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Wunden am Leib der Kirche

Als eine „Wunde für Summorum Pontificum“ hat nach Angaben von Sandro Magister Papst Emeritus Benedikt die Entscheidung der Ordenskongregation bezeichnet, den Priestern der Franziskaner der Immakulata pauschal die Zelebration im überlieferten Ritus zu untersagen. Magister beruft sich dafür auf Berichte von Besuchern des abgedankten Papstes und schreibt dazu im Einzelnen:

Das Verbot zur Feier der Messe im überlieferten Ritus, das Papst Bergoglio den Franziskanern der Immakulata auferlegt hat, bedeutet eine wirkungsvolle Einschränkung der Erlaubnis zur Zelebration dieser Liturgie, die Papst Benedikt XVI allen erteilt hatte. Aus Gesprächen mit Besuchern geht hervor, daß Ratzinger in dieser Einschränkung einen „vulnus“ für sein motu proprio Summorum Pontificum von 2007 sieht.

In seinem Interview mit „La Cività Cattolica“ hatte Franziskus die Freigabe des alten Ritus durch Benedikt XV. als eine bloße „vernünftige Maßnahme“ abgetan, die dieser für „Leute, die für so etwas empfänglich sind“, getroffen habe. Dagegen hatte Ratzinger, wie dieser damals auch in seinem Brief an die Bischöfe ausdrücklich dargestellt hatte, die Absicht, daß „diese beiden Formen des römischen Ritus sich gegenseitig bereichern“ sollten.

Im gleichen Interview beschrieb Franziskus die nachkonziliare Liturgiereform als „einen Dienst am Volk aus einer neuen Lektüre des Evangeliums, ausgehend von einer konkreten historischen Situation“. Das bedeutet eine starke Einschränkung des Begriffes von Liturgie, den Ratzinger als Theologe und Papst vertreten hatte.

Darüberhinaus hat Franziskus am 26. September sämtliche 5 Berater des Amtes für die liturgischen Feiern des Papstes abgelöst, darunter auch den Liturgiewissenschaftler P. Uwe Michael Lang, für dessen wichtigstes Buch zur Feier der Liturgie „zum Herrren hin“ Ratzinger seinerzeit selbst das Vorwort geschrieben hatte.“

Der ganze Artikel unter der Überschrift „The Francis Transformation“ ist überaus lesenswert.

Starke Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verbots für die Priester der FFI zur Zelebration der alten Messe hatte bereits im September der Kirchenhistoriker Roberto de Mattei geäußert und dabei festgestellt „Summorum Pontificum hat stärkere Rechtskraft als das Dekret einer Kongregation“. Sein Artikel war ursprünglich in der „Corrispondenza Romana“ erschienen, eine englische Übersetzung findet sich u. a. auf „The Eponymus Flower“.

In einem neuen Artikel, der unter dem Titel „Der Zweck und die Mittel“ ebenfalls bei Corrispondenza Romana erschienen ist, untersucht de Mattei Ursachen und Hintergründe der zunehmenden Neigung, jedes Wort und Verhalten des Papstes in den Rang der Unfehlbarkeit zu erheben und das ewige Lehramt der Kirche durch die Fiktion eines „lebendigen“ Lehramts zu ersetzen, das Tradition und Recht der Kirche praktisch der Willkür des Augenblicks preisgibt.

Der Papst ist oberster Gesetzgeber der Kirche. Er kann Gesetze aufheben und neues Recht setzen - aber nicht in Willkür, sondern nach der Ordnung und in der Tradition der Kirche. Oder wie es Josef Ratzinger in Bezug auf die Liturgie, aber mit Blick auf das Ganze ausgedrückt hat:„Die Vollmacht des Papstes ist nicht unbeschränkt; sie steht im Dienst der heiligen Überlieferung“. (Der Geist der Liturgie S. 143)

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