Bereichsnavigation Themen:

Hl. Joseph - bitte für uns!

Bild: B. StellaAm Mittwoch nach dem zweiten Sonntag nach Ostern, vielerorts auch am dritten Sonntag nach Ostern, wäre nach dem älteren Kalender das Hochfest des hl. Josephs Patron der Kirche gewesen. Die vielfachen Kalenderreformen des 20. Jahrhunderts haben dieses Fest, das der Kirche heute nötiger wäre als je zuvor, zum Verschwinden gebracht. Baldassare Stella hat uns einen Beitrag geschickt, der Einzelheiten dieser unglücklichen Reform vorstellt.

Der hl. Joseph - ein Reformopfer:

Im filigranen Geflecht des römischen Heiligenkalenders ist es schwer etwas zu verändern, ohne die Ordnung zu stören und gar zu zerstören wie es in den letzten Jahren vor 1962 mit der Einführung der vier liturgischen Klassen getan wurde. Ganz anders war dies als die Tage von simplex bis duplex begangen wurden und das was nicht zur vollen Geltung kommen konnte, zumindest kommemoriert wurde. Dies ist ein weites Problemfeld, welches in mehreren Beiträgen nach und nach bearbeitet werden soll.

Am 21. April wäre in diesem Jahr das Fest des hl. Josephs als Patron der katholischen Kirche, zu dem er vor 150 Jahren von Papst Pius IX. erhoben wurde und dem anlässlich dieses Jubiläums von Franziskus ein Themenjahr gewidmet wurde. Jedoch wurde das 1870 eingeführte Fest 1955 durch Papst Pius XII. abgeschafft und durch ein neues am 1. Mai ersetzt.

An diesem Fest läßt sich die Tragik mancher neu eingeführten Feste und die Problematik von Veränderungen im liturgischen Kalender sehen, wobei zwischen sinnvollen und widersinnigen Neuerungen sowie faulen Kompromissen zu unterscheiden ist.

Papst Pius IX. hat mit der Erhebung des hl Joseph zum Patron der universalen Kirche 1870 auch ein neues Fest für diesen stillen Glaubenszeugen eingeführt, dessen Heiligenfest am 19. März oft in die Fastenzeit fällt und keine Oktav hat. Für den neuen Festtag hat er, für Heilige ziemlich ungewöhnlich, aber für Themenfeste durchaus üblich, einen beweglichen Termin festgelegt, den Mittwoch nach dem zweiten Sonntag nach der Osteroktav. Diese Terminwahl ist behutsam, weil ein von Ostern abhängiges Fest kein anderes dauerhaft verdrängt, und zugleich geschickt, denn an dem diese Woche einleitenden Sonntag wird Christus als der Gute Hirte und sodann am Mittwoch dessen Pflegevater als Schutzherr der Kirche vorgestellt.

Hier geht es weiter

Das Gespür für die römische Liturgie offenbart sich auch in der Textauswahl. Die Evangelienperikope der Festmesse (Luk 3, 21 – 23) berichtet von der Taufe Jesu im Jordan, der Erscheinung des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube und der Stimme vom Himmel, die spricht: „Du bist mein geliebter Sohn.“ Erst im letzten Vers wird erwähnt, daß Jesus für den Sohn Josephs gehalten wurde. Joseph steht nicht im Mittelpunkt, sondern wird nur dezent, ganz seiner Demut entsprechend, erwähnt, nachdem Gottvater klargestellt hat: „Das ist mein Sohn“. Das Evangelium passt zudem mit der Thematik der Taufe wunderbar in die Osterzeit, genauso wie das prominente Auftreten des Heiligen Geistes, der als der bleibende Beistand angekündigt ist und dessen Kommen an Pfingsten erwartet wird. Wie passend und mit was für einem Feingefühl wurde das Schutzfest des Hl. Joseph in das Kirchenjahr eingefügt. Einfach schön. Dies ist ein hervorragendes Beispiel für eine sinnvolle Bereicherung der Liturgie.

Vor diesem Hintergrund erscheint das Fest vom hl. Joseph, dem Arbeiter, umso mehr wie eine politische Vergewaltigung des demütigen Zimmermanns. Dieses Fest hat Pius XII. als Reaktion auf die politische Bewegung des Kommunismus 1955 einführt und auf den 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiterklasse, gelegt, um den Gläubigen den hl. Joseph als Schutzpatron des katholischen Antikommunismus an die Seite zu stellen. So verwundert es nicht, daß das eigentliche Festgeheimnis die Arbeit ist und nicht der Ziehvater des Erlösers. Am deutlichsten und symptomatisch zeigt sich dies im Versikel der zweiten Nokturn des neugedichteten Festofficiums: O magnam dignitatem laboris, alleluia. Quem Christus sanctificavit, alleluia.

Weder das neue Meßformular Sapientia reddidit noch das Officium erfreuten sich jemals allgemeiner Beliebtheit. So wird in Bayern oft die Messe von Maria, der Patrona Bavariae, am 01. Mai verwendet, auch wenn dies kein Samstag ist, und im Nocturnale Romanum von 2002 hat sich Holger Sandhofe den Spaß erlaubt, für den Hymnus der Matutin Te, pater Ioseph, opifex colende die Melodie des nationalsozialistischen Horst-Wessel-Liedes – versteckt hinter dem Kürzel HWL – zu adaptieren. Intuitiv bemerkte man allenthalben, daß es unpassend ist, den hl. Joseph, einen adligen Handwerker aus dem Geschlechte des Königs David, zu einem proletarischen Arbeiter zu degradieren. Durch diese Feier hat Pius XII. das ehrwürdige Fest vom hl. Joseph, dem Schutzherrn der Kirche, ersetzt und abgeschafft und obendrein dafür das alte Fest der heiligen Apostel Philippus und Jakobus, welche bis dahin die Kalenden des Mai mit ihrem Märtyrerblut zierten, auf den 11. des Monats abgeschoben. Mittlerweile scheint die Gefahr des „klassischen“ Kommunismus kein globales und überzeitliches Problem mehr zu sein und die Sinnhaftigkeit dieser Veränderung der Liturgie erschließt sich immer weniger.

Stand heute ist für den 1. Mai ein fauler Kompromiß erlaubt. Man darf laut dem Ordo divini officii recitandi sacrique peragendi der Glaubenskongregation (Ecclesia Dei) seit letztem Jahr zwischen der neuen Messe Sapientia von Joseph, dem Arbeiter, und dem alten Formular Adjutor wählen. Was genau diese neue Unordnung soll, wird an diesem Beispiel allein nicht ersichtlich, jedoch ist insgesamt eine Tendenz zum stückchenweise Wiedererlauben der Liturgie, wie sie vor Pius XII. war, zu erkennen. (Mehr dazu in späteren Beiträgen.) Aber für heute verpasst der offizielle Ordo dem Liturgieliebhaber einen Dämpfer, indem er ohne Ausweichmöglichkeit das III.-Klass-Fest des hl. Anselm vorschreibt.

Das Desinteresse am Fest des hl. Joseph, dem Schutzpatron der Kirche, im Josephs-Jahr scheint ein Hinweis auf die fehlende Liebe zur und Sorge um die Alten Liturgie oder auf die Furcht, solche Dinge bei den zuständigen Autoritäten zu behandeln, zu sein. Denn was hätte es für eine bessere Gelegenheit gegeben als zum Jubiläum der Erhebung des hl. Joseph zum Schutzpatron der Kirche dieses Fest wiederherzustellen?

Zusätzliche Informationen