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Reden über Liturgie in Zeiten der Unordnung

Wie und was soll man da über Liturgie schreiben, wenn einen innerhalb 24 Stunden folgende Nachrichten erreichen:

Aus Limburg kommt die Kunde, daß nun auch S.E. Karl Kardinal Lehmann in das Kesseltreiben der vereinigten Deutschkatholiken und Kirchenfeinde gegen Bischof Tebartz einstimmt und kaum verholen dessen Abberufung fordert. Und in der Tat sind die in Spiegel, Frankfurter Rundschau und Frankfurter Allgemeine ad nauseam widerholten Vorwürfe ja ungeheuerlich: Ein bereits vom Vorgänger eingeleitetes und vom Denkmalschutz und den üblichen Überraschungen verteuertes Bauprojekt habe viel Geld verschlungen, das man besser „den Armen“ gegeben hätte; der Bischof verbrenne zuviel Weihrauch und lasse die Gläubigen unangemessener Weise knien - und im übrigen sei er nicht sensibel genug im Umgang mit den Los-Von-Rom-Propagandisten seines Sprengels. Dazu noch inkompatibel zu den Zeitgeistmedien.

Nun ja, wenn man den Limburger so auf dem Bildschirm sieht, möchte man schon glauben, daß er bald ins Gras beißt. Wieder einer erlegt.

Szenenwechsel. Aus Rom gibt es Nachrichten von dem Kapuziner, der zum Kommissar über die Franziskaner der Immakulata eingesetzt worden ist. Zur Erinnerung: Die Kapuziner sind der Orden, der im Reformtaumel so abgewirtschaftet hat, daß er weltweit innerhalb eines Menschenalters drei Viertel seiner Mitglieder (durch Absterben ohne Neuberufungen) verloren hat und den größten Teil seiner Niederlassungen aufgeben mußte. Um die von Berufungen reichlich gesegneten, freilich gegenüber der Reformbegeisterung zögerlichen Immakulata-Franziskaner jetzt auch der Segnungen des Zusammenbruchs teilhaftig werden zu lassen, hat der Papstkommissar jetzt eine geniale Maßnahme ergriffen: Von den 600 Mitgliedern des Ordens ernannte er nun einen der 5 Dissidenten, die sich gegen die Pflege der überlieferten Liturgie im Orden gewehrt hatten, zum „Generalsekretär“ mit unbegrenzten Vollmachten. Der smarte Alfonso Bruno wird den Laden schon auf Null bringen, während ringsum Lobgesänge auf den neuen Frühling und die neue Demut erschallen.

Am gleichen Tag hält im Gästehaus S. Martha der Bischof von Rom eine Morgenpredigt in der von ihm inzwischen gewohnten Technik der freien Assoziation über drei Punkte. Dabei entdeckt er in der liturgischen Praxis der Kirche des 21. Jahrhunderts eine Tendenz zum Triumphalismus und auch deren Ursache: Das komme daher, daß man nicht wirklich an den auferstandenen Christus glaube, sondern eine Auferstehung aus eigener Machtvollkommenheit inszenieren  wolle. Apart. „Vexilla Regis prodeunt“ nur ein falscher Schein? Venantius Fortunatus ein glaubensschwacher Zweifler, der sich an selbst geschwungenen Bannern hochzieht?

Es verschlägt einem die Sprache.

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