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Was heißt hier „unumkehrbar“?

Bild: Gefunden auf https://fsspx.news/en/news-events/news/preparing-next-conclave-3-70795Seit seinem Amtsantritt hat Papst Franziskus mehrfach bekräftigt, die von ihm verfügten „Reformen“ unumkehrbar machen zu wollen. Mit der Verschlechterung seines Gesundheitszustandes und der Aussicht auf ein neues Konklave haben sich die dahingehenden Anstrengungen verstärkt. Die Ernennung seines alten Freundes Fernàndez zum Leiter der früheren Glaubenskongregation ist ja nur der bisher letzte und skandalöseste Schritt in dieser Richtung. Zuvor hat er den Synodenexpress auf den Weg gebracht, der Kurie eine neue Geschäftsordnung und dem Vatikanstaat eine neue Grundordnung verpasst. In 10 Regierungsjahren hat er neben Traditionis Custodes mehr als 50 Motu-proprios erlassen, die zumeist ohne die Beteiligung der theoretisch zuständigen Kurialbehörden und fast immer ohne Einbeziehung von Sachverstand zustande gekommen sind. Die meisten davon sind nichts als Ausdruck seines unbedingten Willens, der Kirche Christi seinen, des Jorge Mario Bergoglio S.J., persönlichen Stempel aufzudrücken. Dazu dann die Personalpolitik. Inzwischen ist die Mehrheit der Kardinäle von Franziskus ernannt worden – freilich nach oft unerfindlichen Kriterien und fast alle ohne römische Erfahrung und Hintergrund. Zusätzlich hat er für eine Reihe wichtiger Bischofssitze in Europa und den USA notorisch progressive Mittfünfziger als Bischöfe eingesetzt, die dort auf Jahrzehnte in seinem Geist wirken sollen.

Ist damit alles gelaufen? Wird der Bergoglianismus die Zukunft der Kirche bestimmen?

Die römischen Jesuiten und die St. Gallener Mafia hätten das gerne so, aber ob sie ihren Willen tatsächlich bekommen, ist heute eher ungewisser als noch vor vielleicht zwei, drei Jahren. Die erbarmungslose Brutalität, mit der Franziskus & Co ihren Willen durchzusetzen versuchen, hat ihm ja nicht nur die Mehrzahl der Mitarbeiter in den römischen Behörden entfremdet, die seit Jahren „Dienst nach Vorschrift“ schieben und ansonsten abwarten, daß das Verhängnis sein Ende findet. Vielleicht weniger in Deutschland, aber doch in nicht wenigen Ländern und bestimmt in Nordamerika und Afrika gibt es neben den Laien auch viele Priester, Bischöfe und ja, auch Kardinäle, die das Abbruchunternehmen mit Schrecken verfolgen, sich dem Elend auch auf unterer Ebene, soweit es in ihren Kräften steht, entgegen stellen – aber schlichtweg nicht wissen, wie man sich als Katholik einem Papst widersetzen kann, der immer öfter Anlaß zu der Frage gibt: „Ist das denn überhaupt noch katholisch?“.

Diese Frage treibt nicht nur die Traditionalisten der verschiedenen Härtegrade um, sondern auch viele Kleriker und Laien, die sich durchaus in einer vom II. Vatikanum geprägten Kirche zuhause fühlen – die aber im gegenwärtigen Regiment nicht nur die ältere, sondern auch die jüngere Tradition nicht mehr wiedererkennen können. Hier geht es weiter Wenn das bisher nur in wenigen Fällen zu mehr oder weniger offener Auflehnung geführt hat, dann aus zwei Gründen: Erstens haben Franziskus und seine Entourage deutlich gemacht, daß sie auch vor rechtswidrigen Amtsenthebungen nicht zurückschrecken, um widerständige oder auch nur unbequeme Prälaten auszuschalten. Zweitens natürlich deshalb, weil auch hier Alter und Gesundheitszustand des gegenwärtig so unglücklich regierenden Papstes die Erwartung nähren, daß der Herr ihn bald zu seiner verdienten Belohnung abberufen und den Weg zur Wahl eines neuen eröffnen könne.

Obwohl die Mehrzahl der künftigen Papstwähler von Franziskus ernannt worden ist, kann man derzeit unmöglich prognostizieren, wie das Kollegium sich verhalten wird. Kirchenpooitisch sind die meisten Neuernannten unbeschriebene Blätter, die auch vom Apparat Franziskus nicht wegen einer in Rom bekannten und beliebten ideologischen Ausrichtung, sondern aus weniger in die Tiefe gehenden Gründen ernannt worden sind: An erster Stelle, um die „Peripherie“ gegenüber den verhassten „Zentren“ zu stärken; aufgrund persönlicher zumeist oberflächlicher Bekanntschaft; auch um älteren, jedoch unbeliebten und daher bei der „Beförderung“ übergangenen Bischöfen eins auszuwischen. Bei einem Teil dieser Unbekannten zumindest kann man unterstellen, daß sie erkennen, daß der Kurs von Franziskus notwendiger weise zu einer Schwächung, wenn nicht sogar zu einer Spaltung, der römischen Kirche führen muß. Sie werden also keinen Franziskus II. und erst recht keinen Franziskus + (wie etwa Fernàndez) haben wollen, sondern Ausschau nach einem Kompromisskandidaten halten.

Nun wusste freilich schon Friedrich von Logau „In Gefahr und großer Not bringt der Mittelweg den Tod“, so daß von einem „Mann des Ausgleichs“ nach Lage der Dinge nur begrenzte Abhilfe zu erhoffen ist. Da wird es kräftiger Nachhilfe des Heiligen Geistes bedürfen, bis ein künftiges Kardinalskollegium sich wieder zur Wahl eines Mannes entschließt, bei dem die alte Scherzfrage „Ist der Papst katholisch?“ kein dummer Witz ist. Wenn und wann dann ein solcher Papst sein Amt antritt, dann wird er – Franziskus sei Dank – ein reiches Instrumentarium vorfinden, um all die Unsäglichkeiten wieder umzukehren, die der megalomane Caudillo „seiner“ (als die er die Kirche Christi mißverstand) Kirche aufzupressen versuchte. Daß ein Papst Gesetze seines Vorgängers bedenkenlos aufhebt und dessen Lehre in ihr Gegenteil verkehrt – Franziskus bietet die Präzedenzfälle. Wie man Bischöfe, die sich römischer Weisung widersetzen, ohne viele Umstände in die Wüste schickt – schlag nach bei Bergoglio. Wie man zur Not auch ohne oder gegen das Gesetz reagiert – der Argentinier hat es vorgemacht.

Und genau da – der letzte Satz macht es deutlich – liegt die große Gefahr und die eigentliche Katastrophe des Erbes Bergoglios für die Kirche: Die säkularistische Theologie der progressiven Jesuiten und die despotische Amtsführung des Jorge Bergoglio haben die Institutionen der Kirche und das Papsttum insbesondere in einer Weise beschädigt, die nur schwer wieder umkehrbar sein wird, ohne gerade in die Fehler zu verfallen, die es doch zu beheben gilt.

Reformen, Anordnungen und Personalentscheidungen „von Rom aus“ können da bestenfalls die Voraussetzungen für eine Rückbesinnung verbessen, die eigentliche Umkehr muß auf einer viel weiteren Grundlage erfolgen. Nein, hier soll kein Gegensatz zwischen „unten“ und „oben“ behauptet werden, aber das muß von unten und in der Breite wachsen und von oben ermutigt und gepflegt  werden. Das darf den Segen von ganz oben nicht verschmähen, sondern muß ihn in ehrlicher Demut erbitten. Es ist mehr wieder herzustellen und zu überwinden als die Trümmer des einen Pontifikats, in dem der Zusammenbruch unübersehbar geworden ist.

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