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Der Glaubenspräfekt wird ernst

In ungewöhnlich scharfen Worten hat der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Gerhard Ludwig Müller, vor der Gefahr gewarnt, daß die gegenwärtig von der Mehrheit des deutschen Episkopats betriebenen Veränderungen zu einer Kirchenspaltung führen könnten. Anläßlich einer Buchvorstellung in Regensburg zog der Kardinal Parallelen zur Zeit Luthers vor 500 Jahren und mahnte, die Kirche in Deutschland dürfe die Lektion der Kirchengeschichte nicht vergessen". Bei seiner Verurteilung der von Oberhirten wie Marx oder Bode geforderten „Reformen“ nahm er kein Blatt vor den Mund:

Mit allen Mitteln wird versucht, exegetisch, historisch, dogmengeschichtlich und mit Hinweis auf Psychologie und Soziologie die katholische Ehelehre, die sich aus der Lehre Jesu ergibt, zu dekonstruieren und zu relativieren, nur damit die Kirche gesellschaftskonform erscheint. Wer treu zur Lehre der Kirche steht, wird publizistisch bekämpft und gar noch als Gegner des Papstes diffamiert, so als ob nicht der Papst und alle Bischöfe in Gemeinschaft mit ihm Zeugen der geoffenbarten Wahrheit wären, die ihnen zur treuen Verwaltung übertragen wurde, damit sie nicht von Menschen auf menschliches Maß abgesenkt wird."

Dabei kritisierte er die deutschen Bischöfe und Theologen nicht allein wegen der Entstellung der Lehre, sondern hielt ihnen auch unter Bruch eines bisher auch in Rom sorgsam beachteten Tabus vor, daß der von ihnen seit Jahrzehnten verfolgte Kurs der Anpassung an gesellschaftliche Vorgaben zu nichts anderem geführt habe als zu einer hohen Zahl von Kirchenaustritten, verwaisten Beichtstühlen und entvölkerten Priesterseminaren und Ordenshäusern. Eindringlich mahnte der Kardinal mehr Redlichkeit in der Verkündigung an:

Die Lehrer des Glaubens dürfen die Menschen nicht in einer falschen Heilssicherheit wiegen, nur um keinen Anstoß zu provozieren. „Wir dürfen die Menschen nicht täuschen, was die Sakramentalität der Ehe, ihre Unauflöslichkeit, ihre Offenheit auf das Kind, und die fundamentale Komplementarität der beiden Geschlechter angeht. Pastorale Hilfe muss das ewige Heil im Blick haben."

Die Aussichten, daß diese Warnungen gehört werden, sind gering. In einem langen Interview mit dem SPIEGEL bekräftigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Marx den bisherigen Kurs und behauptete in direktem Widerspruch zum Präfekten der Glaubenskongregation: 

(Die Kirche) muss sich wandeln. Und natürlich ändert sich durch Reformen der Glaube nicht". Die Alternative sei, dass die Kirche erstarre: "Eine Kirche, die sagt, wir sind und bleiben so, wie wir schon immer waeren, bei uns soll sich nie etwas ändern, ist wie ein unantastbares Weltkulturerbe".

Einen Bericht über die Rede von Kardinal Müller in Regensburg bringt Die Tagespost. Über das Interviev im Spiegel berichtet vorab katholisch.de.

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