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Die Katze ist aus dem Sack!

Bild: von der Twitter-Seite des AutorsDer erst im vergangenen Jahr von Franziskus zum Kardinal gemachte Bischof McElroy von San Diego hat in einem in den USA vielbeachteten Artikel im Zentralorgan der US-Jesuiten America seine Erwartungen und Wünsche an die Weltsynode zur Synodalität zum Ausdruck gebracht: Eucharistie jederzeit und für alle Getauften, Priesterweihe für (fast) alle, Aufhebung von Sexualmoral und Keuschheitsgeboten... Der amerikanische Priester und Publizist de Souza hat dem im National Catholic Register eine scharfe Antwort entgegengestellt und dabei nicht nur McElroy, sondern auch die wie dieser von Franziskus ernannten Synoden-Regisseure und -manipulateure Grech und Hollerich angesprochen. Das Thema hat Sprengkraft: Offiziell läßt Franziskus den synodalen Weg in Deutschland kritisieren - hinter dem Vorhang hat er schon längst dafür gesorgt, daß Figuren wie Grech und Hollerich, die ganz ähnliche Vorstellungen wie MacElroy und die Deutschsynodalen verfolgen, alles in der Hand haben. Doch hier der ungekürzte Text von Fr. DeSouza aus dem NCR.

Der jüngste Brief an die Bischöfe der Welt von Kardinal Mario Grech, Chef des Vatikanischen Synodensekretariats, und Kardinal Jean-Claude Hollerich, Generalrelator der Synode über Synodalität, zeigt, daß das Management einer Synode auch nicht mehr so einfach ist wie früher.

Die früheren Synoden unter Papst Franziskus waren relativ leicht zu steuern gegenüber dem aktuellen Synodalen Prozess zur Synodalität für eine synodale Kirche. Damals konnten die Manager der Synode, nachdem sie alle angehört hatten, einfach alles in die Zwischen- oder Endberichte schreiben, was sie wollten.

Die Ursprünge der Synodensynode

So hatte auch der synodale Prozess zur Synodalität für eine synodale Kirche angefangen. Sie wird ihre Höhepunkte mit nicht nur einem, sondern gleich zwei planetarischen synodalen Zusammenkünften in Rom erreichen – einer in diesem Herbst, einer zweiten dann im Oktober 2024.

Hier geht es weiterAlles hatte 2018 bei der Synode zur Jugend angefangen, als der Jesuitenpater Giacomo Costa – einer der Hauptmanager der Synode – einfach Material über einen synodalen Prozess in das Material jener Synode hereinschmuggelte.

Es fällt schwer, sich irgendetwas vorzustellen, was junge Leute weniger interessieren könnte als endlose Meetings unter Leitung einer Gruppe von Moderatoren. Doch das Synodensekretariat mußte ja den mehrstufigen synodalen Prozess von der lokalen bis zur planetarischen Ebene irgendwie in Gang bringen, und so „berichteten“ sie, daß es der Wunsch der Bischöfe sei, daß die jungen Leute sich weltweit mit Synodalität beschäftigten.

Cardinal Oswald Gracias von Bombay, ein Mitglied des päpstlichen „Kardinalsrates“ und enger Berater des Papstes, ließ dazu verlauten, daß das Synodensekretariat diesen Text manipuliert hatte und daß wohl P. Costa selbst der Manupulateur gewesen sei.

Auftritt Kardinal McElroy

Der synodale Prozess zur Synodalität für eine synodale Kirche bekam letzte Woche einen gewissen Schlag, als Kardinal McElroy von San Diego die Katze aus dem Sack ließ oder den Vorhang etwas zurückzog oder schlichtweg laut sagte, was viele schon vermutet hatten. Er ließ verlauteten, daß die Synode zur Synodalität genau die rechte Gelegenheit böte, die Weihe von Frauen zu Diakonen zu beschließen, erneut über die Weihe von Frauen zu Priesterinnen nachzudenken, sich von der Lehre des hl. Paulus in der heiligen Schrift zu befreien, daß man die hl. Kommunion nicht im Zustand der Todsünde empfangen dürfe, und überhaupt – zumindest für einige besonders bevorzugte Sexualpraktiken – sich ganz von den Anforderungen der Keuschheit zu befreien.

Kardinal McElroy ist bei weitem der intelligenteste, gebildetste und ausdrucksfähigste – Stanford, Harvard, Berkeley, Gregoriana – der amerikanischen Kardinäle, die Papst Franziskus kreiert hat, und daher fiel das den Leuten auf.

Möglicherweise zu sehr, denn seine Ausführungen lösten Alarmrufe aus, daß der synodale Prozess unter dem Motto „Das Zelt weit machen“ auch bis dahin ginge, den Fuchs ins lehramtliche Hühnerhaus einzuladen. Das wäre „radikale Inklusivität“ der weitreichenden Sorte, mit der Ideen vorgetragen würden – freier Zugang zur Eucharistie für alle Getauften – wie sie niemals zuvor in der Kirche gelehrt worden waren.

Ein heikles Gleichgewicht

Auch die Organisatoren des synodalen Prozesses für eine Synodale Kirche waren aufgeschreckt. Sie wollen ganz bestimmt nicht die Pferde mit dem Vorschlag scheu machen, daß sogar die Keuschheit abgeschafft werden könnte. Wie kriegt man nun Scheuklappen und Zügel an die synodalen Pferde, ohne daß allzuviele Leute mitbekommen, wohin man sie führen will?

Die Manager der Synode müssen einerseits Klarheit darüber schaffen, was von der Synode erwartet wird, ohne andererseits alles schon als vorab beschlossen erscheinen zu lassen. Zu diesem Zweck hatten sie angekündigt, daß P. Timothy Radcliff, früherer Generalsuperior der Dominikaner und zuverlässiger Befürworter freizügigerer Sitten in sexualibus, allen Synodenteilnehmern dreitägige Marschbefehle erteilen würde, bevor die Synode in diesem Herbst zusammengerufen würde.

So wußte also jedermann, wohin es gehen sollte, aber es war natürlich voreilig, daß Kardinal McElroy etwas veröffentlichte, das wie eine Vorabmitteilung des Abschlußberichtes der Synodalberatungen aussehen würde.

Deshalb mußten die Kardinäle Grech und Hollerich schnell handeln, um den Schaden durch McElroys übereiltes Vorpreschen zu begrenzen: Einfach nicht beachten, was der Kardinal hinter den Synodalen Vorhingen da in San Diego macht!

Das Problem für die Kardinäle Grech und Hollerich ist, daß auch sie selbst schon zuviel geredet haben. Während sie den Bischöfen „dringlich“ schrieben, der synodale Prozess zur Synodalität für eine synodale Kirche habe keinesfalls die Absicht, die Bischöfe an den Rand zu drängen wie Mitarbeiter, die sich Notizen machen dürfen, war es Kardinal Grech höchstselbst, der im vergangenen Herbst eine Expertenrunde einberief, um die Zusammenfassung der nationalen Synodalberichte zu entwerfen.

Diese Zusammenfassung bildet nun die Grundlage für das kontinentale Stadium des Synodalprozesses. Wenn dieses kontinentale Stadium in ein paar Wochen abgeschlossen sein wird, werden Kardinal Grech und die ihm genehme Expertengruppe noch einmal darübergehen und so das Arbeitspapier (instrumentum laboris) produzieren, das dann den planetaren Synoden in diesem und dem dann kommenden Herbst vorliegen wird.

Nur ein Mitglied dieser Expertengruppe war Bischof – obwohl doch Dutzende dafür erreichbar gewesen wären. Jetzt schreibt Kardinal Grech, daß Synodalität nicht getrennt von der „bischöflichen Kollegialität“ zu verstehen sei – aber vor ein paar Monaten brüstete er sich damit, daß seine ausgewählte Gruppe gleichgesinnter Experten wahrhaft „das Herz und die Ohren der Kirche“ wären. Bei früheren Synoden hat sich das Synodensekretariat auch selbst in die Beratungen der Bischöfe eingeschaltet. Dann werden sie sich sicher noch mehr einmischen, wenn die tatsächlichen Bischöfe in Rom präsent sind, aber Kardinal Grech und seine Truppe im Namen des „Herzens der Kirche“ sprechen.

Der Brief der Kardinäle Grech und Hollerich in diesem späten Stadium der Abläufe war nur erforderlich, weil unübersehbar geworden war, daß es Viele – Kardinal McElroy war nur der prominenteste unter ihnen – gibt, die dem synodalen Prozess zur Synodalität für eine synodale Kirche ihre eigene Tagesordnung aufdrängen wollen. Nur dann, wenn es offensichtlich ist, daß da jemand „hinter dem Vorhang“ agiert, wird es notwendig, den Leuten zu sagen, sie sollten dem „Mann hinter dem Vorhang“ keine Beachtung schenken.

Was Kardinal Hollerich betrifft, so hat er seit seiner Ernennung zum Generalrelator der Synode über Synodalität nicht gezögert, auszusprechen, daß er die Lehre der Kirche zur Homosexualität für überholt und falsch hält. Wenn sich die Bischöfe dann in Rom versammeln, werden sie einen Brief vom Januar haben, der ihnen sagt, daß Veränderungen der Lehre nicht auf der Tagesordnung stehen, aber der Oktober wird einen Kardinal auf den Stuhl des Vorsitzenden bringen, der genau das vorhat. Und dieser Kardinal wird nicht „hinter dem Vorhang“ seinen Platz haben – sondern auf dem Podium neben dem Heiligen Vater.

Die Glaubwürdigkeit des Synodensekretariats ist durch die Manipulationen der vorhergehenden Synoden schwer beschädigt. Der Brief an die Bischöfe der Welt fordert sie auf, das zu ignorieren, was sich doch vor ihren Augen von Deutschland bis San Diego da entwickelt. Nachdem der Vorhang einmal aufgezogen worden ist, wie das Kardinal McElroy getan hat, wird man ihn nicht wieder vollständig zuziehen können.

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