Ad Dominum - ad populum
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- 14. Mai 2018
Das Bild rechts zeigt einen Zustand, der seit gestern Vergangenheit ist: Zum 1409. Jahrestag der Weihe als Kirche erhielt nun auch Sancta Maria ad Martyres – bekannter unter dem etwas irreführenden Namen ‚Pantheon‘ – einen fest eingebauten Volksaltar. Also den der Gemeinde zugewandten Altartisch, von dem im Konzilsdokument zur Liturgiereform Sacrosanctum Concilium zwar nirgendwo die Rede ist, der den Vertretern des Bruches der Kirche mit ihrer katholischen Vergangenheit aber als augenfälligstes Symbol eben dieses Bruches lieb und teuer ist.
In Rom war die Einführung des Volksaltares über Jahrzehnte hin eher schleppend verlaufen. Teils, weil einige besonders alte Kirchen mit Altar über einer Confessio ohnehin nicht streng geostet waren oder ihre freistehenden Altäre ohnehin die Zelebration in beiderlei Richtung ermöglichte. Teils aus ästhetischen Bedenken, weil die bestehenden Altäre von großen Künstlern der Renaissance oder des Barocks geschaffen worden waren und sich von daher einer Umgestaltung widersetzten. In vielen Fällen, so auch im Pantheon, hatte man, um der aktuellen Mode zu genügen, einfach einen transportablen Altar bereitgestellt – eine Kompromisslösung, die freilich so zumeist weder den kirchenrechtlichen noch den ästhetischen Anforderungen entsprach.
Diese etwas italienisch-lässige Praxis hat sich unter dem amtierenden Bischof von Rom in den vergangenen Jahren deutlich verändert. In zunehmender Eile wurden auch bisher unangerührt gebliebene Kirchen mit dem fest im Boden verankerten Feldzeichen der neuen Ordnung ausgestattet – Fr. Zuhlsdorf nennt aus dem letzten halben Jahr S. Andrea della Valle und die Chiesa Nuova.
Unter diesen Umständen ist es erfreulich zu beobachten, daß dieser Weg nicht unumkehrbar ist. Die Berliner Kirche St. Afra war soweit bekannt die erste Kirche in Berlin, in der Ende der 30er Jahre an einem provisorisch aufgestellten Tisch „ad Populum“ zelebriert wurde. Der in gotisierender Holzschnitzarbeit des 19. Jahrhunderts ausgeführte Hochaltar wurde nach dem Krieg in zwei Stufen brutal reduziert und später durch einen so nahe wie möglich an die Messbesucher gerückten Volksaltar ersetzt. Seit über 10 Jahren ist St. Afra nun die Kirche des altrituellen Instituts St. Philipp Neri – und seit einigen Jahren wird dort auch wieder an einem aus einer Kirchenauflösung geretteten traditionellen Hochaltar zelebriert, der an der alten Stelle errichtet worden ist.
Update: katholisches.info zeigt bereits ein Bild des neuen Volksaltars: Er ist so dicht vor den Stufen des alten Altars platziert, daß nicht nur eine Zelebration im überlieferten Ritus fast unmöglich wird - auch für die neue Liturgie bleibt kaum genügend Platz. Hauptsache, die Symbolik stimmt.