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Arbeitspapier zur Synodensynode

Bild: Von der Titelseite des deutschsprachigen PDFLohnt es sich überhaupt, sich näher mit dem am 20. 6. veröffentlichten Arbeitspapier zur Synodensynode zu beschäftigen? Für Katholiken, die katholisch sein wollen wie ihre Väter und wie die Heiligen und Lehrer der Kirche in den letzten zweitausend Jahren, wohl eher nicht. Der Vorbereitungsprozess war von den üblichen Manipulationen geprägt, und der Ablauf wird es, folgt er auch nur im Ansatz den bisher mit großer Fanfare durchgeführten römischen Synoden, ebenfalls sein. Und das gleiche gilt dann natürlich für die Ergebnisse, die dann irgendwann wohl kaum vor 2025 vom Papst feierlich veröffentlicht werden. Der Papst – wer auch immer das dann sein wird – wird in dieses „Ergebnis“ im Wesentlichen das hineinschreiben, was er darin sehen will, und das weglassen, was er nicht darin sehen will. Oder er wird sogar ganz auf ein feierliches Abschlußdokument verzichten – auch das ist denkbar.

Ob und inwieweit die große Synode überhaupt die künftige Entwicklung der Kirche beeinflussen kann, steht dahin. Vieles, was im letzten halben Jahrhundert aus Rom gekommen ist, hat die Entwicklung der Kirche nicht wirklich bestimmt, sondern nur Auskunft über ihren inneren Zustand gegebenen und – in viel geringerem Maß – die von daher bestimmten Entwicklungstendenzen mehr erahnen als erkennen lassen. Oder auch nicht: Waren sich nicht (fast) alle nach dem Konzil Johannes’ XXIII. und der Konstruktion der neuen Liturgie Pauls VI. darin einig, daß die Kirche nun endlich die Sprache für die „Menschen in der Welt von heute“ gefunden hätte und nun ein neuer Frühling, ja sogar das eigentliche Goldene Zeitalter der Kirche, beginnen würden?

Wir begannen unsere Lektüre des Arbeitsdokuments daher weniger im Vorgriff darauf, was am Ende dabei herauskommen könnte – und noch weniger als „Fahrplan“ für die kirchliche Entwicklung – sondern in erster Linie als Indikator für den Zustand der römischen Kirche 60 Jahre nach dem Beginn des ohne Frühling gebliebenen Konzils und im 10 Jahr des in Frost und Winter erstarrten Pontifikates von Franziskus. Hier geht es weiterDas Inhaltsverzeichnis, das wenig mehr als eine Phrasensammlung darstellt, gibt in dieser Hinsicht wenig Aufschluß. Mehr erfährt man da schon aus dem Abkürzungsverzeichnis, das die wesentlichen Dokumente auflistet, die dem Arbeitspapier zugrundeliegen (sollen). Das sind sechs (von 16) Dokumente des zweiten Vatikanums, zwei von Papst Johannes Paul II., fünf von Papst Franziskus und zwei weitere vom Generalsekretariat der Synode, dazu kommen hier und da eingestreute zahlreiche weitere Franziskus-Worte (S. 38) zu den unterschiedlichsten Anlässen. Das eigentliche Lehramt für die Kirche von heute, so belehren uns die von Franziskus handverlesen eingesetzten Verfasser, beginnt erst mit dem gegenwärtigen Inhaber des Stuhles, der einst der Stuhl Petri war.

Oder besser gesagt: Das Nicht-Lehramt. Das Instrumentum Laboris verzichtet nicht nur bewußt auf theologische Fundierung, wie Synodenrelator Hollerich bei der Pressekonferenz zur Vorstellung vergnügt mitteilte – das könnte das Wehen des Geistes ja einschränken. Es gefällt sich auch darin, alle Bezüge zu früheren Aussagen des Lehramtes der Kirche und den Erkenntnissen der Kirchenlehrer zu vermeiden und wendet sich ganz voraussetzungslos dem zu, was man an den Klippschulen der Jesuiten als Zeitgeist ausgemacht zu haben glaubt. Und so stößt man denn auch recht bald (in Kapitel B 1.2, Reflektionsanregung 69) auf eine tiefschürfende Frage wie:

Welche konkreten Schritte sind im Licht des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Amoris laetitia notwendig, um auf Menschen zuzugehen, die sich aufgrund ihrer Affektivität und Sexualität von der Kirche ausgeschlossen fühlen (z. B. wiederverheiratete Geschiedene, Menschen in polygamen Ehen, LGBTQ+ usw.)?

Mit dem „auf Andere zugehen“ ist eines der ganz großen Themen dieses Papiers und dieser Synode angesprochen. Das führt dann zu so schönen Sätzen wie Punkt 49 der Vorrede:

Unter diesem Gesichtspunkt ist das synodale Leben keine Strategie zur Organisation der Kirche, sondern die Erfahrung, zu einer Einheit zu finden, welche die Vielfalt umfasst, ohne sie auszulöschen, weil sie auf der Einheit mit Gott im Bekenntnis desselben Glaubens beruht. Diese Dynamik besitzt eine treibende Kraft, die dazu motiviert, den Wirkungskreis der Gemeinschaft kontinuierlich zu erweitern, allerdings mit den Widersprüchen, Grenzen und Wunden der Geschichte zurechtkommen muss.

Der hier gezeigte gute Wille greift dabei weit über die engen Grenzen Roms hinaus, wenn es z.B. in Frage 6 zu Kapitel B1.2 heißt:

Wie können wir offener und aufnahmebereiter auf Migranten und Flüchtlinge, ethnische und kulturelle Minderheiten und indigene Gemeinschaften zugehen, die seit langem Teil der Kirche sind, aber oft am Rande stehen? Wie können wir bezeugen, dass ihre Gegenwart ein Geschenk ist?

Oder in B 1.3 Abschnitt a):

Es besteht der Wunsch, dass sich die verschiedenen Traditionen in bestimmten Regionen und Kirchen Gehör verschaffen und am kirchlichen und theologischen Gespräch teilhaben können, das oft von römisch-katholischen/ostkirchlichen Stimmen dominiert wird. Die Würde der Getauften wird in vielen Zusammenhängen als zentraler Punkt anerkannt; ebenso bleibt das in den Sakramenten der christlichen Initiation gefeierte Ostergeheimnis insbesondere bei vielen Angehörigen der katholischen Ostkirchen der Kern der Reflexion über christliche Identität und synodale Kirche;

Viele solche Stellen könnte man anführen – einige, denen man gerne zustimmen möchte, weil sie einen Geist der Offenheit und des gegenseitigen Verständnisses zum Ausdruck bringen, dessen Vertiefung der Kirche nur nützlich sein kann. Andere, die auf einer Synoder der Kirche zur Vertbreitung und Verheutigung des apostolischen Glaubens eher nichts zu suchen hätten - Stichwort Polygamie oder LGBTQ+. So beginnt man also, die Dinge zu sortieren – und dann fällt einem Traditionis Custodes ein und alles, was damit zusammenhängt, und man erkennt: das mit dem „Aufeinander zugehen“ und „das Zelt weit machen“ ist alles nur Geschwätz, alles Verwirrung, um von dem einen großen Ziel abzulenken: Es geht bei alledem um nichts anderes als darum, die Kirche von ihren eigenen Grundlagen, wie sie Jesus seine Jünger gelehrt und seinen Aposteln zur Verbreitung und Bewahrung anvertraut hat, abzulösen und zu einem instrumentum laboris säkularer Agenden zu machen.

Wir brechen daher unseren Versuch zu einer Analyse dieses sowohl formal wie inhaltlich jeder kohärenten Analyse unzugänglichen Papiers ab: Die eingangs geäußerte Befürchtung war wohl berechtigt: Es lohnt sich nicht! Auf einige der im neuesten römischen Non-Paper angesprochenen Punkte werden wir vielleicht in konkreteren Zusammenhängen zurückkommen. Insgesamt aber ist für uns dieses Papier nichts anderes als ein Beleg für die Richtigkeit der von Fr. Hunwicke im Anschluß an J.H. Newman aufgestellten These von der möglichen „Selbstsuspendierung des Lehramtes“ unter dem Markenzeichen Franziskus S.J.

Text deutsch bei der DBK:

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