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Im Delirium des Dialogs

Auf einer Tagung des jüdisch-christlichen Dialogs am vergangenen Sonntag in Frankfurt hat der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Heinrich Mussinghoff sich der Forderung angeschlossen, die von Papst Benedikt „unverständlicherweise“ formulierte Karfreitagsfürbitte für die Erleuchtung der Juden in der alten Liturgie „zurückzunehmen“ und im Übrigen die Gespräche Roms mit der Piusbruderschaft zu beenden.

Das wurde aber auch einmal Zeit! Die Welt steht, wenn wir dem soeben veröffentlichten Ökologischen Manifest des Papstes folgen dürfen, vor dem menschenverschuldeten Zusammenbruch der natürlichen und gesellschaftlichen Lebensgrundlagen der Menschheit. Kontinentale Flüchtlingsströme sind Folge unglaublichen Versagens der politischen und wirtschaftlichen Machthaber vieler Länder – und Ursache sozialer Verwerfungen in den Zielländern. In der gesamten „westlichen Wertegemeinschaft“ wird die früher als Keimzelle der Gesellschaft betrachtete Ehe und Familie durch angebliche „Öffnung für alle“ de facto abgeschafft. In Deutschland geht eine rabiate Minderheit daran, Sprache und Denken der Diktatur des Genderwahns zu unterwerfen und bereits die Kleinsten in Kindergarten und Schule für ihre Perversionen abzurichten.

Unter dem Banner des falschen Propheten tobt in der arabischen und zentralafrikanischen Welt eine Christenverfolgung diokletianischen Ausmaßes und unfassbarer Grausamkeit – geschürt nicht nur von allerlei Geheimdiensten, sondern auch getragen von vielen jungen Moslems aus Mitteleuropa, Produkten eines in nihilistischer Abstinenz verweigerten Integrationsprozesses. In Israel brennen Kirchen, nicht einmal, sondern vielfach, und die Polizei schaut weg, denn die Anstifter sitzen in der Regierung. Und deutsche „Nachfolger der Apostel“ schwelgen in nostalgischen Erinnerungen an Nostra ætate – jene Absichtserklärung aus der Konzilsaula, die wie kein zweites Konzilsprodukt 50 Jahre nach ihrer Formulierung ihre Zeitgebundenheit und ihre in jedem Sinne des Wortes Bedeutungslosigkeit offenbart hat.Dabei trösten sie sich nicht nur über den Verlust der Illusionen ihrer Jugend hinweg, sondern versuchen zugleich, die überaus dürftigen Aussagen dieses Papiers für ihren Kampf gegen die Tradition und für die vermeintlich zukunftssichernde Anpassung unter die Moderne zu instrumentalisieren.

An keiner der vom Zeitgeist zur Anbetung seiner Götzen aufgestellten Weihrauchschalen gehen Bischöfe wie Mussinghof oder Bode vorbei, ohne sich – nach vorheriger Benachrichtigung der Medien - beflissen nach vorne zu drängen: Bittebitte - darf ich auch mal!

Daß Bischöfe dieses Kalibers sich nicht damit zufrieden geben, die ihnen anvertrauten Ortskirchen zugrunde zu richten, sondern gesellschafts- und kirchenweit agieren, liegt in der Natur der Sache. Die Anhänger der Tradition müssen das widerwärtige Schauspiel erdulden, solange die höchste Autorität es nicht beendet. Sie müssen sich sogar darauf einstellen, daß unter dem Druck der Weihrauchschwenker die zuständigen Behörden in Rom die unter den Päpsten Johannes XXIII. und Benedikt XVI. bereits zweimal angepasste Fürbittformel ein weiteres Mal verändern und verwässern. Die Halbwertszeit der Formen und Gebete des öffentlichen Kultes der Kirche hat in den vergangenen Jahrzehnten rapide abgenommen – auch das ein Zeichen des sich beschleunigenden Zerfalls von „Kirche“ in den uns ans Herz gewachsenen Formen.

Nicht so leicht zu ändern ist der Wortlaut jener Passage aus dem 2. Brief des hl. Apostels Paulus an die Korinther (3.12-16) , auf den die Formulierung der Karfreitagsbitte (und überdies ein wesentlicher Teil der Lehre der Kirche zum Judentum) zurückgeht:

Von solcher Hoffnung erfüllt, treten wir mit großem Freimut auf und machen es nicht wie Mose, der über sein Gesicht eine Hülle legte, damit die Israeliten nicht das Ende des vergänglichen Glanzes sahen. Aber ihr Denken wurde verhärtet. Denn bis auf den heutigen Tag liegt dieselbe Hülle auf dem Alten Bund, wenn daraus vorgelesen wird, und sie wird nicht weggetan, weil sie nur in Christus abgetan wird. Ja bis heute liegt, sooft Mose vorgelesen wird, eine Hülle auf ihrem Herzen. Sobald sich jedoch einer zum Herrn bekehrt, wird die Hülle fortgenommen.“

Einer und sobald – und nicht etwa irgendwie alle und am Ende der Zeiten. Ob Hülle, Decke oder Schleier und wie die Übersetzungen das „kalymma“ des Apostels auch immer wiedergeben – an der klaren Aussage dieser Passage ist nicht zu deuteln. Wer es versucht, steuert nicht nur auf eine andere Liturgie, sondern auch auf eine andere Kirche hin – die dann nicht mehr die Kirche wäre.

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