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Messen im leichtbekleideten Ritus

Bild: MissaInLatinoWo stehen die Gläubigen und die Gemeinschaften, die der überlieferten Lehre und Liturgie der Kirche treu bleiben wollen, im Herbst 2022 – 15 Jahre nach dem Erlass von Summorum Pontificum durch Papst Benedikt und ein Jahr nach dessen Aufhebung duch Traditionis Traditores – so sollte man TC ehrlicherweise bezeichnen – von der Hand des Despoten Franziskus? Eine Antwort auf diese Frage ist schwer. Das Bild der Kirche im Jahr 2022 zeigt viele Widersprüche und gerade auch in Bezug auf die Gemeinden der Tradition viele blinde Stellen. Einigermaßen verläßliche Informationen haben wir nur aus Nordamerika und Großbritannien, dazu Teilen von Mitteleuropa.

Was den Zugang der Gläubigen zur hl. Messe und den Sakramenten nach den überlieferten Büchern betrifft, so hat der Willkürerlass von Franziskus bisher nur sehr wenig Wirkung gezeigt. In den USA haben gerade einmal vier Diözesen, darunter freilich die bedeutenden Bischofssitze von Washington und Chicago, die dort vorher in zufriedenstellendem Umfang möglichen Feiern der Liturgie im überlieferten Ritus empfindlich eingeschränkt bzw. faktisch unmöglich gemacht. Das ist nicht viel im Vergleich zur Gesamtzahl von gegenwärtig 196 Diözesen, von denen es allerdings auch vorher schon in vielen keine „offizielle“ alte Messe gab. Die Apostolate der Petrusbruderschaft in 39 und die des Instituts Christus König in 16 Bistümern blieben bislang – mit Ausnahme von Chicago – weitgehend unbehelligt. Dabei haben traditionsfreundliche Bischöfe teilweise aktiv daran mitgewirkt, die einschränkenden Vorgaben von TC ins Leere laufen zu lassen.

Hier geht es weiterManches, was in dieser Hinsicht bisher geschehen ist, wurde verständlicherweise von den Beteiligten nicht an die große Glocke gehängt. Das ist schlecht für unseren Wissensdurst – aber gut für die Sache. Wir können davon ausgehen: Solange wir aus einer Diözese keine lauten Schmerzensschreie vernehmen, verlaufen die Dinge dort in einem halbwegs erträglichen Rahmen.

Das scheint im großen Ganzen auch für Mitteleuropa zu gelten. Aus England und Deutschland sind bisher keine wirklich einschneidenden Maßnahmen bekannt geworden – man arrangiert sich und hält beiderseits die Füße ruhig. In Deutschland ist das sicher auch eine Nebenwirkung des auf Seite der Progressisten alle Kräfte bindenden Synodalen Irrwegs. Dazu kommt eine in manchen Diözesen immer noch spürbare Liberalitas catholica – am sichtbarsten vielleicht verkörpert von Bischof Meier von Augsburg, der auf dem Synodalen Weg nicht allen bedenklichen Dokumenten widersprechen wollte – andererseits aber auch zur Weihe von Diakonen der Petrusbruderschaft im überlieferten Ritus bereit war. Wie lange dieser Spagat auszuhalten ist, wird sich erweisen. Bisher hat es jedenfalls hier und in England keine großen Konfrontationen gegeben.

In Frankreich scheint die Situation der in den USA zu ähneln. Dort verhält sich die große Mehrheit der Bistümer – im Land gibt es 91 davon – eher abwartend oder wohlwollend, während einige Bischöfe sich massiv für die Durchsetzung von TC einsetzen – sei es aus eigenem Antrieb wie in Le Havre oder Dijon, sei es auf Druck aus Rom wie in Frejus-Toulon. Nach einer soeben bekannt gewordenen Untersuchung wurden seit Erlass von TC von ursprünglich 241 Messorten ganze 14 eingestellt. Wie in den USA haben einige der Hardliner-Bischöfe auch zusätzlich zur Verbannung der überlieferten Liturgie weitere Schritte zur Disziplinierung der Gläubigen eingeleitet – aus Chicago, Washington und Dijon wird nicht nur die Vertreibung der altrituellen Gemeinschaften aus den Pfarrkirchen gemeldet, sondern auch ein generelles Verbot zur Feier der „alten Messe“ am ersten Sonntag des Monats und an hohen Feiertagen sowie jede Spendung der Sakramente nach den überlieferten Büchern.

Diese Bischöfe scheinen davon auszugehen, daß Verbote und Autoritätsbekundungen – die bekanntlich ja schon in den 70er Jahren keine durchschlagende Wirkung entfalten konnten – heute besser geeignet wären als damals, der überlieferten Liturgie endgültig den Garaus zu machen. Worauf sich diese Annahme stützen könnte, ist nicht zu sehen. Auch die „frommen Alten“, um eine unzulässige Verallgemeinerung vorzunehmen, lassen sich heute nicht mehr unter der Beanspruchung von „Gehorsam“ dazu nötigen, das für richtig Erkannte aufzugeben. Und viele, die beim ersten Kampf um die überlieferte Liturgie noch nicht dabei waren, sind ohnehin gewöhnt, sich mit eigener Kraft für das einzusetzen, was sie für richtig halten. In der Diözese von Arlington, wo der Bischof auch alle Pfarrkirchen gesperrt hat, haben sie in wochenlanger harter Arbeit Aulen und Turnhallen von Schulen soweit hergerichtet, daß sie der hl. Messe einen würdigen Rahmen bieten.

Das mit harten Bandagen bekämpfte Institut Christus König hatte in diesem Jahr mehr Eintrittsgesuche für sein Priesterseminar, als beim besten Willen berücksichtg werden konnten. Und weltweit setzt sich der mit Corona eingeleitete Anstieg der Teilnehmerzahlen an den Messorten der Tradition fort. Wo ein Bischof den Messbesuch zu sehr erschwert, gehen die Leute halt „zu Pius“. Und wo Gläubige sich nach starken Appellen an ihre Gehorsamspflicht doch dazu breitschlagen lassen, einmal an einer Messfeier in der angeblich einzigen Form des römischen Ritus, also am Novus Ordo Pauls VI. teilzunehmen, müssen sie immer öfter damit rechnen, mit einem unwürdigen Spektakel abgespeist zu werden, von denen neuerdings immer öfter (aktuelle Beispiele hier, hier und hier) zu hören ist.

Der Einwand, daß es sich dabei um „Einzelfälle“ handeln würde, kann niemanden überzeugen, der über die liturgischen Mißstände hinaus die Gesamtentwicklung der Kirche in den Blick nimmt – von den Beschlüssen des deutschen Synodalen Weges bis zu den immer konfuseren Auftritten des Papstes und seiner Mitregenten. Die unter Berufung auf DAS KONZIL begonnene „Verheutigung“ aller Lebensbereiche der Kirche hat in wenig mehr als einem halben Jahrhundert in einen allseitigen und umfassenden Niedergang geführt, von dem nur wenige Oasen außerhalb der Anhängerschaft der Tradition verschont blieben. Nicht nur die Liturgie kommt immer öfter leicht bekleidet daher – formlos, glaubenslos, und für niemanden von Bedeutung. Der Zusammenbruch erfasst das ganze Gebäude. Der Versuch, die Tradition mit in diesen Niedergang hineinzuzwingen, wird keinen Erfolg haben.

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Weitere aktuelle Informationen zur Entwicklung in Frankreich bietet heute RorateCaeli.

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