„Wiederaufbau aus Ruinen“
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- 14. Mai 2019
Peter Kwasniewski hat den italienischen „Radici Christiane“ ein Interview gegeben, dessen englische Fassung jetzt unter dem Titel „Rebuildung Authentic Catholicism upon the Ruins of the Conciliar Experiment“ auf New Liturgical Movement erschienen ist. Wir haben zwei Abschnitte daraus übersetzt und empfehlen sehr die Lektüre des ganzen Textes.
Die reformierte Liturgie ist sowohl in den offiziellen Büchern als auch in der Art, wie sie allgemein implementiert worden ist, sehr stark von modernen Zügen geprägt: Autonomie, Spontaneität, Priorität für lokale Bedingungen, Musik und Kunst nach populären weltlichen Trends. Für die Art, in der unsere Vorfahren seit Menschengedenken die Liturgie feierten, hat sie nichts als Verachtung.
Das ist nicht nur für ernsthafte Gottsucher unattraktiv, es ist geradezu abstoßend. Keine Kirche wird jemals Anziehungskraft entwickeln, wenn sie den Menschen nur einen banalen und geschwätzigen Wortgottesdienst bietet, ein Gefängnis der Zeitgebundenheit für Zeitgebundene, statt sie so in die göttlichen Geheimnisse einzuführen, daß sie das Geheimnisvolle, Ehrfurchtgebietende Schreckliche und über der Zeit Stehende tatsächlich sehen, hören und fühlen können.
Die Hauptursache für den Auszug der Jugend aus der Kirche ist der, daß die „Kirche des II. Vatikanums“ jungen Männern und Frauen absolut nichts zu bieten hat – weder spirituell, noch moralisch, noch intellektuell oder kulturell – das ihre Neugier anfachen, ihr Gewissen aufwecken oder ihre Vorstellungskraft fesseln könnte. Da ist aber auch gar nichts, was ihnen eine Alternative zu den von der Gesellschaft angebotenen Wegen bieten könnte.
Frage: In Ihrem Artikel „How the Best Attacks against the Traditional Mass Fail“ zitieren Sie Alice v. Hildebrand mit der aussage, daß der Teufel die hl. Messe im überlieferten Ritus hasst. Warum?
Der Teufel hasst Disziplin, Aordnung, Schönheit, Demut, Selbstaufopferung, Liturgische Verehrung, Tradition und das Priestertum. Die alte römische Liturgie – und damit meine ich nicht nur die hl. Messe, sondern auch das Stundengebet und alle sakramentalen Riten – ist durchdrungen von Ordnung und Schönheit. Sie verlangt in hohes Maß an Demut, Disziplin und Selbstaufopferung von denen, die sie würdig und angemessen feiern wollen. Sie unterdrückt ganz bewuß Individualität und das Bestreben zur Selbstdarstellung oder zur „Selbstverwirklichung“, wie das die aktuelle Phrase ausdrückt. Sie ist auf die Anbetung und Verehrung Gottes hin ausgerichtet, dabei ist Christus selbst der Hohepriester und alle anderen sind nur Diener. Paradoxerweise erhebt und fördert sie die Gläubigen eben gerade deshalb, weil sie theozentrisch und christozentrisch angelegt ist und nicht wie modernes Denken und moderne Kultur den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Luzifer, das schönste unter allen Geschöpfen Gottes, verfiel der eigenliebe. Seine Sünde war die der Egozentrik, der Selbsterhöhung. Von daher ist jede Regung der Liturgie, die darauf aus ist, das „Ego“ der Zelebranten oder der Gläubigen zu befreien, hervorzuheben oder zu feiern, in ihrem Ursprung und in ihrer Wirkung vom Teufel. Die Kirche in ihrer von Gott gegebenen Weisheit wußte immer um die Gefahr der „befreiten“ charismatischen Persönlichkeit und hat sich dagegen durch Riten gewappnet, die sich durch Objektivität, Festigkeit, Genauigkeit Klarheit in der Lehre, asketische Anforderungen und ästhetische Vornehmheit auszeichnen. Diese Eigenschaften wirken schon von sich aus vielen festeingewurzelten Tendenzen der gefallenen menschlichen Natur entgegen: Gefühligkeit und Sentimentalität, Relativismus, Zweideutigkeit, Beliebigkeit, Nachlässigkeit und Ästhetizismus – wobei die völlige Geschmacklosigkeit oder Vernachlässigung der eigenen Erscheinung eine eigenartige Mutation von letzterem darstellt. (…) Der usus Antiquor ist in jeder Beziehung wie ein ununterbrocher Exorzismus des Teufels, der immer und immer wieder auf den Sieg des Fleisch gewordenen Gottes über den alten Feind des Menschengeschlechtes hinweist. Schon allein die Tatsache, daß die neue Liturgie die exorzistischen Elemente überall, so sie aufzufinden waren, abgeschafft oder verkürzt hat – im Taufritus, in verschiedenen Segnungen, im Ritus des Exorzismus selbst – spricht Bände.“
Soviel als Ausschnitt aus dem Interview. Hier noch einmal der Link zum kompletten Text auf Englisch.