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Präfekt Fernàndez

Bild: ArchivWie sich die Zeiten ändern: Im Jahr 2009 hatte die Glaubenskongregation (damaliger Präfekt Kardinal Levada) die von der argentinischen Bischofskonferenz eingeleitete Ernennung von Victor Manuel Fernàndez zum Rektor der katholischen Universität von Argentinien zunächst abgelehnt. Sehr zum Ärger des damaligen Vorsitzenden der argentinischen Bischöfe, Bergoglio. Die römischen Glaubenswächter waren im Werk des Theologen über mehrere höchst bedenkliche Positionen gestolpert, und erst nachdem diese „irgendwie“ ausgeräumt waren, konnte die Ernennung 2010 erfolgen. Und nun hat also Bergoglio den Fernàndez selbst zum Chef des einst hochgeachteten ehemaligen „Heiligen Offiiziums“ eingesetzt – ein sprechenderes Beispiel für den Niedergang Roms ist kaum vorstellbar.

Zweifellos haben die Beobachter Recht, die diese ebenso absurde wie angesichts von Charakter und Werk der handelnden Personen nachvollziehbare Ernennung als Versuch des zunehmend gebrechlicher werdenden Franziskus betrachten, für eine befürchtete Zeit längeren Siechtums einen zuverlässigen Sachwalter zu installieren, so wie das John Allen auf Crux unter der Überschrift „Pope Francis has just given the Vatican his Ratzinger“ vermutet. Und wahrscheinlich gehen auch die Kommentatoren nicht fehl, die vermuten, Franziskus ziele mit dieser Entscheidung darauf ab, Fernàndez als seinen Nachfolger aufzubauen. Franziskus und die anderen Jesuiten an den Schalthebeln der Macht haben oft genug ihren festen Willen erklärt, die in ihrem Pontifikat vorgenommenen angeblichen Reformen „unumkehrbar“ zu machen. Anmaßung und Hybris hinter diesem Anspruch haben, soweit wir das sehen, in der Geschichte der Kirche bisher kein Vorbild.

Zur Sache selbst hat Franziskus selbst in seinem Brief, den er dem neuen Präfekten gleichsam als Auftrag mit auf den Weg gegeben hat, alles gesagt, was für uns zu wissen nötig ist: „Das Amt, dem du künftig vorstehen sollst, hat sich in früheren Zeiten unmoralischer Methoden bedient. Das war zu den Zeiten, als man weniger theologisches Wissen gefördert, als mögliche Irrtümer in der Lehre verfolgt hat. Was ich von Dir erwarte ist auf jeden Fall etwas ganz anderes.“ Eine noch härtere Absage an die Verbindlichkeit der Lehre der Kirche und bindende Kraft ihres Lehramtes, als sie ein solches noch beanspruchte, ist schwer vorstellbar. In Zukunft soll alles möglich sein. Und das entspricht genau dem schon seit den ersten Amtstagen von Franziskus verfolgten Kurs.

Hier geht es weiterNichts von dem, was im vergangenen Jahrzehnt als „Reform“ angekündigt oder eingeleitet worden ist, hat irgendwie Stabilität erreicht. Das „Lehramt“ von Franziskus hat zwar in seiner Widersprüchlichkeit und Ambiguität dazu beigetragen, Glaubensinhalte und Ordnung der Kirche weiter in Frage zu ziehen oder zu erschüttern – aber es hat nichts, auch nicht das geringste an deren Stelle zu setzen vermocht – außer vielelicht der wahnhaften Vorstellung: Wort und Wille des heute regierenden Papstes seien göttliches Gesetz. Wer dieser Vorstellung anhängt, muß freilich mit aller Macht darauf hinarbeiten, einen Clon seiner selbst als Nachfolger zu installieren – nur um den überlebenden hoffnungsfrohen Erben die Enttäuschung zu bereiten, daß es so nicht funktioniert. Und ganz bestimmt nicht auf Dauer.

Betrachtete man die von den „Reformern“ angekündigten und angefangenen „Reformschritte“ etwas genauer, zeigt sich – ganz ähnlich wie bei synodalen Weg der Deutschkirche – daß da kein theologisches aber auch kein politisches Konzept erkennbar ist, außer dem Willen, einmal errungene Positionen vermeintlicher Macht unter allen Umständen zu behaupten. Das ist in Deutschland nicht tragfähig, wo sich immer mehr Menschen aus nutzllos gewordenen Strukturen und Stuhlkreisen verabschieden, und das ist auch in Rom nicht tragfähig, wo alles in Frage gestellt und abgebrochen – aber nichts neu aufgebaut wird, was über das Versuchsstadium oder ein Provisorium hinausginge. Wir sind Zeuge nicht eines Bruches mit der Vergangenheit, der etwas Neues an deren Stelle setzen will, sondern eines Abbruchunternehmens, das weder einen Plan noch die Kraft hat, Neues zu schaffen.

Die Kirche Christi, die zweitausend Jahre älter ist als die der Bergoglianer, wird es überstehen. Und Katholiken, die katholisch bleiben wollen, werden es ebenfalls überstehen – und das umso eher, wie sie aufhören, auf die Störgeräusche zu achten, die da aus Rom an unsere Ohren dringen.

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