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Die Stimme des Lehramtes...

Petreus mit den Schlüsselnist undeutlich geworden. Noch nie hat man einen Papst so viel reden gehört wie in den letzten Monaten – und noch nie war es weniger klar, was er denn nun eigentlich gesagt hat oder sagen wollte. Und warum der, dessen Amt es ist, zu binden zu lösen, sich öffentlich fragt: „Wer bin ich, daß ich urteile?“

Die Medien versichern uns jeden Tag, in Rom sei die Revolution ausgerufen worden, nun werde alles anders und jedenfalls viel besser als das bisherige Unglück. Angesichts des Umstandes, daß diese Medien bisher nicht gerade als glühende Anhänger der Sache Christi aufgefallen sind, weckt das Irritationen. Sie werden auch nicht dadurch geringer, daß Papst Franziskus zwischendurch immer wieder einmal versichert, was doch selbstverständlich sein sollte: Er sei ein treuer Sohn der Kirche. Warum erscheint dann fast alles, was vor ihm war, in so schlechtem Licht?

Hilary White, die römische Korrespondentin von LifeSiteNews, hat diese Irritationen nun in einem aufschlussreichen Artikel ausgedrückt, den man hier in der vollständigen englischen Fassung und hier in einer gekürzten deutschen Zusammenfassung nachlesen kann. Sie ist bestrebt, ihre Ausführungen nicht als Kritik an Franziskus, sondern an der Arbeit des Pressebüros zu formulieren. Damit mag sie zum Teil recht haben, aber gerade bei diesem überaus autoritäts- und machtbewussten Papst ist kaum zu vermuten, daß das Pressebüro irgendetwas tut oder unterlässt, das nicht in jeder Hinsicht seine Billigung hat.

Informativ in diesem Zusammenhang sind auch die Einzelheiten, die inzwischen über das Zustandekommen des jüngsten aufsehenerregenden Papstinterviews mit Eugenio Scalfari - hier vollständig auf Deutsch - bekannt geworden sind. Danach führte der 89-jährige Journalist das Gespräch ohne Tonband und Notizblock und hat seine Erinnerung anschließend aus dem Gedächtnis in Interviewform zu Papier gebracht. Dabei finden sich diverse inhaltlich hoch problematische Formulierungen und sachlich falsche Angaben – dennoch wurde dieses Interview nicht nur im vatikanischen Tageblatt „Osservatore Romano“, sondern auch auf der Website des Vatikans in der Kategorie „Ansprachen“ veröffentlicht. Damit erscheint auf dieser Platform erstmals als Äußerung des Papstes ein Text, der nicht vom Pressebüro, sondern vom atheistischen Kommentator einer sozialistischen Zeitung formuliert und redigiert worden ist.

Auf die Problematik angesprochen, entwickelte Pressesprecher Lombardi eine aparte Theorie von der „Entstehung eines ganz neuen Genres päpstlicher Ansprachen – informell, spontan und manchmal bezüglich der endgültigen Ausfeilung anderen anvertraut“. Dieses neue Genre, so meinte Lombardi, brauche auch eine neue „Hermeneutik“, eine die „nicht so viel Wert auf einzelne Worte legt, sondern mehr auf den Gesamtsinn.“ Ausführlich zu Lombardi haben sich John Allen in einem Beitrag für den NCR  und Sandro Magister unter der schönen Überschrift: Encyclicals Have a New Format: The Interview geäußert. Einen guten Überblick auf deutsch gibt in mehreren Beiträgen zum Thema derkatholikunddiewelt.

Wir erinnern uns: Vor nunmehr fast 10 Jahren schrieb Papst Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Brief Ordinatio Sacerdotalis, daher „erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“ Obwohl diese klare Aussage eigentlich keine Zweifel zulassen sollte, was hier gemeint ist, diskutieren Theologieprofessoren und Kirchenreformer(innen) immer noch unaufhörlich darüber, was dieser Erklärung aussagen will und unter welchen Umständen sie gilt oder nicht gilt.

Man mag sich gar nicht vorstellen, was da alles in nächster Zeit aus dem „neuen Genre päpstlicher Ansprachen“ alles herausgelesen werden kann und werden wird. Hilfe, wir werden mit „Perlen“ gesteinigt. Und gerne schließen wir uns dem an, wozu derherralipius von seinem Klosterneuburger Beobachtungsposten aus dieser Tage seine Besucher aufgerufen hat:

Nicht, daß ich bestimmte Worte des Papstes nicht gerne an- und aufnehmen werde. Aber mit Interviews, Briefen, Ansprachen etc ist für mich jetzt erst einmal Sense. Ruft mich an, wenn es wieder offiziell und lehramtlich wird.

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