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Rom:Von wegen Samthandschuhe

Titelblatt des Spectator vom November 2015Ein ranting zur Woche der Gerüchte

Nicht, daß die Bergoglianer in den letzten Lebensjahren von Papst Benedikt die Gläubigen, die an der überlieferten Lehre und Liturgie festhalten wollen, mit Samthandschuhen angefasst hätten. Die Samtpfötchen waren und sind reserviert für die postkatholischen und paleo-protestantischen Irrläufer auf dem synodalen Weg, für die Bätzing-Bode-Bande und ihre Staatstheologen, für die Sexualrevolutionäre um P. Martin S.J. in den USA samt ephebophilem Anhang in der Hierarchie. Und nicht vergessen: für die Los-von-Rom-Bischöfe der Kommunistischen Partei Chinas.

Nein, die Tradis – und zwar nicht nur die liturgischen, sondern auch die theologischen und die ganz praktischen Evangeliumsarbeiter in den Gemeinden – wurden bestenfalls mit Arbeitshandschuhen abgefertigt. Aber das hat jetzt ein Ende, wo der Alte glücklich unter seinem Marmor liegt. Jetzt kommen die Fighter zum Einsatz – die, mit den Schlagringen drinnen und dem Schmirgelbesatz draußen. So zumindest der Eindruck nach den geplanten und mehr oder weniger unmittelbar bevorstehenden Maßnahmen gegen die Anhänger der Tradition, zu denen immer mehr Informationen aus den unheiligen Hallen der Hauptverwaltung Gottesdienst nach draußen dringen. Gewiß, vorläufig nur als Gerücht – aber in logischer Verlängerung des bisher schon faktisch geschehenen und im gleichen Geist des Hasses gegen die Lehre und Gestalt der Kirche, die der Gottes- und Menschensohn Jesus Christus seinen Aposteln vor 2000 Jahren anvertraut hat. Aber die hatten ja auch noch kein Tonband und waren überhaupt viel ungebildeter als die Jesuiten des 21. Jahrhunderts. Denn aus deren Reihen ist uns mit Franziskus der Heiland erstanden, der täglich mit dem Geiste frühstückt und alles richtet, was seine so ungefähr 270 Vorgänger alles falsch gemacht haben.

Hier geht es weiterDieser Geist, um dessen Unterscheidung wir dringlich bitten müssen, hat dem großen Reformer und Neubegründer seiner neu katholischen Pseudokirche nun also eingegeben, daß es für diese im 21. Jahrhundert nur eine einzige Aufgabe gibt, die des Schweißes der Edlen wirklich wert ist: Alles auszutilgen, neudeutsch: zu canceln, was in Lehre und Liturgie daran erinnert, daß diese Kirche schon vor dem Jahre des Heils 1965 bestanden hat. Dem ist alles untergeordnet – auch die Erlasse und Gesetze im Geist von Traditionalist Bustodes.

Das gottesdienstliche Leben in den Diözesen soll weltweit und strikt auf die Linie von Traditionis Custodes gebracht werden, und da das im ersten Anlauf nicht geklappt hat, soll ein neuer Erlaß, eine neue Konstitution, die Dinge jetzt ein für allemal klarstellen. Wo Paul VI. noch zur Hammer und Meißel griff, wählt Franziskus Bergoglio seinem Naturell gemäß den Vorschlaghammer.

Was im Einzelnen bis jetzt bekannt geworden ist und sicher noch in diesem Frühjahr vom Gerücht zum Faktum wird:

Außerhalb der „apostolisch errichteten Häuser“ der Bruderschaften – und das sind weit weniger als bestehende „Niederlassungen“ – geht gar nichts mehr. Aber auch innerhalb nur noch die Messe nach dem sogenannten Missale Romanum Pauls VI. - keine Taufe, keine Eheschließung, keine Beerdigung und gar nichts nach den anderen Büchern von 1962. Strikte Berichtsauflagen, offizielle Kontrollbesuche und inoffizielle Spitzelberichte sollen sicherstellen, daß kein unerlaubtes Latein und kein Manipel mehr gegen den Geist des Konzils nach jesuitischer Lesart verstößt. Wer es dennoch tut, muß mit den schwersten Strafen rechnen – sogar eine „Laisierung“ von Widerspenstigen ist im Gespräch.

Auch die bislang nicht unmittelbar im Fokus des päpstlichen Unwillens stehende Piusbruderschaft soll wohl wieder mehr Aufmerksamkeit finden. Schon seit längerem überlegen Theologen – vermutlich sind es die gleichen, die anderswo „demokratische“ Bischofswahlen durch Synodalsowjets fordern – unerlaubte Bischofsweihen wie die von 1988 nicht nur für unrechtmäßig, sondern auch für ungültig zu erklären. Nun glaubt man, Ansatzpunkte dafür in der Rechtsauffassung einiger Kirchen des Ostens gefunden zu haben, die – so hat man es uns erklärt – eine Bischofsweihe nur dann anerkennen, wenn der Kandidat zuvor von einer Synode bestätigt worden ist. Personen, die von solchen zu „Nicht-Bischöfen“ erklärten Prälaten die Sakramente empfingen oder auch nur deren Tätigkeit in irgendeiner Form unterstützten – der Besuch von „Pius-Messen könnte schon den Beweis dafür liefern – könnten dann reihenweise mit exkommuniziert werden. Der von Franziskus eingeschlagene und mit Traditionis Custodes erstmals öffentlich proklamierte Weg ist auf seine Weise ganz klar, logisch und einfach nachvollziehbar: Bedingungslose Unterwerfung – oder raus. Päpstlicher Absolutismus in Reinkultur.

Neuer Frühling? Der Winter hat doch auch seine Reize. Neuevangelisierung? – aber wer wird denn Proselytismus betreiben; das ist schwere Sünde. Pastorale Begleitung oder Sorge für die an den Rändern? – das alles waren Sprüche zur Ruhigstellung der Gutgläubigen. Es geht um die Macht in der Institution Kirche, die rein weltlich gedacht wird und auf rein weltliche Zielsetzungen reduziert werden soll.

Natürlich wird das nicht gelingen. Selbst wenn die Bergoglianer den Petersdom zum „Weiten Zelt“ der „Abrahamitischen Bruderreligionen“ (schöne Grüße aus Nigeria!) umdekorieren und die Schätze der vatikanischen Museen – selbstverständlich zugunsten der Armen – an die Scheichs verscherbeln, werden sie nicht mehr die Kirche Christi repräsentieren, sondern wie die Geier und andere Aasfresser nur noch von dem leben, was schon längst tot ist. Die Institutionen, zumindest einige von ihnen, werden darüber zugrunde gehen – manches ist vielleicht noch mehr überlebt, als traditionsorientierte Geister heute begreifen können. Und während die Staatsoberhäupter Schlange stehen, um den Nachfolger von Franziskus zur Aufnahme als Vollmitglied in die vereinten Nationen zu beglückwünschen, wird der kleine Rest der Bischöfe und Kardinäle in einer Römischen Kirche – und vielleicht ist es auch nur eine Kapelle – den neuen Bischof der ewigen Stadt und wahren Nachfolger Petri wählen.

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In der ersten Fassung dieses Beitrags waren noch mehr Tipp- und Redigierfehler als gewöhnlich - das kommt vom hohen Blutdruck bei diesem Thema. Aber einen besonders schönen Fehler hat das Korrekturprogramm reingemacht, das anscheinend jetzt auch auf völlig politisch korrekt umgestellt ist: aus dem neudeutschen "canceln" machte es ein freundliches "lächeln". Orwell lebt.

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