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Der zensierte Psalter

Schon 2008 hatten wir in einem längeren Beitrag über den wenig sachgemäßen Umgang der reformierten Liturgie mit den Psalmen darauf hingewiesen, daß nicht nur in Textbestand und Übersetzung, sondern auch durch eine bis dahin für die Liturgie undenkbare Auswahl schwerwiegende Eingriffe in den Originalbestand vorgenommen worden sind:

Dafür leiden die Psalmen der Liturgia Horarum freilich unter einem schweren Anfall von Zensurwut bei ihren Kompilatoren: Die in der Wortwahl zarten Gemütern möglicherweise tatsächlich etwas „unsensibel" erscheinenden Psalmen (neue Zählweise) 57, 82 und 108 fehlen ganz, 77, 104 und 105 dürfen nur noch je einmal im Jahr in der Fastenzeit vorkommen. Gottes Wort – zu hart für unsere Zeit?

Auf der Konferenz Sacra Liturgia im vergangenen Juni in New York hat einer der Redner dieses Thema ausführlich dargestellt und in den Kontext des liturgierevolutionären Tumults der 68er-Zeit eingeordnet. Rorate Cæli hat jetzt den wesentlichen Inhalt dieses Vortrags veröffentlicht - merkwürdigerweise ohne Nennung eines Autors. Dort fanden wir auch das oben gezeigte Bild der sog. Jefferson-Bibel, aus der dritte US-Präsident und Hobby-Bibel-Historiker Thomas Jefferson alle Passagen ausgeschnitten hatte, die nicht in sein aufgeklärtes Weltbild passten.

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