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Eine Oktav der verlorenen Feste

Bild aus dem zitierten Artikel auf New Liturgical MovementAustralische Katholiken haben für die acht Tage vom 1. bis zum 8. Mai eine „Oktave of Liturgical Restoration“ ausgerufen (Quelle), um an die vier Festtage zu erinnern, die bereits unter den Päpsten Pius XII. und Johannes XXIII. vom Furor der Neuerer aus dem Kalender getilgt wurden: Das Doppelfest der Apostel Philipp und Jakobus am 1. Mai, die Auffindung des hl. Kreuzes durch Kaiserin Helena am 3., das Fest des Apostels Johannes von der lateinischen Pforte am 6. und das Fest der Erscheinung des Erzengels Michael am 8. Mai.

All diesen Festen ist zunächst gemeinsam, daß sie nicht über die „gesicherte historische Grundlage“ verfügen, die den Liturgie-Modernisierern so sehr am Herzen liegt. Für die Apostel – bestenfalls mit Ausnahme von Petrus und Paulus – gilt das generell. Reliquien sind ebenfalls suspekt, erst recht, wenn sie von einer Kaiserin aufgefunden worden sein sollen. „Johannes von der Porta Latina“ erinnert an eine der vielen überaus wunderbaren Episoden, die über das Leben des Apostels und Evangelisten im Umlauf sind – mit Sicherheit so nicht historisch, weg damit. Und Engelserscheinungen – also damit braucht man dem aufgeklärten Menschen des 20. Jahrhunderts wirklich nicht zu kommen.

Die Grundlage dieser Feste war eine andere: Sie sind Ausdruck von Glaubensgewissheiten, die über die Ebene empirisch-historischer Bezüge hinausgehen und waren als solche tief im Bewußtsein des frommen Volkes verankert. Trotz ihrer legendarischen Form gehen sie auf Überlieferungen teilweise ältester Zeiten zurück und enthalten von daher höchstwahrscheinlich sogar „historische Kerne“, deren Umfang und Qualität freilich nicht präzise bestimmbar sind.

Beim Fest der hl. Apostel Philippus und Jakobus, das sich als „Pip 'n Jim“ im angelsächsischen Bereich vielerorts großer Beliebtheit erfreute, kam noch ein weiteres Motiv dazu: Der 1. Mai wurde seit Ende des 19. Jahrhunderts in der Arbeiterbewegung ausgehend von den USA, Australien und England als „Kampftag der Arbeiterklasse“ begangen. Für ein säkularistisch infiziertes Denken konnte es da durchaus naheliegen, das traditionell am dritten Mittwoch nach Ostern gefeierte Fest des hl. Joseph, Brärigams der allerseligsten Jungfau und Gottesmutter Maria, als Festtag von Joseph dem Arbeiter auf eben dieses Datum zu verlegen. Was 1955 als Versuch zur Befestigung bedrohter Positionen gedacht sein mochte, erwies sich in der Folge schnell als wirkungslos, letztlich sogar kontraproduktiv; ein weiteres Glied in der Kette, die das Denken und Leben der Kirche an eher innerweltliche Vorstellungen vom Heil des Menschen schmiedet.

Auf die drei anderen aus dem Kalender gestrichenen Festtage wollen wir an den entsprechenden Tagen näher eingehen.

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