Wort - Element - Sakrament
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- 01. September 2020
In seinem hier bereits mehrfach angesprochenen kleinen Buch „Mit den Sakramenten spielt man nicht“ weist Dom Nicola Bux im Zusammenhang mit der Spendung des Taufsakraments auf zwei nach dem II. Vatikanum eingeführte Neuerungen hin, die sich durchaus negativ auf das Sakramentenverstädnis ausgewirkt haben. Die erste betrifft die in vielen Kirchen vorgenommene Platzierung des Taufsteins im oder nahe beim Altarraum. Bux schreibt dazu:
Dieser Brauch könnte so erklärt werden, daß dieses Sakrament zusammen mit der Eucharistie aus dem durchstoßenen Herzen Christi am Kreuz hervorgegangen ist. Die Bedeutung, die damit vermittelt wird, ist, daß die beiden Sakramente auf der selben Ebene sind. Aber die Taufe ist ein Sakrament für die noch nicht bekehrten, während die Eucharistie das Sakrament für die Bekehrten ist. Das Baptisterium stand früher außerhalb vor der Kirche und das Taufbecken später im Eingang und zeigte so den Initiationsweg von der Taufe zur Eucharistie au; das ist auch der Grund, weshalb der Tabernakel zur Aufbewahrung der Eucharistie nicht außerhalb der Kirche stand, wie es heute hier und da versucht worden ist.. Um zur Eucharistie zugelassen zu werden, musste man nämlich eingeweiht gewesen sein, das heißt, man musste in das Mysterium der Kirche eingeführt worden sein. (S. 20)
Eine zweite vielleicht noch folgenschwerere Veränderung sieht Bux in der Veränderung des Sprachgebrauchs, mit dem die Kirche auch in offiziellen Dokumenten ihr Handeln bezüglich der Sakramente beschreibt.
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat man für die Sakramente den Ausdruck „feiern“ (celebrare) statt „verwalten“ (administrare) vorgezogen. Die Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium sagt, „die liturgischen Handlungen sind nicht privater Natur, sondern feiern der Kirche, die das ‚Sakrament der Einheit‘ ist (Nr. 26); dennoch spricht sie auch von „Verwaltung“ der Sakramente (Nr. 63). Das lateinische Wort celeber bedeutet „häufig“, wenn man den Ausdruck „celebrare“ benutzt, dann bedeutet das, daß man zahlreich zusammenkommt, aber der Ausdruck möchte auch sagen, daß es eine öffentliche Handlung ist, eine kirchliche Handlung, auch wenn nur wenige Personen anwesend sind. Ein Sakrament zu spenden (administrare) bedeutet, eine konkrete Lebenssituation im Licht des Glaubens zu betrachten und sie durch das liturgisch-sakramentale Gebet als das Heilswerk Gottes zu verwandeln. Das Verb „verwalten“ oder „spenden“ (administrare) von ministrare „dienen“ betrachtet die Sakramente aus der Sicht des Priesters, der ihr Minister (Diener) ist; die Diener muß aber treu sein – sagt Jesus - , darf nichts Eigenes hinzufügen, geschweige denn etwas von dem wegnehmen, was ihm anvertraut ist. Die Verwaltung (administratio) bedeutet, sehr sorgfältig zu bewahren, was man empfangen hat. Die Sakramente müssen nach den liturgischen Büchern der Kirche verwaltet und gefeiert werden...
Das göttliche Wort schafft die Wirklichkeit des Sakraments, das Zeichen und Empfänger beinhaltet, und sie ist nicht nur kommunikativ oder informativ, sondern performativ. Der hl. Augustinus erklärt: „Nimm das Wort weg, und was ist das Wasser als eben Wasser? Es tritt das Wort zum Element, und es wird zum Sakrament“. (S. 21-22)
Soweit Nicola Bux. Die aktuelle Mentalität ist dazu geneigt, solche Ausführungen als pedantische Wortklaubereien zu betrachten, die bestenfalls von philologischem Interesse sind. Doch das wäre verfehlt. Die verunglückte Taufformel „Wir taufen dich...“ bietet ein drastisches Beispiel dafür, wie ursprünglich von wohlgemeinten pastoralen Überlegungen geleitete Versuche zur „Verheutigung“ des kirchlichen Sprachgebrauchs Entwicklungen auslösen oder zumindest befördern können, in deren Verlauf Anpassungen an aktuelles Sprechen und Empfinden, die doch nur den Zugang zur Sache erleichtern sollten, von den Zeitgeistern dazu genutzt werden können, das Verständnis der Sache in ihrem Sinne zu verändern – bis dahin, wo das falsche und unzutreffende „Wort zum Element“ tritt und das Sakrament vielleicht noch als Gemeinschaftserlebnis „gefeiert“, aber nicht durch die Kirche gespendet wird.
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Nicola Bux: Mit den Sakramenten spielt man nicht, 156 Seiten, 14,80 €, Edition Una Voce, Tremsbüttel 2018.