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Tiefer ins Schisma? Nichts neues von der DBK

Die unsäglichen Äußerungen der Bischöfe Marx „wir sind keine Filialen von Rom“ und Bode „auch die Realität von Menschen und der Welt ist eine Quelle der Offenbarung“ (ausführlicher hier) haben zu Recht große Unruhe ausgelöst – zumal ihnen auch auf der Frühjahrstagungt der DBK, soweit bekannt geworden, von niemandem ernstlich widersprochen worden ist. Bei der Aufregung wird allerdings leicht übersehen, daß beides nicht wirklich neu ist sondern lediglich die konsequente Fortsetzung des schon vor Jahrzehnten eingeschlagenen Weges los von Rom darstellt.

Bereits mit ihrer „Königsteiner Erklärung“ von 1968 haben die deutschen Bischöfe sich im kaum verhüllten Gegensatz zur vom Papst verkündeten traditionellen Lehre so weit von dieser Lehre abgewandt, wie es ohne formalen Bruch möglich war. Nach Königstein spielte die Lehre der Kirche für die pastorale Praxis in Deutschland keine Rolle mehr. Aber auch die in ihrer Unverblümtheit auf den ersten Blick überraschende Forderung Bodes, die Realität der Welt nach hl. Schrift und Tradition als dritte „Quelle der Offenbarung“ anzuerkennen, ist bestenfalls teilweise neu. Seit Jahren predigen deutsche Theologen von ihren Lehrkanzeln, das kirchliche Lehramt sei an den „sensus fidelium“ gebunden – wobei sie listig unterschlagen, daß damit kein demokratischer Kirchenvolksentscheid gemeint ist und daß als „fideles“ die gemeint sind, die in der Vergangenheit den wahren Glauben durch ein heiligmäßiges Leben bezeugten und die in der Gegenwart bereit wären, ihn durch das Martyrium zu bezeugen. Die deutschen Bischöfe also wohl eher weniger.

Bodes aktueller Beitrag zu dieser Irrlehre besteht nun darin, daß er auch die „fideles“ in welcher Lesart auch immer im Ungenannten verschwinden läßt und die „Realität von Menschen und Welt“ ganz allgemein an deren Stelle hebt – womit er sich wiederum in schönster Harmonie zu Reinhard Marx befindet, der in Hildesheim den Glauben zum „Werkzeug für die Einheit der Menschheitsfamilie“ erklärte, deren Erlösungsbedürftigkeit ihm (in Anlehnung an sein Vorbild Teilhard de Chardin) offenbar restlos aus dem Blick geraten ist.

Wirklich originell ist aber auch die Erhebung der „Realität von Menschen und Welt“ zur Quelle der Offenbarung und damit zum Maßstab für Lehre und Handeln der Kirche keinesfalls. Ansätze – darin kann man Bode kaum widersprechen – finden sich in der Tat bereits in Dokumenten des 2. Vatikanums, insbesondere in Gaudium et spes, wo (z.B. in Kapiteln 40 bis insbesondere 44) in so hochgestimmten und gleichzeitig so allgemeinen Tönen davon geredet wird, was die Kirche der Welt alles verdanken könne, daß man schon in Bodes Richtung gelenkt werden kann. Dort finden sich auch am stärksten die Einflüsse des teilhardistischen Denkens, die Marx jetzt dazu verleiten, die Erlösung der gefallenen Menschennatur mit der Vereinigung der Menschheitsfamilie mehr oder weniger gleichzusetzen.

Außerdem hat die in diesen Tagen von Marx und Bode so unverblümt wie selten zuvor propagierte Angleichung an die Welt ihre unübersehbaren Präzedenzen in der liturgischen Entwicklung der letzten fünf Jahrzehnte. Ansatzweise durchaus schon in Sacrosanctum Concilium, stärker dann im sozial-ingenieursmäßigen Denken und Reformieren der Bugnini-Gruppe, und ganz unübersehbar in der liturgischen Praxis der deutschsprachigen Länder. Entgegen dem, was die liturgische Bewegung in ihren ersten Jahrzehnten gewollt und in hoffnungsvollen Ansätzen auch erprobt hatte, verzichtet diese Praxis seit den 60er Jahren so gut wie völlig darauf, die Menschen an Wesen und Geheimnis der Liturgie, die nun mal nicht von dieser Welt sind, heranzuführen. Statt dessen bringt sie die Liturgie, zunächst in Formen und Formeln, zunehmend dann auch in den Inhalten, unter die Herrschaft weltlicher Verhältnisse, Gewohnheiten und Erwartungen.

Diese bis zur Unterwerfung reichende Anpassung an die Welt liegt letztlich auch dem aktuellen Konflikt um den Kommunionempfang der sog. „wiederverheirateten Geschiedenen“ zugrunde. Wo die hl. Messe, insbesondere der Empfang der Eucharistie, als Begegnung des Menschen – des Individuums – mit der Wesenheit der Gottheit begriffen wird, leuchtet es unmittelbar ein, daß der Stand der Gnade Voraussetzung dieser tiefsten Begegnung sein soll – und es ist schwerlich vorstellbar, diese Voraussetzungen anders zu bestimmen als so, wie die Kirche das schon immer getan hat. Wo die Liturgie dagegen in allem, was man wahrnehmen kann, auf eine Feier der Gemeinde reduziert erscheint, die „irgendwie“ im Wort der Schrift, in der Harmonie der Versammlung und am Tisch des gemeinsamen Mahles dem Göttlichen begegnet, ist es schwer einsehbar, warum einzelne aus dieser Versammlung an der vollen und zeichenhaften Gemeinsamkeit nicht teilnehmen können sollen. Und außerdem: Wir haben von der Welt gelernt; schließlich haben wir unsere Rechte!

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