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Bischof Schneider und die Liturgie

In einem langen Interview mit dem polnischen Magazin Polonia Christiana äußerte sich Weihbischof Athanasius Schneider aus Astan ausführlich zu den Themen würdige Liturgie, Mundkommunikation, Glaubensverlust bei Klerus und Episkopat, Rolle der Frau im Gottesdienst, mit deren Behandlung er bisher schon mehrfach hervorgetreten ist. Außerdem berichtete er – so weit wir wissen, erstmalig – auch über einige Einzelheiten aus seinem Leben, das den gebürtigen „Wolgadeutschen“ Schneider aus der ehemaligen Sowjetunion zunächst in die Bundesrepublik und dann schließlich wieder zurück nach Zentralasien geführt hat. Hier einige Auszüge:

Das kommunistische Regime hatte das Ziel, eine Gesellschaft ohne Gott aufzubauen. Daher war jedes gottesdienstliche Zeichen in der Öffentlichkeit verboten. Der Glaube wurde in den Familien gelebt und weitergegeben, wo die katholischen Familien als Hauskirche fungierten. Ich hatte das große Glück und das Privileg, in eine sehr katholische Familie geboren zu werden, und so habe ich den katholischen Glauben sozusagen mit der Muttermilch aufgenommen. Während der Verfolgung und in Zeiten ohne Priester (die manchmal Jahre andauerten) feierten und heiligten meine Eltern jeden Sonntag mit uns Kindern durch gemeinsames Gebet am Vormittag. Später zogen wir dann nach Estland, wo wir etwa 100 km bis zur nächsten Kirche und dem nächsten Priester hatten. Daher reisten wir jeden Sonntag 100 km, um an der heiligen Messe teilzunehmen. Wir machten diese Sonntagsreisen sehr gerne, auch wenn uns das einige Opfer abverlangte. Unsere Familie hatte das Privileg, zwei heiligmäßige Priester persönlich zu kennen: Den sel. P. Alexij Zaritzki, einen ukrainischen Priester aus Lemberg, der 1963 als Märtyrer im Gulag zu Karaganda starb und 2001 selig gesprochen worden ist. Dann P. Janis Andreas Pavlovsky, einen Litauischen Kapuziner, der ebenfalls als Bekenner des Glaubens im Gulag zu Karaganda gelitten hat. Er war unser Pfarrer in Estland und starb 2000 in Riga.“

Auf die Frage, wie seine ersten Erfahrungen mit der Freiheit der Religionsaussübung nach der Übersiedlung nach Deutschland aussahen, antwortete der Bischof:

Wir haben den katholischen Glauben unter den Bedingungen der Verfolgung gelebt, und Deutschland und der Westen erschienen uns immer wie ein Paradies. In der verfolgten Kirche lebten wir in einem tiefen Glauben mit großer Ehrfurcht gegenüber allem Heiligen, den Priestern, der Liturgie und ganz besonders der heiligen Kommunion. Jetzt waren wir tief erschüttert durch den Mangel an Ehrfurcht und Sakralität in der Messliturgie.

Wir erlebten zum ersten Mal in unserem Leben das unglaubliche Bild der Austeilung der heiligen Kommunion auf die Hand. Das erschien uns so banal und alltäglich – wie die Verteilung von Plätzchen. Als wir nachhause gingen, fühlten wir einen stummen Schmerz in der Seele. Und als meine Mutter herausfand, daß es so in fast allen Kirchen zuging, die wir besuchten, brach sie vor Schmerz in Tränen aus.

Die schlimmste Gefahr und Folge der Handkommunion ist der enorme Verlust eucharistischer Partikel und dementsprechend die Tatsache, daß diese Partikel von den Füßen der Menschen in der Kirche in den Staub getreten werden. Eine weitere schwerwiegende Gefahr besteht im möglichen Diebstahl der konsekrierten Hostie. Es ist außerdem offenkundig, daß diese Praxis den Glauben schwächt, denn wenn man das Allerheiligste ohne angemessene Zeichen der Anbetung wie gewöhnliches Essen behandelt, untergräbt das den Glauben an die Wahrheit der Realpräsens und an die Lehre von der Transsubstantion.

Nach ausführlicher Behandlung der Probleme um die Liturgie und die Missverständnisse über Rolle und Aufgaben der Frau in der Kirche brachte der Interviewer das Gespräch auf die Einführung des Novus Ordo in Russland. Dazu führte Bischof Schneider aus:

Der Novus Ordo war in der ehemaligen Sowjetunion bereits in den frühen 70er Jahren eingeführt worden. Aber er wurde im Geist des Vetus Ordo zelebriert, voller Glauben und Ehrfurcht. In meiner Pfarrei in Tartu, Estland, der ich in den Jahren von 1969 – 1973 angehörte, wurde die Messe nach dem Novus Ordo gefeiert – aber „versus Deum" am Hochaltar, auf Latein, Kommunion an der Kommunionbank, kniend und als Mundkommunion. So gab es für meine Eltern und mich kaum einen sichtbaren Unterschied zwischen den beiden Ordnungen. Die Zelebration „versus populum" war in Kasachstan noch zu Sowjetzeiten eingeführt worden, aber die Zelebrationsweise war sehr von Ehrfurcht geprägt. Die Einführung erfolgte im frommen Gehorsam gegenüber den Wünschen des Heiligen Stuhls. Nach dem Untergang und Zerfall der Sowjetunion kamen dann viele Missionspriester aus verschiedenen Ländern. Einige dieser Priester führten Liturgische Praktiken ein, die nicht dem Frömmigkeitsleben der Gläubigen entsprachen, das sie aus der Verfolgungszeit ererbt hatten. Solche Praktiken waren z.B. der stehende Empfang der hl. Kommunion, die Verwendung von Gitarren, das Händeklatschen während der hl. Messe, kitschige Lieder und Lieder nach profanen Melodien für die Liturgie. Aber Gott sei Dank hat die katholische Bischofskonferenz Kasachstans die Norm festgelegt, daß nur die knieende Mundkommunion für den Empfang des allerheiligsten Sakramentes zugelassen ist, sofern Personen nicht körperlich am Knien gehindert sind. Die Gläubigen Kasachstans haben sich das kostbare Erbe aus der Verfolgungszeit bewahrt, nämlich einen tiefen Glauben, große Ehrfurcht in der Liturgie und insbesondere gegenüber der hl. Eucharistie; ein klares Sündenbewußtsein, und deshalb gehen die Gläubigen häufig zur Beichte, eine große Liebe zum Gebet und da besonders zur Eucharistischen Anbetung, Liebe und Ehrfurcht gegenüber den Priestern und ihrem Bischof, ganz allgemein ein klares Empfinden von allem und Verehrung für alles Heilige.“

Eine vollständige Übersetzung des Interviews ins Englische findet sich auf The New Liturgical Movement vom 22. Oktober.

In einem langen Interview mit dem polnischen Magazin Polonia Christiana äußerte sich Weihbischof Athanasius Schneider aus Astan ausführlich zu den Themen würdige Liturgie, Mundkommunikation, Glaubensverlust bei Klerus und Episkopat, Rolle der Frau im Gottesdienst, mit deren Behandlung er bisher schon mehrfach hervorgetreten ist. Außerdem berichtete er – so weit wir wissen, erstmalig – auch über einige Einzelheiten aus seinem Leben, das den gebürtigen „Wolgadeutschen“ Schneider aus der ehemaligen Sowjetunion zunächst in die Bundesrepublik und dann schließlich wieder zurück nach Zentralasien geführt hat. Hier einige Auszüge:

Das kommunistische Regime hatte das Ziel, eine Gesellschaft ohne Gott aufzubauen. Daher war jedes gottesdienstliche Zeichen in der Öffentlichkeit verboten. Der Glaube wurde in den Familien gelebt und weitergegeben, wo die katholischen Familien als Hauskirche fungierten. Ich hatte das große Glück und das Privileg, in eine sehr katholische Familie geboren zu werden, und so habe ich den katholischen Glauben sozusagen mit der Muttermilch aufgenommen. Während der Verfolgung und in Zeiten ohne Priester (die manchmal Jahre andauerten) feierten und heiligten meine Eltern jeden Sonntag mit uns Kindern durch gemeinsames Gebet am Vormittag. Später zogen wir dann nach Estland, wo wir etwa 100 km bis zur nächsten Kirche und dem nächsten Priester hatten. Daher reisten wir jeden Sonntag 100 km, um an der heiligen Messe teilzunehmen. Wir machten diese Sonntagsreisen sehr gerne, auch wenn uns das einige Opfer abverlangte. Unsere Familie hatte das Privileg, zwei heiligmäßige Priester persönlich zu kennen: Den sel. P. Alexij Zaritzki, einen ukrainischen Priester aus Lemberg, der 1963 als Märtyrer im Gulag zu Karaganda starb und 2001 selig gesprochen worden ist. Dann P. Janis Andreas Pavlovsky, einen Litauischen Kapuziner, der ebenfalls als Bekenner des Glaubens im Gulag zu Karaganda gelitten hat. Er war unser Pfarrer in Estland und starb 2000 in Riga.

Auf die Frage, wie seine ersten Erfahrungen mit der Freiheit der Religionsaussübung nach der Übersiedlung nach Deutschland aussahen, antwortete der Bischof:

Wir haben den katholischen Glauben unter den Bedingungen der Verfolgung gelebt, und Deutschland und der Westen erschienen uns immer wie ein Paradies. In der verfolgten Kirche lebten wir in einem tiefen Glauben mit großer Ehrfurcht gegenüber allem Heiligen, den Priestern, der Liturgie und ganz besonders der heiligen Kommunion. Jetzt waren wir tief erschüttert durch den Mangel an Ehrfurcht und Sakralität in der Messliturgie. Wir erlebten zum ersten Mal in unserem Leben das unglaubliche Bild der Austeilung der heiligen Kommunion auf die Hand. Das erschien uns so banal und alltäglich – wie die Verteilung von Plätzchen. Als wir nachhause gingen, fühlten wir einen stummen Schmerz in der Seele. Und als meine Mutter herausfand, daß es so in fast allen Kirchen zuging, die wir besuchten, brach sie vor Schmerz in Tränen aus.

Die schlimmste Gefahr und Folge der Handkommunion ist der enorme Verlust eucharistischer Partikel und dementsprechend die Tatsache, daß diese Partikel von den Füßen der Menschen in der Kirche in den Staub getreten werden. Eine weitere schwerwiegende Gefahr besteht im möglichen Diebstahl der konsekrierten Hostie. Es ist außerdem offenkundig, daß diese Praxis den Glauben schwächt, den Wenn man das Allerheiligste ohne angemessene Zeichen der Anbetung wie gewöhnliches Essen behandelt, untergräbt das den Glauben an die Wahrheit der Realpräsens und an die Lehre von der Transsubstantion.

Nach ausführlicher Behandlung der Probleme um die Liturgie und die Missverständnisse über Rolle und Aufgaben der Frau in der Kirche brachte der Interviewer das Gespräch auf die Einführung des Novus Ordo in Russland. Dazu führte Bischof Schneider aus:

Der Novus Ordo war in der ehemaligen Sowjetunion bereits in den frühen 70er Jahren eingeführt worden. Aber er wurde im Geist des Vetus Ordo zelebriert, voller Glauben und Ehrfurcht. In meiner Pfarei in Tartu, Estland, der ich in den Jahren von 1969 – 1973 angehörte, wurde die Messe nach dem Novus Ordo gefeiert – aber „versus Deum“ am Hochaltar, auf Latein, Kommunion an der Kommunionbank, kniend und als Mundkommunion. So gab es für meine Eltern und mich kaum einen sichtbaren Unterschied zwischen den beiden Ordnungen. Die Zelebration „versus populum“ war in Kasachstan noch zu Sowjetzeiten eingeführt worden, aber die Zelebrationsweise war sehr von Ehrfurch geprägt. Die Einführung erfolgte im frommen Gehorsam gegenüber den Wünschen des Heiligen Stuhls. Nach dem Untergang und Zerfall der Sowjetunion kamen dann viele Missionspriester aus verschiedenen Ländern. Einige dieser Priester führten Liturgische Praktiken ein, die nicht dem Frömmigkeitsleben der Gläubigen entsprachen, das sie aus der Verfolgungszeit ererbt hatten. Solche Praktiken waren z.B. der stehende Empfang der hl. Kommunion, die Verwendung von Gitarren, das Händeklatschen während der hl. Messe, kitschige Lieder und Lieder nach profanen Melodien für die Liturgie. Aber Gott sei Dank hat die katholische Bischofskonferenz Kasachstans die Norm festgelegt, daß nur die knienede Mundkommunion für den Empfang des allerheiligsten Sakramentes zugelassen ist, sofern Personen nicht körperlich am Knien gehindert sind. Die Gläubigen Kasachstans haben sich das kostbare Erbe aus der Verfolgungszeit bewahrt, nämlich einen tiefen Glauben, große Ehrfurcht in der Liturgie und insbesondere gegenüber der hl. Eucharistie; ein klares Sündenbewußtsein, und deshalb gehen die Gläubigen häufig zur Beichte, eine große Liebe zum Gebet und da besonders zur Eucharistischen Anbetung, Liebe und Ehrfurcht gegenüber den Priestern und ihrem Bischof, ganz allgemein ein ein klares Empfinden von allem und Verehrung für alles Heilige.

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