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Tradition und Glaube

Stickmuster mit traditionellen KreuzformenAls dekorative Elemente gelten seit einem halben Jahrhundert Vielen all die Frömmigkeitsformen und Symbole, Gewohnheiten und Vorschriften, die das Leben der Kirche in Jahrtausenden hervorgebracht hat. Im einzelnen vielleicht ganz nett, aber inhaltlich ohne Belang und dem Verständnis des modernen Menschen für die Dinge, um die es wirklich geht, eher hinderlich.

Wie grundfalsch diese Vorstellung ist, war dieser Tage - wieder einmal - auf katholisch.de, dem offiziellen Internetauftritt der katholischen Kirche in Deutschland, zu besichtigen. In einer Serie zur Wahl wurde die Bundesvorsitzende der katholischen Landvolkbewegung - was für ein traditionsbelasteter Name - zum Verbraucherschutz im Allgmeinen und dem Veggie-Day insbesondere befragt. Und so antwortete Frau Nicole Podlinski:

Der Veggie-Day ist ja im Prinzip für Katholiken gar nichts Neues, wir hatten mal den fleischlosen Freitag. Das war aus religiösen Gründen so, um den Respekt vor der Schöpfung zu bezeugen.“

Nicht ganz, liebe Frau Podlinski, nicht ganz. Beim Veggie Day als Bestandteil der neuen Universalreligion des sich selbst feiernden Gutmenschentums mag es um einen nicht näher definierten Respekt vor der Schöpfung gehen. Beim fleischlosen Freitag ging es um das Gedenken des Opfertodes Jesu Christi am Kreuz, der sein Fleisch dahingab für die Erlösung der Welt. Dabei ging es nicht nur um die Erinnerung, sondern auch darum, sich selbst mit einem kleinen symbolischen Akt mit diesem Opfer zu vereinen.

Mit dieser Tradition, die bis in die ältesten Zeiten der Kirche zurückreicht, wurde offenbar auch die Erinnerung an das aus dem Alltag genommen, wofür sie einmal stand: Das Herzstück unseres Glaubens, die Erlösung der Welt. Und diese Erlösung vollbringen nicht wir durch „Respekt vor der Schöpfung“, sondern Christus der Gekreuzigte. Daran glaubten wir einmal fest, bevor wir den traditionellen Zierart aus Kirche und Leben verfbannt haben.

Aber das war ein mal. Und so ist es kein Wunder, daß sich in dem Gespräch mit der Vorsitzenden des katholischen Verbands, das eine Journalistin der katholischen Nachrichtenagentur für die Veröffentlichung auf dem Webportal der katholischen Kirche geführt hat, kein einziges Wort findet, das nicht in jeder beliebigen Veröffentlichung eines beliebigen Freidenkerverbandes stehen könnten. Denn was der Mensch des 21. Jahrhunderts nach Ansicht der katholischen Kirche in Deutschland wirklich braucht, ist nicht irgendetwas Traditionelles oder gar Katholisches, sondern

eine Eiweiß-Strategie: Solange wir Soja aus der ganzen Welt importieren, um Futtermittel für unser Fleisch zu haben, solange haben wir auch ökologische Probleme. Nicht der Fleischkonsum ist das Problem, sondern der ökologische Fußabdruck des Fleisches. Dieser wird geringer, wenn wir die Futtermittel bei uns produzieren, etwa Ackerbohnen oder Lupinen.“

 

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