Notwendiger Nachtrag zum Thema Kindermord
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- 29. Dezember 2015
Nun hat sich auf katholisch, de, der offiziellen Website der katholischen Kirche Deutschlands, also doch noch ein Beitrag zum Fest der unschuldigen Kinder gefunden: Unter der Überschrift „Klage als Befreiung“ nimmt die Franziskanerschwester Margareta Gruber die Gelegenheit wahr, den Bericht des Lukasevangeliums über den Ursprung des „grausamen Festes"“ für „eher unwahrscheinlich“ zu halten und „das Motiv vom verfolgten und geretteten Kind auch in der modernen Fantasywelt“ etwa Harry Potters widerzufinden - nun ja.
Man könnte das eher durchgehen lassen, wenn die fromme Frau nicht Professorin für Neutestamentliche Exegese und Biblische Theologei an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Palottiner in Valendar wäre. D. h. sie arbeitet in der Priesterausbildung - und die von ihr auszubildenden Priester werden auch im „reformierten" Missale von 1970 ein Tagesgebet vorfinden, das mit den Worten beginnt:
Deus, cuius hodierna die praeconium Innocentes martyres non loquendo sed moriendo confessi sunt, da, quaesumus, ut fidem tuam, quam lingua nostra loquitur, etiam moribus vita fateatur.
Auch hier ist im Folgenden, wie schon bei anderen Vergleichen festgestellt, der Hinweis auf die durch göttliche Gnade 'abzutötende' Sünde gestrichen, aber der Bezug auf die Kinder von Bethlehem ist der gleiche wie in der überlieferten Form des Gebetes:
Gott, am heutigen Tag haben die Unschuldigen Kinder Dein Lob verkündet, nicht durch Worte, sondern als Märtyrer durch den Tod; ertöte in uns alle Verderbnis der Sünde, damit wir den Glauben an Dich, den unsere Zunge bekennt, auch durch sittlichen Wandel im Leben bestätigen.
Wie soll ein Priester, der seine exegetische Ausbildung bei Schwester Margareta empfangen hat, mit dieser Collecta umgehen? Werden ihm die Gebete zur Mythensammlung? Ist ihm der nicht nur in der Tradition, sondern auch in der Editio Typica des Missales von 1970 ausgedrückte Gedanke überhaupt noch zugänglich: Daß das Lob Gottes auch durch die grausamen Taten seiner Feinde offenbar werden kann?
Klar ist: Die unter dem Einfluss der modernistischen Theologie stehende Priesterausbildung geht daran, die grundlegende Einheit von „Lex orandi - lex credendi“ auch da aufzubrechen, wo die Liturgiedeformer sie noch bestehen ließen.