ Personal benötigen sollte, dürften Frauen von dieser Stellung keinesfalls ausgeschlossen werden, das gebiete die Geschlechtergerechtigkeit. Auch Bischöfe wie Elbs, Jung und seit längerem schon Bischof Fürst gehen in diese Richtung.
Mit gemischten Gefühklen verfolgt man die Diskussion über das Ende des Priestertums freilich nicht nur bei den Frauen, die dieses Amt nach dem Diakonat als Zwischenstufe um jeden Preis erreichen wollen, sondern auch in der Universitätstheologie, auf deren dürren Boden die Idee von der Entbehrlichkeit eines besonderen Priestertums doch herangezüchtet worden war. Die staatlich finanzierte und deshalb nicht zu Unrecht auch als Repräsentanten einer „Staatstheologie“ angesehenen theologischen Fakultäten sind in ihrem Bestand durch die diversen in Deutrschland gültigen Konkordate nämlich vor allem dadurch geschützt, daß sie einer staatlich anerkannten Priesterausbildung für die Inhaber direkt oder indirekt staatlich finanzierter Positionen im Kirchendienst dienen. Daher haben bereits die von den Bischöfen erwogenen Pläne, die Priesterausbildung anegsichts brutal zurückgehender Bewerberzahlen an wenigen Fakultäten zu konzentrieren, unter den dortigen Lehrstuhlinhabern und hoffnungsfrohen Nachwuchsakademikern beträchtliche Unruhe ausgelöst. Sollten Gottesdienstleiter alsbald überhaupt keine langjährige Ausbildung mehr benötigen, sondern nach ihrer Wahl durch die Gemeinde im Kurzlehrgang fit gemacht werden, sieht das noch düsterer aus – selbst dann, wenn vermehrt Frauen in die Vorbereitungskurse drängen sollten. In der deutschen Staats- und Universitätstheologie herrscht schon seit längerem Alarmstufe Gelb.
Und hier kommt wieder einmal der Angstgegner aller progressiven Deutschkatholiken, der Kölner Kardinal Woelki, ins Spiel. Nicht, daß er besondere Sympathisien für die überlieferte Liturgie gezeigt hätte – liturgisch ist der 1985 zum Priester geweihte Kardinal ein Zögling seiner Ausbildungszeit. Aber in der Lehre läßt er es an Kompromissbereitschaft fehlen, und seine synodalistischen Gegner befürchten, daß sein Widerstand einige ihrer schönsten Erfolge beeinträchtigen könnte. Auch und vor allem in Sachen Priestertum, denn Kardinal Woelki hat vor zwei Jahren aus der Konkursmasse der Steyler Missionare eine (zugegebenerweise nicht ganz komplette) „Hochschule für katholische Theologie“ erworben. Sie verfügt über kirchliche und staatliche Anerkennung sowie volles Promotionsrecht, liegt aber weitgehend außerhalb des Zugriff der staatstheologischen Mafia an den Fakultäten. Sie könnte mittelfristig zu einer Hochschule für die vollwertige akademische Ausbildung von tatsächlich katholischen Priestern ausgebaut werden, für die es bestimmt beträchtliche Nachfrage in den Diözesen gäbe, die sich von synodalem Weg und Staatstheologie bisher fern gehalten haben.
Diese Aussicht hat nun bei den Mandarinen der Fakultäten Alarmstufe Rot ausgelöst. Seit Ende letzten Jahres versuchen sie, die Finanzierung der Hochschule zu hintertreiben und haben die Liste ihre Vorwürfe gegen den Kardinal um einige Punkte erweitert, die „Unregelmäßigkeiten“ bei der bisherigen Finanzierung unterstellen. Der Dekan der theologischen Fakultät in Bonn, die sich selbst einen exzellenten Ruf bescheinigt (denn sonst tut es keiner), hat diese Zusammenhänge nun in aller wünschenswerten Deutlichkeit noch einmal ausgesprochen. Sein Hauptargument: „Warum sollte man die Studenten von Bonn nach Köln fahren lassen und den starken Standort Bonn schwächen?“ Und ein weiteres: „Auch aus finanziellen Gründen sei Theologie an staatlichen Hochschulen für die Kirche attraktiv“ – so geht Akademia von weltweit exzellentem Ruf. Um diesen Argumenten Nachdruck zu verleihen, hat die Mafia denn auch ihre längst verbrauchten Attacken auf Woelki wegen angeblicher Untätigkeit in Mißbrauchsfällen wieder intensiviert.
Für die Priesterausbildung der traditionstreuen Gemeinschaften haben diese Auseinandersetzungen nur begrenzte Bedeutung – sie wird notfalls, wie man schon bei einigen Gruppierungen aus den Franziskanern der Immakulata beobachten konnte, „im Untergrund“ fortgesetzt. Umso entscheidender ist die Auseinandersetzung gerade um Personen wie Woelki dafür, ob die Deutschsynodalen ihren Durchmarsch zur Umwandlung der Kirche in Deutschland in ein staatskirchliches Konstrukt zu Ende bringen können, oder ob da Inseln verbleiben, die sich ihrem totalen Zugriff entziehen.
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Schon heute findet die Kampagne gegen eine bischöfliche Hochschule für Köln ihre Fortsetzung. Wer der Mafia einmal bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen will, findet hier eine Gelegenheit.