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Das Lehramt der Professoren

Bild: RP-Online.deDer Münsteraner Kirchengeschichtler Arnold Angenend hat im Interview mit dem Deutschlandfunk  jetzt anläßlich der Vorstellung seines neuesten Buches mal wieder die revolutionäre Idee von vorgestern propagiert, Frauen zu Priestern zu weihen:

Im Christentum sind Mann und Frau beide nach dem Ebenbild Gottes geschaffen. Das ist religionsgeschichtlich die große Ausnahme. Und wenn man die Diakonin Phoebe nimmt, die in der Einheitsübersetzung dann als Dienerin übersetzt ist – wenn aber ein Diakon erwähnt wird, ein männlicher, dann wird er Diakon genannt, das wird die Amtsbezeichnung. Nach meinem Dafürhalten ist das auf die Dauer nicht aufzuhalten, dass Frauen diese ihre ursprüngliche Gleichberechtigung wahrnehmen und auch den Eintritt ins Amt erfordern. (...) Ich würde niemals Priesteramt ausschließen.“

Das ganze wäre keiner besonderen Beachtung wert, müßte man den Auftritt Angenendts nicht vor dem Hintergrund einer seit Monaten laufenden Diskussion über eine offizielles Lehramt in der Kirche für die katholischen Theologen sehen.  So gefordert im vergangenen Dezember auf einer international besetzten Tagung modernistischer Theologen in München:

Das Konzil ist durch theologische Entwicklungen des frühen 20. Jahrhunderts vorbereitet worden und hat selbst für die Theologie zentrale Impulse gesetzt. Die Theologie versteht sich im Sinne der Tradition neben dem Lehramt der Bischöfe als unverzichtbares wissenschaftliches Lehramt in der Kirche und als einen wichtigen Raum des verständigungsorientierten Diskurses in der Öffentlichkeit.

Wir stehen dafür ein, um der tieferen Erkenntnis der Wahrheit willen das interdisziplinäre Gespräch mit allen Wissenschaften, den Austausch mit den weisheitlichen Traditionen unterschiedlicher Kulturen und der gelebten Praxis des Glaubens zu suchen. Dafür muss die Theologie selbst Anstrengungen unternehmen, ihr Selbstverständnis als Wissenschaft zu klären und für einen intensiven Austausch zwischen ihren einzelnen Fächern zu sorgen.

Das Zweite Vatikanum hat die Aufgabe eines pastoral verstandenen Lehramtes der Bischöfe, den Interpretationsprozess von Tradition und Erfahrung des Glaubens zu moderieren, modellhaft umgesetzt. In diesem Prozess, der eine Selbstrelativierung, einschließlich des Mutes zur Revision lehramtlicher Aussagen, impliziert, spielt die Theologie eine wichtige Rolle.“

Tatsächlich ist diese jetzt neu befeuerte Diskussion nicht wirklich neu - erste Vorläufer fanden wie hier angedeutet schon im Umkreis des zweiten vatikanischen Konzils statt. Jede Erwähnung eines „Lehramtes der Professoren“ neben dem der Bischöfe (die ausschlaggebende Rolle des Bischofs von Rom findet keine Erwähnung) wurde damals allerdings glatt zurückgewiesen.

Die Art, wie sie jetzt wiederholt - und von Angenendt in seinem Interview in einigen Punkten auch inhaltlich gefüllt wird, macht freilich deutlich, daß es hier weniger um ein Lehramt „neben“ Bischöfen und Papst geht, sondern um eines, das „gegen“ die von diesen bisher hochgehaltene Lehre gerichtet ist. Zur Priesterweihe von Frauen hat Papst Johannes Paul II 1994 in aller wünschenswerten Klarheit und in voller Übereinstimmung mit der Tradition aller rechtgläubigen Christen Stellung bezogen:

Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“

Noch eindeutiger und klarer ist es nicht zu sagen. Da ist nichts „wissenschaftlich zu moderieren“ oder per &bdquoSelbstrelativierung“ zu revidieren - und sei es nur aus dem einfachen Grund, daß niemand weiß, welche von vielen abweichenden und einander oft widersprechenden Professorenideen man an deren Stelle setzen sollte, und wann auch diese wieder im Zuge der nächsten &bdquoSelbstrelativierung“ in ihr Gegenteil verkehrt werden müssen.

Die Bischöfe Oster und Voderholzer haben denn auch das Ansinnen auf Anerkennung eines professoralen Lehramtes in ausführlichen Erklärungen zurückgewiesen; sie laufen, wie Voderholze wörtlich feststellt, auf &bdquodie Abschaffung des Christentums“ hinaus.

So klar geäußert haben sich aber nur zwei von 27 deutschen Bischöfen. Alle anderen haben sich entweder gar nicht oder kaum vernehmbar geäußert; mindestens einer, nämlich Kardinal Lehmann von Mainz, hat an der Tagung teilgenommen und die Schlusserklärung mitunterzeichnet.

Wir sahen uns in den vergangen Tagen genötigt, mehrere Beiträge zu bringen, die befürchten lassen, daß die Katholische Kirche in Deutschland vor einem Zusammenbruch steht, dem - neben ein paar versprengten Resten - nur die Strukturen eines kommerzialisierten Caritasverbandes und der Kirchensteuerverwaltung entgehen könnten. In diesen Beiträgen wurden mehrere Gründe benannt, die diese Entwicklung erklären können. Das jahrzehntelange Wirken von Pofessoren, wie sie die Münchener Erklärung formuliert und unterzeichnet haben, gehört an vorderer Stelle mit dazu.

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