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Neue Reliquien für Köln

Bild: Cicero, Picture-AllianceIm Zentrum des deutschen Postkatholizismus steht der Kult des Menschen. Seinen prägnanten organisatorischen Höhepunkt fand dieser Kult in der letzten Maiwoche auf dem sog. Katholikentag, der das neutestamentliche „seht, das ist der Mensch“ ganz seines Kontextes entkleidete und als Vehikel zur Vergottung des Menschen, so wie er in seiner Gefallenheit ist, pervertierte. Seinen bisher übelsten liturgischen Ausdruck fand dieser Kult am Fronleichnamstag in Köln, als der dort residierende Kardinal Woelki ein garantiert echtes Original-Flüchtlingsboot aus dem Mittelmeer als Altar für das hl. Messopfer inszenierte und inzensierte, wie man früher die Altäre über den Märtyrergräbern beräucherte.

Nein, wir wissen nicht, ob die Insassen dieses speziellen Bootes schnell einmal ein paar christliche Insassen über Bord warfen, als der viel zu kleine und überladene Kahn in schwere See geriet, aber wir wissen, daß solches immer wieder vorkommt. „Seht, das ist der Mensch“ - von Göttlichkeit ohne die Erlösungsgnade Chrisi keine Spur – tatsächlichkeit noch nicht einmal von etwas, das man ohne rot zu werden als „Menschlichkeit“ bezeichnen könnte.

Da trifft es sich gut, daß einen Tag nach dem Skandal auf der Kölner Domplatte (sie scheint Skandale magisch anzuziehen) in famille chrétienne ein Interview mit dem Präfekten der Gottesdienstkongregation Kardinal Sarah erschien, in dem dieser die Notwendigkeit begründete, Gott wieder ins Zentrum der Liturgie zu rücken, und einige Mittel benannte, die dazu hilfreich sein könnten.

An erster Stelle dabei steht für den Kardinalpräfekten – dessen Wort freilich unter dem gegenwärtigen Regiment wenig Bedeutung hat – die gemeinsame Orientierung von Zelebrant und Gläubigen zum (liturgischen) Osten, hin zu Christus, der wiederkommen wird in Macht und Herrlichkeit. Weder das Konzil noch die Liturgiereform habe vorgeschrieben, die Liturgie quasi im geschlossenen Kreis von Gemeinde und „Vorsteher“ zu feiern, und es bedürfe keinesfalls einer besonderen Genehmigung, die Jahrtausende alte gemeinsame Wendung hin zum Herrn zu praktizieren. Sie sei überaus hilfreich, die Fixierung auf das Menschliche zu überwinden und die Gemeinde auf Christus hin auszurichten, von dem allein das Heil komme.

Schon vor einem Jahr hatte der Kardinal im Osservatore Romao erklärt, es sei „in besonderer Weise angemessen, daß sich während des Bußaktes, dem Gloria, den Gebeten zur Gabenbereitung und dem eucharistischen Hochgebet die ganze Welt, Priester und Gläubige gleichermaßen, sich in Richtung Osten wenden, um damit ihre Absicht zu bekräftigen, an der Kulthandlung und an der von Christus gewirkten Erlösung teilzuhaben“. Das bekräftigte er in diesem Interview erneut und forderte insbesondere die Kathedral- und Bischofskichen dazu auf, in diesem Sinne mit gutem Beispiel voranzugehen.

Wir sind gespannt, wie man in Köln auf diese Aufforderung reagiert. Jedenfalls hat man zunächst einmal das vom Kardinal zur Ehre des Altars erhobene Boot in die Kathedrale geschafft und dort neben den anderen Reliquien, die dort ihren Platz haben, ausgestellt. Es ist schließlich ein großes, ein offenes Haus - da ist Platz für alles und jeden.

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