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Franziskus zur Liturgie

Bild: Vatican MediaVom 12. - 15. Februar hat in Rom die Jahres-Vollversammlung der Gottesdienstkongregation stattgefunden, die sich das Thema „die liturgische Bildung des Volkes Gottes“ gestellt hat. Dieser Versammlung kommt in diesem Jahr, in dem zahlreiche 50. Jahrestage der Liturgiereform begangen werden, besonderes Gewicht zu; auch die „Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung“ wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Zu diesem Anlaß hat Papst Franziskus am 14. Februar in einer Ansprache vor den Mitgliedern der Vollversammlung sein Liturgieverständnis dargelegt.

Die Zusammenkunft mit dem Papst war wie üblich nicht öffentlich, der Inhalt der Ansprache wurde jedoch noch am gleichen Tag auf der Nachrichtensite des Vatikans in mehreren Sprachen veröffentlicht – ein Indiz dafür, daß der Vatikan dieser Rede große Bedeutung zumißt.

Der Papst begann seine Ansprache mit einem Hinweis auf die 1969 verabschiedeten Dokumente und Beschlüsse zur Liturgiereform, die er einerseits als Früchte der konziliaren Erneuerung und andererseits als „erste Schritte einer Reise, die mit kluger Stetigkeit fortzusetzen ist“ bezeichnete. „Die Gebetstradition der Kirche bedurfte erneuerter Ausdrucksweisen, ohne irgendetwas von ihrem Jahrtausende alten Reichtum zu verlieren und die sogar die Neuentdeckung der Schätze ihres Ursprungs ermöglichten“.

Im Folgenden bekräftigte Franziskus, daß es nicht genüge, die liturgischen Bücher zu erneuern, es sei auch eine „Erneuerung des Herzens“ erforderlich, um eine Begegnung mit dem „Gott der Lebenden“ (Mt 22,32) zu ermöglichen. Dazu würden heute der Apostolische Stuhl und die Bischofskonferenzen „im Geist der Kooperation, des Dialogs und der Synodalität“ zusammenwirken. Dabei erwähnte er ausdrücklich sein Motu Proprio „Magnum Principium“, das diese Zusammenarbeit auf eine neue Grundlage gestellt habe. Es gehe um eine kirchliche Gemeinschaft, in der Einheit und Unterschiedlichkeit in Harmonie stünden.

Weiterhin ging Franziskus ausdrücklich auf die Problematik der liturgischen Bildung ein. Er konkretisierte die von ihm in Evangelii Gaudium (231-233) dargelegte These, daß Realitäten wichtiger seien als Ideen, mit Bezug auf die Liturgie dahingehend, daß „Liturgie formendes Leben ist, und nicht eine zu erlernende Idee“. Dann fuhr er fort:

Daher ist es in der Liturgie ebenso wie in anderen Bereichen des kirchlichen Lebens gut, nicht bei dem Verlangen nach sterilen ideologischen Polarisierungen stehen zu bleiben, wie sie oft entstehen, wenn wir unsere Ideen als in allen Zusammenhängen gültig betrachten und dadurch eine Haltung ständigen Gegensatzes gegenüber denen entwickeln, die diese Ideen nicht teilen. Vielleicht von einigen Unsicherheiten der gegenwärtigen Situation ausgehend geraten wir so in die Gefahr, in eine Vergangenheit zurückzufallen, die es nicht mehr gibt– oder in eine vermutete Zukunft zu entfliehen.

Hier geht es weiter Der Ausgangspunkt muß demgegenüber der sein, die Realität der heiligen Liturgie anzuerkennen, die einen lebenden Schatz darstellt, den man nicht auf Geschmacksfragen, Rezepte und Strömungen reduzieren kann und den wir als unentbehrliche Nahrung für das organische Wachstum des Volkes Gottes mit Folgsamkeit aufnehmen und mit Liebe fördern sollten. Die Liturgie ist nicht das Spielfeld zum Selbertun, sondern der Ausdruck kirchlicher Gemeinschaft. Daher erklingt in Gebeten und Gesten das „Wir“ und nicht das „Ich“, die real existierende Gemeinschaft und kein ideales Subjekt. Wenn wir nostalgisch auf Strömungen der Vergangenheit zurückschauen und diese wieder zur Geltung bringen wollen, besteht das Risiko, das Teil über das Ganze, das „Ich“ vor das Volk Gottes, das Abstrakte über das Konkrete, die Ideologie über die Gemeinschaft und letzten Endes das Weltliche über das Geistige zu stellen.“

In einem späteren Absatz war Franziskus bemüht, diesem sehr von den Menschen und deren kirchlicher Gemeinschaft ausgehenden Verständnis von Liturgie eine stärker spirituelle Dimension zuzufügen. Er sagte:

Die Liturgie ist eine Erfahrung, die darauf ausgerichtet ist, das Leben durch Angleichung an die Denkweise und das Handeln des Herrn zu verwandeln, daher kann liturgische Bildung sich nicht einfach darauf beschränken, Wissen über liturgische Bücher zu vermitteln. Das ist zwar notwendig, reicht aber nicht aus. Das Gleiche gilt für den Schutz der getreulichen Einhaltung der liturgischen Vorschriften. Damit die Liturgie ihre formende und verwandelnde Funktion erfüllen kann, ist es erforderlich, daß die Geistlichen und die Laien in ihre Bedeutung und ihre Symbolsprache eingeführt werden – einschließlich der bildenden Kunst, von Gesang und Musik im Dienst der gefeierten Mysterien, sogar des Schweigens. Der Katechismus der katholischen Kirche selbst übernimmt die mystagogische Methode zur Erklärung der Liturgie und schätzt ihre Gebete und Zeichen hoch ein. Die Mystagogie bietet einen angemessenen Weg zur Einführung in das Geheimnis der Liturgie in der lebendigen Begegnung mit dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Mystagogie bedeutet die Entdeckung des neuen Lebens, das wir im Volk Gottes durch die Sakramente empfangen haben, und die Schönheit seiner Erneuerung beständig wieder zu entdecken.“

Abschließende Abschnitte der Rede betonten die Notwendigkeit der ständigen liturgischen Weiterbildung von Klerus und Laien sowie die Entwicklung einer „gesunden“ ars celebrandi im Geiste von Sacrosactum Concilium (14). Auch dabei seien die unterschiedlichen Anforderungen in den Bereichen der einzelnen Bischofskonferenzen zu beachten.

Weitere erste Berichte zu dieser Rede bringen The Catholic World Report und CNA.

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