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„Dieser verflixte synodale Prozess“

Weihbischof Rob Mutsaerts von der Diözese s'Hertogenbosch, den wir bereits einmal mit einem kräftigen Wort zu Traditionis Custodes zitiert haben, hat sich jetzt mit ähnlich deutlicher Ansage zum Entwurf der römischen Synodenverwaltung zum Arbeitspapier für die kommenden Sitzungen der umstrittenen Veranstaltung geäußert. Sein Artikel erschien am 4. November auf dem Blog Paarse Pepers, und nachdem wir durch Rorate Caeli darauf aufmerksam gemacht worden sind, wollen wir ihn auch unseren Lesern nicht vorenthalten - direkt übersetzt aus dem Niederländischen.

Dient der Synodale Prozess als Instrument, um die Kirche zu ändern?

Bild: fortesinfidel.nlAm Donnerstag, 27. Oktober hat das Sekretariat der Bischofs-Synode in Rom das Arbeitspapier „Für eine synodale Kirche, communio, participatio, missio“ für die kontinentale Phase präsentiert. Das fand während einer Pressekonferenz unter dem Vorsitz von Kardinal Grech im Pressezentrum des Hl. Stuhls in Rom statt. Das Dokument trägt den Titel: „Mache den Platz in deinem Zelt weit“ (Jesaja, 54:2). Das Sekretariat der Bischofs-Synode hat das Instrumentum Laboris aus den Schlußdokumenten der Treffen auf den verschiedenen Kontinenten als Arbeitspapier für die Zusammenkünfte der Synoden 2023 und 2024 zusammengestellt.

Das Mantra des Prozesses ist: zuhören. Wem? Jedem. Das Arbeitspapier enthält eine Vielzahl von Zitaten. „Diese Zitate wurden ausgewählt, weil sie auf besonders starke, schöne oder präzise Weise die Gefühle ausdrücken, die allgemeiner in vielen Berichten ausgedrückt werden. Die synodale Erfahrung kann als Weg der Anerkennung für jene verstanden werden, die sich in der Kirche nicht ausreichend anerkannt fühlen.“ Die Umrisse des synodalen Prozesses werden zunehmend klarer. Er stellt ein Megaphon für nicht-katholische Ansichten bereit. Das Dokument zeigt, wohin der synodale Weg am Ende führen soll: „Das bedeutet eine Kirche, die ihre Evangelisierungs-Mission im Licht der Zeichen der Zeit zu erneuern lernt, um der Menschheit weiterhin einen Weg der Existenz und des Lebens vorzuschlagen, in den sich alle als Protagonisten angenommen fühlen können.“

Wer sind denn die, die sich ausgeschlossen fühlen? Arbeitspapier § 39: „Unter denen, die um einen bedutungsvolleren Dialog und einen einladenderen Raum bitten, finden wir auch diejenigen, die aus verschiedenen Gründen eine Spannung zwischen der Zugehörigkeit zur Kirche und ihrer eigenen Liebesbeziehung empfinden, wie: wiederverheiratete Geschiedene, Single-Eltern, Menschen die in polygamen Beziehungen leben, LGBTQ-Menschen usw.“ Kurz gesagt, jene, die den Lehren der Katholischen Kirche nicht zustimmen. Das Arbeitspapier scheint vorzuschlagen, daß wir eine Liste von Beschwerden sammeln und sie dann diskutieren. Der Auftrag der Kirche ist ein anderer. Jedenfalls besteht dieser Auftrag nicht darin, alle Meinungen zu erwägen und dann zu einer Übereinkunft zu kommen. Jesus hat uns etwas anderes geboten: die Wahrheit zu verkünden, d.h. die Wahrheit, die einen frei macht. Besonders seltsam ist die Bemerkung, daß die Kirche der Polygamie keine Aufmerksamkeit widmet. Allerdings findet das Papier nicht die geringste Aufmerksamkeit für die Traditionalisten. Die fühlen sich auch ausgeschlossen. Das werden sie tatsächlich auch buchstäblich durch Papst Franziskus (Traditionis Custodes). Offensichtlich gibt es für diese Gruppe keine Empathie.

Hier geht es weiterBis jetzt ist der Synodale Prozess mehr wie ein soziologisches Experiment und hat wenig mit dem Hl. Geist zu tun, der angeblich überall zu spüren ist. Das könnte man schon fast blasphemisch nennen. Was zunehmend klar wird, ist, daß der synodale Prozess dazu benutzt werden wird, eine Reihe von Kirchen-Positionen zu ändern, wobei der Hl.Geist dann als Fürsprecher ins Feld geführt wird, obwohl er durch die Jahrhunderte hindurch etwas ganz anderes geatmet hat. Was den Anhörungen vor allem entnommen werden kann, ist ein verflüchtigter Glaube, der nicht mehr praktiziert wird und die Positionen der Kirche nicht akzeptiert. Die Leute beschweren sich, daß die Kirche ihre Ansichten nicht akzeptiert. Das stimmt übrigens nicht ganz. Die flämischen und deutschen Bischöfe gehen einen langen Weg mit ihnen gemeinsam, was letztlich viel tragischer ist. Sie wollen Sünde nicht mehr Sünde nennen. Daher ist von Umkehr und Reue nicht mehr die Rede.

Vorhersehbar ist der Ruf nach der Aufnahme von Frauen in das Priesteramt: „Die aktive Rolle von Frauen in den Leitungsstrukturen kirchlicher Gremien, die Möglichkeit für Frauen mit entsprechender Ausbildung, in Pfarreien zu predigen, und ein weiblicher Diakonat und Priestertum.“ Eine sinnlose Übung, wenn man bedenkt, daß die letzten drei Pontifikate ausdrücklich erklärt haben, daß dies eine Unmöglichkeit ist. In der Politik ist alles offen für Diskussionen und Debatten - in der Kirche nicht. Wir haben so etwas wie eine kirchliche Lehre, die weder von Zeit noch Ort abhängig ist.

Aber das Arbeitspapier scheint wirklich alles in Frage zu stellen. Wenn es zum Beispiel in Abs. 60 heißt: „Der Aufruf zur Bekehrung der kirchlichen Kultur zum Heil der Welt verbindet sich konkret mit der Möglichkeit, eine neue Kultur mit neuen Praktiken und Strukturen zu etablieren.“ Und dann so etwas: „Die Bischöfe werden gebeten, geeignete Wege zu finden, um ihre Aufgabe zu erfüllen, das Abschlussdokument zu bewerten und zu verabschieden und sicherzustellen, daß es das Ergebnis eines authentischen synodalen Weges darstellt, der den zurückgelegten Prozess und die unterschiedlichen Stimmen des Volkes Gottes auf jedem Kontinent respektiert.“

Offenbar reduziert sich das Bischofsamt auf die bloße Umsetzung des größten gemeinsamen Nenners als Ergebnis eines Wettbewerbs der Meinungen. Die letzte Endphase des synodalen Prozesses kann nur wie ein „galizischer Landtag“ ausfallen – (alles wird diskutiert – nichts wird entschieden). Es ist leicht vorherzusehen, daß alle, die sich nicht durchsetzen konnten, sagen, daß sie ausgeschlossen wurden, das ist ein Rezept für eine Katastrophe:. Doch wenn es nach allen geht, was eigentlich nicht möglich ist, ist die Katastrophe komplett, dann hat die Kirche sich selbst verleugnet und ihre Identität verspielt.

Bei der Präsentation des Arbeitspapiers machte Kardinal Grech viel Aufhebens darum, daß es die Aufgabe der Kirche sei, als Verstärker aller Töne zu fungieren, die aus dem Innern der Kirche kommen, auch wenn die im Widerspruch zu dem stehen, was die Kirche immer verkündet hat. Das war einmal anders. Zur Zeit der Gegenreformation ließ die Kirche an Klarheit ihrer Ansichten nichts zu wünschen übrig. Man überzeugt, indem man mit begründeter und voller Überzeugung für den katholischen Glauben einsteht. Man überzeugt niemanden, indem man nur zuhört und es dabei belässt. Das Ärgerliche ist, daß die Bischöfe angewiesen wurden, zuzuhören und dann das Gesagte zu dokumentieren. Diese Berichte wurden dann auf der Ebene der Kirchenprovinzen gesammelt und dann nach Rom weitergeleitet. Berichte, die die üblichen Ketzereien enthielten - aber mit der Unterschrift der Bischofskonferenz. Wir konnten nicht anders, aber ich bin keineswegs glücklich darüber. So mancher Kardinal hat diese Bedenken übrigens auch in Rom verlauten lassen und dann darüberhinaus gefragt, was eigentlich Synodalität sei. Es gab keine klare Antwort.

Jesus ist einen anderen Weg gegangen. Er hörte den beiden enttäuschten Jüngern zu, die auf dem Weg nach Emmaus waren. Aber an einem bestimmten Punkt ergriff Er das Wort und machte ihnen klar, daß sie sich irrten. Das veranlasste sie, umzukehren und nach Jerusalem zurückzukehren. Wenn wir nicht umkehren, landen wir in Emmaus und sind noch weiter von zu Hause entfernt, als wir es ohnehin schon sind.

Soviel ist mir klar. Gott kommt im Bild dieses verflixten synodalen Prozesses nicht vor. Der Heilige Geist hat absolut nichts damit zu tun. Unter den Protagonisten dieses Prozesses sind meiner Meinung zu viele Verteidiger der Homo-Ehe, Leute, die Abtreibung nicht wirklich für ein Problem halten und sich nie wirklich als Verteidiger des reichen Glaubens der Kirche zeigen, die vor allem die Achtung ihrer säkularen Umgebung einheimsen wollen. Das ist unpastoral und lieblos. Die Leute wollen ehrliche Antworten. Sie wollen nicht mit noch mehr Fragen nach Hause gehen. So hält man die Menschen von ihrem Heil ab. Ich bin inzwischen aus dem synodalen Prozess ausgestiegen.

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