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Der Weg in den liturgischen Minimalismus   

BuchumschlagDer im vergangenen Jahr verstorbene ungarische Liturgiewissenschaftler László Dobszay hat die „Reform“ der Karwochenliturgie in seinem Buch über die Reformen Bugninis ausführlich untersucht. Dabei hat er immer wieder Anlass zu der Feststelung, daß diese noch unter dem Pontifikat von Papst Pius XII. erfolgte Neuordnung bereits in vielem die Grundsätze der Veränderungen erkennen läßt, die später die Reformen der 60er Jahre bestimmen sollten. Ein Wunder ist das nicht, war doch der spätere Erzbischof und Vorsitzende der Reformkomission „Consilium“, Hannibale Bugnini, auch schon an der Veränderung der Karliturgie maßgeblich beteiligt. 

Über die Liturgie des Palmsonntags schreibt Dobszay u.a.:

Es ist festzuhalten, daß es im Römischen Ritus keinen anderen Zeitabschnitt gibt, der so viele Elemente von den Gebräuchen der Kirche von Jerusalem übernommen hat wie die Karwoche. Die bildhafte Kraft einiger ihrer liturgischer Aktivitäten (z.B. die Riten des Palmsonntags) oder die Überreste der Verehrung der heiligen Stätten und Reliquien (z.B. am Karfreitag) breiteten sich von Jerusalem aus in der ganzen Kirche aus und gewährleisteten, daß keiner vom unmittelbaren (nachgerade physischen) Kontakt mit den heiligen Geheimnissen ausgeschlossen wäre. Das mag daher rühren, daß die Römische Liturgie sich nicht mit Worten zufrieden gibt, sondern an diesen heiligen Tagen den Ausdruck in sichtbaren Symbolen und dramatischen Handlungen sucht. Indem sie so die Sphäre der Worte überschreitet, drückt sie gleichzeitig eine theologische Sichtweise aus, nach der die Liturgie mehr ist als ein lehrhaftes, anspornendes oder gedenkendes Erinnern: Sie ist ein Akt des Mysteriums, in dem sich unter dem Schleier äußerer Handlungen die Realitäten der Erlösung in der Gegenwart verwirklichen.(...)

In dieser Hinsicht stellte der Ritus Curiae (d. h. der vortridentinische Gebrauch am päpstlichen Hof) und dann natürlich auch der Tridentinische Ritus bereits einen beträchtlichen Niedergang dar. Im Leben der Priester der päpstlichen Kammern fehlten sowohl die Voraussetzungen als auch die pastoralen Anreize für die vielfarbige Umsetzung einer solchen „bildhaften“ Liturgie. (...) Dieser bereits reduzierte tridentinische Ritus bildete nun den Ausgangspunkt für die Reformen der Bugnini-Liturgie. Die Neuerungen brachten weitere Verarmung, teilweise durch Vorgaben, teilweise durch Freistellung ad libitum, und führten so immer weiter in den liturgischen Minimalismus."

Im Jahr 2009 haben wir die Kapitel von „The Bugnini-Liturgy and the Reform of the Reform“ zur Karwoche mit freundlicher Genehmigung des Autors übersetzt und auf Summorum-Pontificum veröffentlicht. Hier die entsprechenden Seiten:

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