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Das Signal aus Irland

Daß die Presse den irischen Volksentscheid mit Siegesfanfaren begrüßt, ist wenig überraschend, aber irreführend. Es ist natürlich nicht so, wie im Spiegel behauptet, daß die „erzkatholischen Iren“ sich „für die Homoehe“ ausgesprochen hätten: Die schon längst nicht mehr katholische und wohl überwiegend auch nicht einmal mehr christliche Mehrheit der Abstimmenden hat sich für die Abschaffung der Ehe ausgesprochen, wie sie seit mehr als tausend Jahren das – zugegebenerweise nicht immer befolgte – Leitbild und das soziale Fundament des zivilisierten Europa gebildet hat.

Und genau auf diese Abschaffung kommt es den Meinungsbildnern an und nicht auf irgend etwas ‚Katholisches‘. Sie wollen den neuen hoch flexibilisierten Menschen für eine neue Weltordnung – und die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber. Für Katholiken ist die Entwicklung auf staatlicher Ebene - das macht natürlich nicht bei Irland halt - eher irrelevant: Die Ehe bleibt das, was sie immer war, und was eine vom Christentum abgeschworene und folglich im Fundament aufgelöste Gesellschaft an Kopulationen, Kombinationen und Numerationen für wünschenswert hält und rosstäuscherisch als „Ehe“ bezeichnet, ist in der Perspektive des Katechismus der Katholischen Kirche ohne Belang. Wenn ein mehrheitlich aus Politfunktionären bestehendes Zentralkomitee nach kirchlichen „Liturgien“ für die zum Anlass gehörende Feier ruft, verabschiedet es sich aus dem Geltungsbereich dieses Katechismus und aus dem christlichen Kulturkreis überhaupt – keiner ist gezwungen, sich dem zuzuzählen. Und wenn pflichtvergessene Bischöfe dem Verein die Stange halten – bitte, zum Lutherjahr lässt sich da vielleicht noch ein staatskirchliches Ding drehen; gute Reise.

Relevant für die kleiner werdende Kirche ist etwas anderes: In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat sie sich, teils geblendet von Illusionen, teils getrieben von Opportunismus, auf einen Weg des Dialogs mit und der Anerkennung „der Welt“ und ihrer Fürsten begeben, der jede Tradition entwertete und jedes Prinzip zur Disposition stellte: In pricipio erat mundus. Das mag Entwicklungen wie die in Irland nicht verursacht haben – aber es hat sie begünstigt. Jetzt sehen wir die Ergebnisse, und allmählich naht der letzte Moment, sich aus dem Netz der Verwirrung loszusagen.

Nicht, weil man die Entwicklung zurückdrehen könnte – der Zug ist abgefahren. Aber es gibt auch im Prozess der Rückabwicklung des Christentums eine Grenze zwischen Fahrlässigkeit und Vorsatz, zwischen ratlosem Gewährenlassen und aktivem Betreiben. Signale wie das aus Irland machen überdeutlich: Weiße Dialogsalbe und Treueschwüre auf „das Konzil“ - ja welches denn - helfen keinen Schritt weiter.

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