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Écrasez l'infâme!

Die Entscheidung der Mehrheit der Abstimmungsteilnehmer im „erzkatholischen“ Irland, daß der Himmel rosa und das Geschlecht der Beteiligten bei der Ehe irrelevant sei, wird uns hier noch öfter beschäftigen. Nirgendwo sonst tritt der Stand der Dinge in der Welt von heute und in einer Kirche, die sich nicht zuletzt durch die Preisgabe ihrer Liturgie dem Geschmack dieser Welt anzupassen sucht, so deutlich zu Tage. Und natürlich werden wir hier auch die politischen Auswirkungen zu spüren bekommen: schon hat die stalin-rot/undefinierbar-rot/unnatürlich-grüne Koalition Thüringens angekündigt, eine entsprechende Ändxerung des Grundgesetzes auf den Weg zu bringen

Aus den vielerlei Reaktionen, die das irische Referendum in deutschen Zeitungen hervorgerufen hat, scheinen uns zwei bemerkens- und festhaltenswert. Am 27. Mai, und daher nur noch für wenige Tage online erreichbar, zitierte der Deutschlandfunk in seiner Presseschau um 7:05 die Lausitzer Rundschau (eines seiner Lieblingsblätter übrigens) mit der Aussage, es müsse ein Ende haben mit „der Verdruckstheit, eine bürgerliche Ehe zwischen zwei Frauen oder zwei Männern nur als eingetragene Lebenspartnerschaft zu qualifizieren, anstatt sie beim Namen zu nennen.“ Hier verschwinden gleich mehrere Jahrtausende Rechts- und Sozialgeschichte der Ehe hinter der nassforschen Behauptung, das eigentliche Wesen dieser Einrichtung bestehe in der Kopulation jede/jeder mit jeder/jedem. Wann hat die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität aus der Liste der Krankheiten gestrichen? Richtig – das war 1992.

Man kann diese journalistische Glanzleistung als ein Paradestück der Manipulationstechniken betrachten, mit denen die sozialingenieursmäßig tätigen Eliten ihre Ideen unters Volk bringen. Wahrscheinlicher ist freilich – zumindest wenn der Redakteur unter 40 Jahre alt ist – daß der Ärmste selbst schon zu den Manipulationsobjekten gehört: Er weiß es eben einfach nicht besser. Der Himmel ist rosa – das weiß doch jedes Kind (zumindest nach Durchsetzung des entsprechenden Sozialkundeunterrichts).

Zweites Belegexemplar, das hier festgehalten werden soll, ist ein Video-Kommentar von Hans-Ulrich Jörges, immerhin Mitglied der Chefredaktion des Stern, der zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Textes hier abrufbar war. Unter der feinsinnigen Überschrift „Der Sündenfall des Papstes“ teilt der Journalist mit vor Entrüstung bebender Stimme mit, „Der Vatikan nennt das "Ja" zur Homo-Ehe eine "Niederlage für die Menschheit". Damit ist Papst Franziskus entzaubert.“ In wirklichkeit sei das Referendum jedoch „ein Sieg der Menschheit über den Vatikan“. Es folgt das Urteil, in der inkriminierten Aussage des Kardinalstaatsekretärs werde die ganze „Verworfenheit dieser Kirche“ sichtbar, und dann – zunächst an die noch zögerlichen Ränder der CDU gerichtet – die Warnung: „Wer in der Politik noch der Sexualmoral der katholischen Kirche folgt, ist verloren.“

Man kann das getrost auch als Drohung verstehen, die weit über die Politik hinausgreift. Das „écrasez l‘infâme“ (vernichtet die Niederträchtige), mit dem der große Aufklärer Voltaire zur Zerstörung der Kirche aufrief und dem wenig später die große Revolution dadurch Nachdruck verlieh, daß sie über 8000 Priestern, Mönchen und Nonnen die Köpfe abschneiden ließ, hat seine Anziehungskraft für das Projekt der Moderne nicht verloren. Totalitärer Machtanspruch und die Kultur des Todes sind diesem Projekt von seinen Anfängen her verbunden.

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