Gegen die Häresie des Synodalismus
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- 19. Oktober 2022
Der absehbare Kurs der deutschen Synodalen Weges in die Spaltung und das Trauerspiel der von Franziskus in Rom veranstalteten Scheinsynoden haben in den USA lebhafte Debatten ausgelöst. Als ein Ergebnis zeichnet sich jetzt bereits ab, daß in Gestalt des „Synodalismus“ eine (nicht wirklich neue) Häresie auf den Begriff gebracht wird, die in sich die übelsten Züge zahlreicher Häresien der Vergangenheit vereinigt: Von der arianischen Reduktion der Gottmenschlichkeit Christi und damit der Christusfähigkeit des Menschen über den machtpolitischen Konziliarismus des 15. Jahrhunderts bis zu den zahlreichen Häresien des Modernismus, mit denen die Feinde der Kirche seit 150 Jahren die Kapitulation vor Säkularismus und Zeitgeist betreiben. Das ist einerseits eine höchst bedenkliche Situation – nicht ohne Grund spricht Kardinal Müller von der drohenden Gefahr einer „feindlichen Übernahme“. Andererseits hat das „nicht wirklich Neu“ den Vorteil, daß die Kirche zu vielen der neu in Umlauf gebrachten Irrtümer in der Vergangenheit bereits in feierlicher Form alles Erforderliche gesagt hat. Das ruft fast vergessene Kirchenlehrer und Kirchenversammlungen der Vergangenheit und ihre Lehrsätze erneut ins Bewußtsein zurück und lenkt verstärkt den Blick auf die Warnungen der beiden Vorgänger Bergoglios, die den Zeitgeist ebenso gut kannten und erkannten wie dieser – im Gegensatz zu dem Argentinier aber nach Kräften Widerstand leisteten.
Robert Morrison weist in einem Artikel vom 15. Oktober auf einige dieser bereits vorliegenden Fixpunkte zur Verteidigung gegen die synodalistische Häresie hin – wir bieten eine stellenweise etwas geraffte Übersetzung.
Das Leben des hl. Athanasius bietet uns wertvolle Gegenmittel gegen die Versuchung, einer der gängigsten aktuellen Versuchungen zu unterliegen, nämlich der Vorstellung, die Wahrheit liege notwendigerweise bei der Gruppierung mit den meisten Anhängern. In einem Brief an den hl. Athanasius aus dem Jahr 371 geht der hl. Basilius sogar so weit, zu schreiben: Die ganze Kirche ist in Auflösung. 373, im Todesjahr des hl. Athanasius, schrieb ihm der hl. Basilius sogar nachgerade verzweifelt: Hat der Herr denn seine Kirche vollständig verlassen? Aber so verzweifelt die Lage der Kirche auch erscheinen mag und so klein der Rest ist, der noch an der Tradition festhält, so kann dieser Rest doch immer sicher sein, daß die Kirche, die unser Herr gegründet hat, niemals völlig scheitern wird, weil er versprochen hat, immer bei ihr zu sein.
Es kommt nicht darauf an, wie verzweifelt die Situation erscheint. Der „kleine Rest“, der an der Tradition festhält, ist Ausdruck der Garantie, daß der Herr sein Versprechen einhält. So hat es die Kirche immer gelehrt:
- Aber wenn wir oder selbst ein Engel vom Himmel euch etwas anderes lehren sollten als das, was wir bisher gelehrt haben, so sei er verflucht (Paulus Gal. 1; 8)
- Die Kirche Christi ist ein eifriger und standfester Hüter der Lehren, die ihr übergeben worden sind, und verändert sie niemals. Sie nimmt ihnen nichts weg und fügt ihnen nichts hinzu, weder etwas, das überflüssig erscheint, noch etwas das zu fehlen scheint, sondern sie widmet all ihre Aufmerksamkeit dem einen Ziel: Dem getreuen und klugen Umgang mit der Überlieferung, der Stärkung und Sicherung dessen, was bereits erkannt ist, und dem Schutz dessen, was sie bereits gesichert und bestimmt hat. (Vincent de Lerins, Commonitorium)
- Und Ihr sollt ihr die Laien und den Klerus und die ganze Gemeinde ernstlich ermahnen, so im Glauben voranzuschreiten, daß sie erkennen, daß ihr Ihnen keine Neuheiten predigt, sondern allen Menschen das vermittelt, das bereits die Väter seligen Angedenkens mit sicherer Festigkeit gelehrt haben und mit dem auch unsere Briefe übereinstimmen. Und das sollt ihr nicht nur in Worten bekunden, sondern auch durch den lauten Vortrag der alten Dokumente, so daß das Volk Gottes erkennt, daß ihm auch heute nichts anderes vorgetragen wird als das, was die Väter von ihren Vorvätern erhielten und an ihre Nachkommen weitergegeben haben. (Papst Leo der Große in seinem Brief an Bischof Proterius von Alexandrien)
- Ohne Vorbehalt nehme ich die Glaubenslehre an, die von den Aposteln durch die rechtgläubigen Väter stets in demselben Sinn und in derselben Bedeutung bis auf uns gekommen ist. Deshalb verwerfe ich ganz und gar die irrgläubige Erfindung der Entwicklung der Glaubenssätze, die von einem Sinn zu einem andern übergingen, der abweiche von dem Sinn, den die Kirche einst gemeint habe. (Papst Pius X., Antmodernisteneid, 4)
Die Angriffe, die in unseren Tagen gegen die Tradition gerichtet werden, sind in vielem weitaus offensichtlicher als das während der arianischen Häresie war. Heute streiten wir nicht über komplizierte theologische Fragen. Stattdessen sind viele nicht mehr fähig, den Unterschied zwischen einem gesunden Baum und seinen köstlichen Früchten auf der einen Seite und einem abgestorbenen Baum mit verfaulten Früchten auf der anderen Seite zu erkennen. Und es ist tragisch, daß ausgerechnet die Katholiken, die sich für die nahrhaften Früchte der katholischen Tradition entscheiden, sich in einer kleinen und immer stärker verfolgten Minderheit befinden.
Fairerweise muß man denen, die diese Realität nicht erkennen, zugestehen, daß die Feinde der Kirche sich stets dessen bewußt waren, daß sie nur genug Agenten in hohe Positionen einschleusen mußten, um ihr Täuschungswerk zu vollbringen. Die „Instruktionen der Alta Vendita“ (in Italien veröffentlicht 1859) geben ausführliche Auskunft über diese freimaurerische Taktik:
Ihr werdet für euch mit geringem Aufwand eine Reputation als gute Katholiken und Patrioten aufbauen. Das wird es uns ermöglichen, unsere Lehren beim jungen Klerus zu verbreiten und auch in die Klöster zu tragen. Im lauf weniger Jahre werden diese jungen Kleriker nach dem natürlichen Gang der Dinge alle Funktionen übernehmen – sie werden im Kronrat des Königs sitzen und sie werden Gelegenheit haben, an der Wahl eines Papstes teilzunehmen. Und dieser Papst wird, wie die meisten Zeitgenossen, zwangsläufig mehr oder weniger stark von den nationalen und humanitären Prinzipien beeinflußt sein, die wir in Umlauf gesetzt haben.
Wenn man bedenkt, welchen enormen Erfolg die Feinde der Kirche seinerzeit mit dieser Methode erzielten, ist nicht einzusehen, daß sie heute auf diese Vorgehensweise verzichten sollten.
Trotzdem würden sicherlich mehr gläubige Katholiken den anti-katholischen Irrlehren widerstehen, wenn sie nicht erleben müßten, wie viele Andere eben diesen Irrtümern folgen. Wenn ein entschlossener Feind der Kirche es fertig bringt, ansonsten gute Gläubige dazu zu bringen, zu schweigen, hat er damit einen mächtigen Verbündeten gewonnen. Tatsächlich ist das Schweigen der „guten Katholiken“ für viele der stärkste Hinweis darauf, daß mit den umstrittenen Lehren doch alles in Ordnung wäre.
Kardinal Müllers Interview zeigt den einzigen Weg, auf dem die Häresie der großen Zahl zu überwinden ist. Die, die die Wahrheit kennen, müssen sich um Gottes Gnade bemühen, auch Wege zur Verkündigung der Wahrheit zu finden – selbst wenn das das Martyrium bedeutet. Michael Davies hat darauf hingewiesen, daß das im Christentum schon immer so war:
Das Christentum ist keine Religion, die mit Kompromissen überleben kann. Sein Gründer starb einen einsamen Tod am Kreuz. Von Tausenden seiner Anhänger wurde erwartet, lieber einen grausamen Tod in einem römischen Zirkus zu sterben, als auch nur eine kleine Schale Weihrauch vor der Statue eines Kaisers zu verbrennen.
Wie es scheint, sind wir heute an einem Punkt angekommen, an dem die Bischöfe sich darüber Rechenschaft geben müssen, ob ihr Schweigen letztlich nichts anderes bedeutet, als Weihrauch vor all dem zu verbrennen, was Franziskus repräsentiert: Pachamama, LGBTQ-Messen, Verfolgung glaubenstreuer Katholiken, Unterstützung des globalistischen Relativismus und was dergleichen Ausdrucksformen gottloser Hässlichkeit mehr sind. Ihr Schweigen vermittelt ihren Herden, daß der Glaube tatsächlich gerade so geändert werden könne, wie es dem Teufel gefällt. Es ist nicht die Frage, wer letztlich gewinnt: Der Herr wird siegen.Aber wie viele Seelen werden verloren gehen, weil das Schweigen der Hirten sie davon überzeugt hat, daß die Mehrzahl der Katholiken recht handelt, wenn sie von dem abrücken, was die Kirche immer gelehrt hat?
Die Worte des hl. Athanasius an seine Brüder im Bischofsamt haben heute noch mehr Gewicht als seinerzeit:
Unsere Glaubenssätze und unsere Riten wurden der Kirche nicht erst heute übergeben, sondern wurden uns durch unsere Vorfahren mit Weisheit und sicher übermittelt. Unser Glaube hat nicht erst in der Gegenwart seinen Anfang genommen, sondern er wurde uns vom Herrn ausgehend durch seine Jünger übermittelt. Die Gesetze, die in der Kirche seit frühester Zeit und bis heute Geltung hatten, dürfen in unseren Tagen nicht verloren gehen, wir dürfen das Vertrauen, das in uns gesetzt ist, nicht enttäuschen. Daher, meine Brüder, erhebt euch als treue Verwalter der Sakramente des Herrn, und laßt nicht zu, daß die Feinde sie entstellen.
Möge der Herr Kardinal Müller segnen und belohnen und alle, die mit ihm gegen die Feinde der Kirche stehen. Sie und wir sind nicht alleine, denn die Heilige Jungfrau Maria und alle Heiligen stehen uns bei.