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Noch einmal: Zum Fest des hl. Pius X.

Einem Beitrag von Fr. Hunwicke auf seinem Blog Fr Hunwicke's Mutual Enrichment verdanken wir den Hinweis auf ein liturgisches Kuriosum - wenn man denn in liturgicis von einem Kuriosum sprechen darf. Da der große Kämpfer gegen den Modernismus Giuseppe Sarto im Jahre 1954 zur Ehre der Altäre erhoben wurde, stammt auch das Formular zur Feier seines Festes am 3. September aus den unruhigen ersten Jahren des liturgischen Umbaus unter der Ägide Annibale Bugninis. Da muß es den für den Entwurf der Messe des Hl. Pius zuständigen Liturgiebeamten großes Vergnügen bereitet haben, die im lateinischen Ritus aus den Psalmen zu nehmenden Texte des Propriums nicht wie der Tradition entsprechend aus der Vulgata oder sogar der Itala zu zitieren, sondern aus der brandneuen lateinischen Übersetzung (die in Wirklkichkeit natürlich auch eine Neuinterpretation ist) Kardinal Beas aus dem Jahr 1945.

Und so kommt es, daß im Introitus aus dem Psalm 88 nicht vom Erbarmen (misericordia) Gottes zu singen ist, sondern von seiner Gnade (gratia), und im Graduale (aus Psalm 39) klingt sogar ein wenig von jener neuen Ekklesiologie an, gegen die sich der Antimodernist Pius X. so entschieden gewehrt hatte: Beas „Annuntiabo iustitiam in coetu magno“ lässt entschieden mehr an die irdische „Versammlung des Gottesvolkes“ danken als das „Annuntiabo iustitiam tuam in ecclesia magna“, das zumindest beim Hören die Kirchlichkeit und Übernatur dieser Versammlung ins Bewußtsein ruft.

So unterstreicht auch dieses Messformular den Befund, daß dem Kampf des hl. Papstes Pius X. gegen den Modernismus letztlich der Erfolg versagt blieb. Er konnte den theologischen Zeitgeist zwar für einige Jahre in den Untergrund abdrängen - aus dem er dann mit neuer Gewalt und bis heute siegreich wieder hervorgebrochen ist.

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