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Das Messopfer - was die Kirche glaubt

Wie bei allen Konzilien vor dem zweiten Vatikanum bestehen die wesentlichen Dokumente des Konzils von Trient aus zwei unterschiedlichen Textarten: Beschlüssen mit allgemeinen Ausführungen und den sogenannten Canones, in denen die Kernpunkte der Lehre in knapper Form zusammengefasst sind. Dabei waren die Verfasser darum bemüht, aktuelle Streit- und Zweifelsfragen aufzugreifen und zu beantworten. Außerdem haben sie größten Wert darauf gelegt, mehrdeutige, missverständliche und vom Willen zum Formelkompromiss geprägte Formulierungen zu vermeiden. In dieser Hinsicht bleibt das 2. Vatikanum hinter den Vorgängern zurück: Entsprechend seinem „pastoralen“ Selbstverständnis hat es keine Canones formuliert, und in den oft umständlich formulierten allgemeinen Ausführungen ist an vielen Stellen das Bestreben erkennbar, aktuelle Streitfragen zu überspielen und mit Formelkompromissen zu überdecken.

Die Folge sind scheinbare oder auch tatsächliche Widersprüche, deren Existenz alleine daraus hervorgeht, daß viele Passagen im Lauf der vergangenen Jahrzehnte von verschiedenen Theologenfraktionen extrem widersprüchlich gedeutet wurden. Das macht es auch denen schwer, „die Lehren des zweiten Vatikanums“ zu bekennen, die den besten Willen dazu mitbringen.

In dieser Situation bietet der Rückgriff auf die präzise formulierten Canones früherer Konzilien, insbesondere des Reformkonzils von Trient, eine große Hilfe, zumal das II. Vatikanum nicht nur mehrfach betont, keine neuen Lehren verkünden zu wollen, sondern auch immer wieder Kernpunkte von Trient zitiert. Eine Auslegung seiner Dokumente, die klaren Lehren des Tridentinums widerspräche, ist daher unzulässig. Wo Aussagen des 2. Vatikanums unklar erscheinen - also überall da, wo öffentlich Aussagen des Konzils unterschiedlich gedeutet werden - geben die Canones eindeutige Orientierung. Wo es keine Canones gibt, müssen offensichtlich offene Fragen als weiterhin offen gelten.

Das Konzil von Trient hat liturgische Gegenstände hauptsächlich in seiner 22. Sitzungsperiode behandelt und dazu zahlreiche Beschlüsse verabschiedet. Die Kernpunkte der Lehre hat es im neunten Kapitel zu dieser Sitzungsperiode in neun Canones zusammengefasst, die nach wie vor und für alle Zukunft Bestand haben. Wir zitieren diesen Abschnitt mitsamt der Einleitung:

EINLEITUNG:

Weil aber wider diesen alten, im hochheiligen Evangelium, in den Überlieferungen der Apostel und in der Lehre der heiligen Väter gegründeten Glauben zu dieser Zeit viele Irrtümer ausgebreitet wurden und von Vielen Vielerlei gelehrt und gestritten wird, so hat der hochheilige Kirchenrat nach vielen und gewichtigen, reiflich über diese Gegenstände gepflogenen Verhandlungen, mit einmütiger Übereinstimmung aller Väter, dasjenige, was diesem reinsten Glauben und heiligen Lehre entgegen ist, durch die beigefügten Canones zu verdammen und aus der heiligen Kirche zu entfernen beschlossen.

Vom Opfer der Messe

Canon 1.

Wenn jemand sagt, in der Messe werde Gott nicht ein wahres und eigentliches Opfer dargebracht, oder das Dargebrachtwerden sei nichts anderes, als daß uns Christus zur Speise gegeben werde: der sei im Banne. (Anmerkung: Die schon damals altertümlich klingende Wendung „Anathema sit" bringt nichts anderes zum Ausdruck als die Exkommunikation dessen, der an einem der genannten Irrtümer festhält.)

Canon 2.

Wenn jemand sagt, Christus habe durch jene Worte „Tuet dies zu meinem Gedächtnis" die Apostel nicht zu Priestern eingesetzt oder habe nicht angeordnet, daß sie und die anderen Priester seinen Leib und sein Blut opfern sollen: der sei im Banne.

Canon 3.

Wenn jemand sagt, das Messopfer sei nur ein Lob- und Danksagungsopfer, oder eine bloße Erinnerung, nicht aber ein Sühnopfer; oder es nutze allein dem, der es genießt, und dürfe nicht für Lebendige und Verstorbene, für Sünden, Strafen, Genugtuungen und andere Bedürfnisse dargebracht werden: der sei im Banne.

Canon 4.

Wenn jemand sagt, dem heiligsten, am Kreuz vollbrachten Opfer Christi werde durch das Messopfer eine Lästerung zugefügt, oder jenem durch dieses Abbruch getan: der sei Im banne.

Canon 5.

Wenn jemand sagt, es sei Betrug, zur Ehre der Heiligen und zur Erlangung ihrer Fürbitte bei Gott Messen zu feiern, wie es die Willensmeinung der Kirche ist: Der sei im Banne.

Canon 6.

Wenn jemand sagt, der Canon der Messe enthalte Irrtümer und müsse deshalb abgeschafft werden: der sei im Banne.

Canon 7.

Wenn jemand sagt, die Zeremonien, Gewänder und äußerlichen Zeichen, deren sich die katholische Kirche bei der Feier der Messe bedient, seien eher Reizmittel zur Gottlosigkeit als Bezeigungen der Gottseligkeit: der sei im Banne.

Canon 8.

Wenn jemand sagt, die Messen, in welchen der Priester alleine sakramentalisch kummuniziert, seien unerlaubt und daher abzuschaffen: der sei im Banne.

Canon 9.

Wenn jemand sagt, der Ritus der römischen Kirche, nach welchem der Teil des Canons und die Wandlungsworte mit leiser Stimme ausgesprochen werden, sei verdammungswürdig, oder die Messe müsse nur in der Landessprache gefeiert, oder dem im Kelch aufzuopfernden Wein dürfe kein Wasser beigemischt werden werden, weil dies gegen die Einsetzung Christi sei: der sei im Banne.

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